Aostatal

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    In der Bergregion, die bis 1860 zu Frankreich gehörte und danach Italien zugeschlagen wurde, wird schon seit über 1000 Jahren Wein kultiviert. In ihr verschmelzen französische, schweizerische und italienische (piemontesische) Einflüsse zu einer eigenen, lokalen Weinkultur, die zunächst bäuerlich war, heute aber auch überregionalen Qualitätsansprüchen genügt. In den letzten 15 Jahren ist der Weinbau stark zurückgegangen. Nur noch 600 ha stehen unter Reben, nachdem es Ende des 19. Jahrhunderts noch 3000 ha waren. Das Qualitätsniveau des Weins hat sich mit der Einführung der DOC im Jahr 1971 bzw. 1985 jedoch stark verbessert. Heute werden im Aostatal (Valle d’Aosta) durchweg gute und einige sehr gute Rot- und Weißweine gewonnen, teils aus internationalen Rebsorten wie Chardonnay, Pinot Noir und Gamay (von letzterer sind allerdings nur Kleinstmengen vorhanden), teils aus piemontesischen Sorten (Dolcetto, Freisa, Nebbiolo) sowie teils aus autochthonen Reben, von denen es im Aostatal 13 gibt. Die am weitesten verbreitete und hochwertigste autochthone Sorte ist die Petit Rouge. Sie bildet die Basis für Rotweine wie Enfer d’Arvier, Torrette und Chambave Rouge, die drei wichtigsten Rotweine des Tals. Sie werden zusammen mit Dolcetto, Gamay, Pinot Noir sowie anderen autochthonen Sorten verschnitten (Verschneiden). Die zweite wichtige Rotweintraube ist die Vien de Nus. Sie ergibt leichte, alkoholarme Weine und wird immer mit anderen Sorten verschnitten, etwa mit Petit Rouge oder Pinot Noir. Die Sorte Fumin wird dagegen reinsortig gekeltert. Aus ihr entstehen dunkelfarbene, oft etwas raue Weine, die eine Zeit lang auf der Flasche reifen müssen. Die Sorte Cornalin, die in den 1940er Jahren ins Wallis gebracht wurde und dort als Humagne Rouge bekannt ist, wird nur noch selten angebaut. Die anderen autochthonen Rotweinsorten heißen Mayolet, Ner d’Ala (auch Gros Vien oder Vernassa), Vuillermin, Prëmetta, Cromassa, Bonda und Roussin. Der Donnas, der in steilen Terrassenweingärten am Eingang des Aostatals wächst, lässt bereits deutlich den Einfluss der piemontesischen Weinkultur spüren. Er wird hauptsächlich aus Nebbiolo gewonnen (mit Zusatz von Freisa und Neyret). Unter den einheimischen Weißweinsorten sticht die Petite Arvine heraus, eine spätreife Sorte, die im gesamten Aostatal angebaut wird und würzige Weine ergibt. Die Prié Blanc wächst nur am oberen Talende am Fuß des Mont-Blanc-Massivs, wo die Weinberge sich bis auf 1200 Meter Höhe hinziehen (es sind die höchsten in Europa). Der Wein heißt Blanc de Morgex et de La Salle: ein herber und etwas neutral schmeckender, aber sehr frischer Wein. Daneben werden Pinot Gris (der im Aostatal Malvoisie heißt), Muscat Blanc à Petits Grains (aus der sowohl trockene als auch süße Moscato-Bianco-Weine erzeugt werden) und Chardonnay angebaut.