Spargel zu kochen ist kein Hexenwerk. Doch wer glaubt, es reiche, das Gemüse einfach ins heiße Wasser zu werfen und abzuwarten, hat entweder viel Glück – oder einen sehr bescheidenen Anspruch an Biss und Geschmack.
Denn der Spargel, dieses flüchtige Frühlingsgemüse, verzeiht wenig: zu weich, und er fällt auseinander; zu fest, und er beißt zurück. Der Weg zum perfekten Garpunkt beginnt nicht erst im Wasser, sondern deutlich früher – beim Werkzeug, beim Wasser und beim Wissen um Zeit und Temperatur.
Der richtige Topf – mehr als ein Küchenfetisch
Man erkennt ihn sofort: hoch, schmal, mit Siebeinsatz – der klassische Spargeltopf. Seine Form erlaubt es, die Stangen aufrecht zu garen, die zarten Spitzen ragen dabei über die Wasseroberfläche hinaus und garen im Dampf. Das hat zwei Vorteile: Die Spitzen bleiben bissfest und zerfallen nicht, während die stärkeren Enden im Wasser weich werden dürfen.
Wer keinen Spargeltopf besitzt, muss nicht verzweifeln. Ein weiter, flacher Topf genügt – wenn man mit System arbeitet. Die Stangen dürfen nicht knicken, sie sollten gebündelt und vorsichtig ins Wasser gelegt werden. Ein Stück Küchengarn hilft beim Zusammenhalten. Und bitte: kein Aluminium. Es reagiert mit der Spargelsäure – mit dem Resultat: graue Streifen, metallischer Beigeschmack, kulinarische Tristesse.
Was gehört mit ins Wasser?
Die Faustregel: Weniger ist mehr. Ein wenig Salz, ein Hauch Zucker – um eventuelle Bitternoten auszugleichen – und ein Spritzer Zitronensaft. Manche geben noch ein Stückchen Butter ins Kochwasser, was erlaubt ist, aber nicht zwingend notwendig. Wer auf eine klassische Begleitung wie Sauce Hollandaise setzt, braucht ohnehin keinen buttrigen Vorlauf.
Wie lange muss Spargel kochen? – Eine Frage der Dicke
Es gibt keine exakte Uhrzeit für den perfekten Garpunkt, aber Erfahrungswerte:
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Weißer Spargel, mittlerer Stärke: 10 bis 15 Minuten.
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Grüner Spargel: etwas schneller – 8 bis 12 Minuten, je nach Dicke.
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Gefrorener Spargel: bitte nicht auftauen, sondern direkt ins Wasser geben. Die Garzeit verlängert sich auf 15 bis 20 Minuten, dafür bleibt das Aroma erhalten.
Der Spargel-Gar-Test – besser als jede Uhr
Die einzig verlässliche Methode: das Messer. Mit der Spitze eines kleinen Küchenmessers den Spargel am unteren Ende einstechen. Gleicht der Widerstand dem von weicher Butter – nicht zu hart, nicht zu weich –, ist der Spargel fertig. Wer ihn löffeln kann, hat zu lange gewartet.
Noch ein Wort zur Vorbereitung
Der beste Spargel kommt aus der Region, frisch gestochen – das versteht sich von selbst. Gekocht wird immer geschälter Spargel, mit Ausnahme der grünen Variante, bei der nur das untere Drittel geschält werden muss. Und gekocht wird er immer erst nach dem Schälen. Wer ihn vorher ins Wasser legt, riskiert ein wässriges Ergebnis.
Spargel kochen – einfach, wenn man’s kann
Die Kunst des Spargelkochens liegt nicht im Aufwand, sondern in der Aufmerksamkeit. Der richtige Topf, das richtige Wasser, die richtige Zeit – mehr braucht es nicht. Aber weniger auch nicht.
Denn wie so oft in der Küche entscheidet das scheinbar Nebensächliche über das Wesentliche. Wer das versteht, hat mit dem ersten Teller Frühling auf dem Tisch – und mit etwas Glück auch ein Glas gut gekühlten Weißwein in der Hand.