Was ihr noch nicht über Riesling wusstet

Moseltal Deutschland: Blick auf Weinberge und Ruinen der Burg Landshut in der Nähe von Bernkastel-Kues, Europa
Rieslingreben im Moseltal
Riesling ist der Platzhirsch unter den deutschen Rebsorten ... aber wieso eigentlich? Wie schmeckt ein typischer Riesling, was sollte man dazu essen und wo fühlt sich die Rebsorte besonders wohl? Daniel Bayer hat für den Weinkenner nachgeforscht.

Wenn man an Wein-Deutschland denkt, hat man unwei­ger­lich eine Reb­sor­te im Kopf: Ries­ling. Kein Wun­der, denn stol­ze 45 Pro­zent der welt­wei­ten Riesling-Rebfläche befin­den sich in der Bun­des­re­pu­blik. Wir woll­ten dem Hype auf den Grund gehen und haben Wein­blog­ger Dani­el Bay­er von „Wein ver­ste­hen” los­ge­schickt, damit er alles über Ries­ling in Erfah­rung bringt.


Inhalt:


Was ist Riesling?

Ries­ling ist eine wei­ße Reb­sor­te, die zu den hoch­wer­tigs­ten Gewäch­sen über­haupt zählt. Wenn du ger­ne durch Wein­gär­ten oder Wein­ber­ge wan­derst und Ries­ling erken­nen möch­test, soll­test du auf fol­gen­de Merk­ma­le ach­ten:

  • Trieb­spit­ze: gelb­grün, weiß­fil­zig, röt­lich behaart
  • Blät­ter: mit­tel­groß, meist fünf­lap­pig und nur wenig gebuch­tet, gezahnt, rund­lich
  • Bee­re: klein bis mit­tel­groß, rund, grün­gel­be Far­be, schwarz punk­tiert
  • Trau­be: geschul­tert, dicht­bee­rig

Wenn du dir die­se sor­ten­ty­pi­schen Merk­ma­le merkst, soll­test du in der Lage sein die Reb­sor­te im Wein­berg iden­ti­fi­zie­ren zu kön­nen.

Vollreife Rieslingtrauben | Foto: ©DWI
Voll­rei­fe Ries­ling­trau­ben ©DWI

Wo wird Riesling angebaut?

Ries­ling ist eine lang­sam rei­fen­de Reb­sor­te und fühlt sich des­halb beson­ders in küh­le­ren Anbau­ge­bie­ten pudel­wohl. Es hat also auch Vor­tei­le, dass in Deutsch­land eher küh­les Kli­ma herrscht, denn um ein Wein­gut zu besich­ti­gen, wel­ches auf Ries­ling setzt, musst du nicht weit fah­ren. Deutsch­land gilt als die Hei­mat des Ries­lings und mit ca. 23.809 ha Anbau­flä­che (2017) ist der Ries­ling die am wei­tes­ten ver­brei­te­te Reb­sor­te in Deutsch­land – Ten­denz stei­gend.

Tipp:

Das Wein­bau­ge­biet, wel­ches sich am meis­ten auf Ries­ling beschränkt hat ist der Rhein­gau. Dort wird vor allem auf Ries­ling gesetzt, denn 79 Pro­zent der Wein­gär­ten sind mit die­ser Wein­sor­te bestockt. Wenn es aller­dings um die rei­ne Flä­che geht, haben die Pfäl­zer die Nase vorn: Mit knapp 5.737 Hekt­ar fin­dest du dort die Wein­re­gi­on mit der größ­ten Anbau­flä­che an Ries­ling.

Die fol­gen­de Lis­te ver­deut­licht die Ver­tei­lung der Anbau­flä­chen, der wich­tigs­ten Anbau­ge­bie­te für Ries­ling:

  1. Pfalz (5.737 ha)
  2. Mosel (5.343 ha)
  3. Rhein­hes­sen (4.267 ha)
  4. Würt­tem­berg (3.244 ha)
  5. Rhein­gau (2.464 ha)
  6. Nahe (1.170 ha)
  7. Baden (1.166 ha)

Wie du siehst woh­nen wir direkt an der Quel­le, eini­ge der bes­ten Weiß­wei­ne der Welt wach­sen direkt vor unse­rer Haus­tü­re und war­ten dar­auf ent­deckt zu wer­den. Ries­ling wird aber natür­lich nicht nur in Deutsch­land erfolg­reich kul­ti­viert, auch auf ande­ren Kon­ti­nen­ten fühlt sich die Reb­sor­te wohl. Eini­ge Bei­spie­le und deren Ver­tei­lung fin­dest du in fol­gen­der Lis­te:

  • Deutsch­land (44,7 %)
  • USA (9,7 %)
  • Aus­tra­li­en (8,3 %)
  • Frank­reich (7 %)
  • Ukrai­ne (5,4 %)
  • Öster­reich (3,7 %)
  • Mol­da­wi­en (2,7 %)
  • Ungarn (2,6 %)
  • Tsche­chi­sche Repu­blik (2,4 %)
  • Neu­see­land (2 %)

Info:

Die welt­wei­te Anbau­flä­che von Ries­ling betrug 2010 rund 49.833 Hekt­ar.

Wie schmeckt Riesling?

So viel zu den har­ten Zah­len, Daten und Fak­ten. Viel span­nen­der sind aber oft­mals die Din­ge, die wir nicht ein­deu­tig zäh­len, mes­sen oder aus­wer­ten kön­nen. Was uns zu der inter­es­san­tes­ten aller Fra­gen führt: „Wie schmeckt Ries­ling?“

Dabei bie­tet die Reb­sor­te eine immense Band­brei­te von Aro­men, die je nach Ter­ro­ir, Aus­bau, Phi­lo­so­phie des Win­zers und vie­len ande­ren Ein­fluss­fak­to­ren vari­ie­ren kann. Damit du einen Anhalts­punkt hast, wie Ries­ling in etwa schme­cken kann, siehst du hier eini­ge Bei­spie­le für typi­sche Frucht­aro­men:

Aroma Apfel
Aroma Zitrone
Aroma Aprikose
Aroma Limette
Aroma Pfirsich
Aroma Birne

Die von mir auf­ge­zähl­ten Aro­ma Bei­spie­le sol­len ledig­lich eine Stüt­ze sein, wenn du gar nicht weißt wo du Anset­zen sollst. In sol­chen Fäl­len kön­nen der­ar­ti­ge Lis­ten eine gro­ße Hil­fe sein. Es sind aber nicht nur die fruch­ti­gen Noten, die den Ries­ling so lecker machen. In vie­len hoch­wer­ti­gen Wei­nen sind zusätz­li­che Anklän­ge von Aro­men ent­hal­ten, die beson­ders geschätzt wer­den. Zu die­sen zäh­len bei­spiels­wei­se:

Aroma Schiefer
Aroma Muskatnuss
Aroma Minze
Aroma Wildkräuter
Aroma Blumen
Aroma Feuerstein

Zitat von Win­zer Egon Mül­ler:

…die ver­wit­ter­ten Schie­fer­stü­cke, die in der Erde das Was­ser spei­chern – ver­lei­hen den Trau­ben den Geschmack, den die Kri­ti­ker als ‘schief­ri­ge Mine­ra­li­tät’ bezeich­nen. Nach allem, was man weiß, ist es das, was einen Wein beson­ders macht: Was kriegt der vom Boden mit?

Das sind schon eine gan­ze Men­ge an Aro­men und mög­li­chen Düf­ten, die du im Ries­ling fin­den kannst. Eine wei­te­re cha­rak­te­ris­ti­sche Kom­po­nen­te, die Ries­ling ent­wi­ckeln kann, tritt mit zuneh­men­der Rei­fe zuta­ge und Ries­ling eig­net sich her­vor­ra­gend dafür, im Alter noch bes­ser zu wer­den und zu rei­fen. Die­se Note wird all­ge­mein als Petrol- oder Kero­sin­ton bezeich­net und ist die wohl pola­ri­sie­rends­te im Aro­men­spek­trum. Die einen mögen die­sen Duft, wäh­rend die ande­ren getrost dar­auf ver­zich­ten.

Geschmä­cker und Mei­nun­gen sind eben ver­schie­den. Und das ist auch gut so (ich für mei­nen Teil ste­he aber auf eine dezen­te Petrol­no­te im Wein!)

Tipp:

Der Ries­ling hat, ähn­lich wie der Pinot Noir, die groß­ar­ti­ge Eigen­schaft das Ter­ro­ir sei­ner jewei­li­gen Lage, authen­tisch aus­drü­cken zu kön­nen. Bereits die Nase kann Auf­schluss über Her­kunft und Boden des Trop­fens geben.

Die Säure im Riesling

So viel zu dem, was wir über die Nase wahr­neh­men, aber wie sieht es eigent­lich mit dem Geschmack aus, also dem, was wir im Mund füh­len kön­nen? Eine wich­ti­ge Rol­le spielt beim Ries­ling selbst­ver­ständ­lich die Säu­re. Die­se Säu­re sorgt dafür, dass jun­ge Riesling-Weine kna­ckig und frisch schme­cken. Der hohe Säu­re­an­teil im Ries­ling sorgt aber auch dafür, dass ein erhöh­ter Rest­zu­cker­an­teil gepuf­fert wer­den kann, was bewirkt, dass auch Wei­ne mit spür­ba­rer Rest­sü­ße oft noch als tro­cken emp­fun­den wer­den.

Im Klar­text heißt das: Ein Ries­ling der auf­grund sei­nes Rest­zu­cker­an­teils eigent­lich sehr süß schme­cken soll­te, kann durch sei­nen hohen Säu­re­an­teil weni­ger süß schme­cken.

Das Weinbaugebiet Mosel

Moseltal Deutschland: Blick auf Weinberge und Ruinen der Burg Landshut in der Nähe von Bernkastel-Kues, Europa
Ries­lin­gre­ben im Mosel­tal

Eine Anbau­re­gi­on, die die­se Balan­ce aus Säu­re, Süße und Geschmack in per­fek­ter Har­mo­nie zum Aus­druck brin­gen kann, ist die Mosel. Die­se Wein­re­gi­on umfasst ca. 8.770 Hekt­ar Reb­flä­chen ent­lang der Mosel und ihren Neben­flüs­sen der Saar und Ruwer. Beson­ders emp­feh­len kann ich den Kabi­nett Wein. So heißt die ers­te Stu­fe der Prä­di­kats­wei­ne, die sowohl süß, halb­tro­cken oder tro­cken schme­cken kann. Aller­dings ste­chen für mich beson­ders die rest­sü­ßen Kabi­nett Wei­ne an der Mosel her­aus.

Mit nur sie­ben bis acht Pro­zent Alko­hol und einem bei­spiel­lo­sen Trink­fluss trans­por­tie­ren sie für mich die pure Freu­de am Wein. Das Wein­bau­ge­biet Mosel wer­de ich in einem der kom­men­den Bei­trä­ge noch genau­er vor­stel­len und näher beleuch­ten. Natür­lich gibt es noch vie­le wei­te­re span­nen­de Wein­bau­re­gio­nen in Deutsch­land, die es wert sind näher betrach­tet zu wer­den. Und auch im Elsass und in Öster­reich ent­ste­hen bemer­kens­wer­te Wei­ne.

Dazu schmeckt er

Ries­ling kann sehr viel­fäl­tig und unter­schied­lich sein. Was die Reb­sor­te so viel­sei­tig macht, sind vor allem die Unter­schie­de in den Wei­nen selbst. Je nach Wein­bau­re­gi­on und Wein­stil ent­wi­ckeln die Wei­ne eine eige­ne Sti­lis­tik. Das sorgt aber auch dazu, dass es für fast jede Spei­se den pas­sen­den Ries­ling gibt.

Food Pai­ring: Wir emp­feh­len…

Asiatisches Essen

… zu schar­fen, asia­ti­schen Spei­sen: Wein­gut Van Vol­xem Bock­stein Ries­ling Spät­le­se 2016

Picknick

… für das nächs­te Pick­nick: Wein­gut A. Christ­mann Ries­ling Gim­mel­din­gen Kapel­len­berg 2016

Schokoladen Dessert

… zu Nach­spei­sen: Wein­gut Mar­kus Moli­tor Ürzi­ger Würz­gar­ten 2015

Käseplatte

… zu Käse: Wein­gut Dönn­hof Ries­ling Spät­le­se Nie­der­häu­ser Her­manns­höh­le 2016

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