Über die Weinbaugeschichte Kaliforniens kann man nicht ohne das Napa Valley berichten; und über das Napa Valley wiederum nicht ohne das „Judgment of Paris“. Bei einer Blindverkostung stachen 1976 die besten Weine aus Napa die französische Elie aus. Ein Mythos war geboren und die Region markierte sich unübersehbar auf der Weinlandkarte der Welt.
Der Weinbau im Tal des Napa River nördlich von San Francisco ist vergleichsweise jung. 1862 gründete der deutschstämmige Charles Krug in St. Helena das erste Weingut. Reblaus und Prohibition brachten dem zarten Pflänzchen beinahe das Aus, erst in den 1960er Jahren ging es wieder richtig los. 1966 eröffnete Robert Mondavi, der zu einem Zugpferd der Region werden sollte, seine Kellerei in Oakville die erste Neugründung nach der Prohibition.
Das große Potenzial für Spitzenweine blieb nicht verborgen. 1981 wurde das Tal zur ersten AVA (American Viticultural Area), aktuell ist es in 14 AVA als Subzonen unterteilt. Über 400 Weinbaubetriebe produzieren eine große Vielfalt an Weinen– aber keine großen Mengen. Gerade mal vier Prozent des kalifornischen Weins kommen aus dem knapp 50 Kilometer langen Valley. Großes Renommee haben die Chardonnays, die begehrtesten und spektakulärsten Weine werden zweifellos aus Cabernet Sauvignon gekeltert – und das in einer überraschenden Vielfalt.
„Die Stile variieren deutlich“, erklärt Konstantin Baum. Der deutsche Master of Wine ist ein ausgewiesener Kenner der Region. „Es gibt viele Parameter. Da sind die unterschiedlichen Bodenformationen, fettere Böden in der Talsohle, kargere in den Höhenlagen. Diese reichen von wenig über Meereshöhe bis 400 Meter über Null. Je näher der Pazifik umso stärker ist sein kühlender Einfluss.“ So ist es am südlichen Ende des Tals messbar kühler als in St. Helena im Landesinneren wo die Sonne die typischen Nebel sehr viel schneller auflöst.
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Zudem bauen viele Güter den Cabernet Sauvignon nicht ganz reinsortig aus sondern ergänzen ihn in den erlaubten Grenzen mit anderen Rebsorten wie Cabernet franc, Petit Verdot oder auch mal Petite Syrah oder Zinfandel, auch werden im Keller Fässer aus französischer sowie amerikanischer Eiche eingesetzt, was ebenfalls prägenden Einfluss haben kann..
Eine Entwicklung ist klar erkennbar: Die Weingüter im Napa Valley sind nicht (mehr) auf der Suche nach schieren Kraft im Wein, sondern streben nach Komplexität, Finesse und der richtigen Portion Frische, die solche Spitzenweine auch zu willkommenen Essensbegleitern macht.
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Ausgewählte Napa-Cabernets
2017 Napa Valley Cabernet Sauvignon Louis M. Martini
Zur reifen Beerenfrucht (schwarze Johannisbeere, Heidelbeere) gesellen sich rauchige Holznoten. Viel Saft, Power und ordentlich reifes Tannin fragen nachdrücklich nach einem gegrillten Steak, gerne auch mit pikanter Sauce.
Bezug: Um 40 Euro, etwa bei www.vinexus.de
2018 Napa Valley Cabernet Sauvignon Robert Mondavi
Für diesen Napa-Klassiker wird Cabernet Sauvignon aus verschiedenen Lagen im Valley mit Cabernet Franc, Merlot sowie Petit Verdot ergänzt. Der noch junge Wein zeigt viel von allem: Frucht, Würze, Kraft und Tannin. Ein sicheres Match zu BBQ. U
Bezug: Um 50 Euro etwa bei www.hawesko.de
2018 Napa Valley Cabernet Sauvignon DuMol
Auch dieser Cabernet wurde aus Trauben verschiedener Herkünfte im Napa Valley gekeltert, woraus ein kompletter Wein resultiert: Viel Frucht und Würze kraftvoll mit langem aromatischem Nachhall. Bei aller Power recht ausgewogen. Kann noch einige Jahre reifen.
2017 Napa Valley Cabernet Sauvignon Matthiasson
Ein sehr eigenständiger Wein von Späteinsteigern. Steve Matthiasson war zunächst als landwirtschaftlicher Berater aktiv, 2003 gründete er mit seiner Frau Jill, einer studierten Botanikerin das Weingut in Napa. Ihr Cabernet ist betont auf Frische und Finesse ausgelegt. Helle Beerenfrucht zurückhaltender Holzeinsatz maßvolle Tannine und dezente 13 Prozent Alkohol. „Napa Cab of the old school“, wie die beiden Winzer sagen.
Bezug: Um 65 Euro bei www.weinamlimit.de
2014 Fay, Napa Valley Cabernet Sauvignon, Stag’s Leap Wine Cellars
Vom Weingut, dessen Cabernet beim “Judgment of Paris” alles überragte. Die Trauben für diesen Wein kommen von einem Weinberg, den Nathan Fay 1961 im Stags Leap District pflanzte und damit die Eignung des Terroirs für große Cabernets manifestierte. Viel Frucht (Pflaumen, Kirschen, Heidelbeeren) und Würze (Holz, Rauch, Lakritz). Voll und dicht gebaut mit enormer Kraft und viel reifen Gerbstoffen.
Bezug: Um 162 Euro bei www.weinemotionen.de
2016 St. Helena Napa Valley Cabernet Sauvignon, Corison
Unbeirrt hielt und hält Cathy Corison seit über drei Jahrzehnten an ihrer Linie fest: Weine zu erzeugen, die Kraft mit Finesse verbinden die sich erst beim zweiten Schluck, beim genaueren Betrachten offenbaren. Zeitlose Schönheiten die nicht laut auf sich aufmerksam machen, sondern mit feinen Nuancen und großem Reifepotenzial überzeugen. 2016 ist ein unterschätzter weil kühlerer Jahrgang. Mit nur 13,1 Prozent Alkohol feiner Frucht und zurückhaltendem Holzeinsatz, dabei tiefer Struktur und genau dosiertem Tannin, ist hier großer Stoff von internationaler Klasse entstanden.
Bezug: 110 Euro bei www.weinhalle.de