Was ihr noch nicht über die Weinregion Mosel wusstet

Die Mosel-Saarschleife in Trittenheim
Das Weinbaugebiet Mosel bietet ein im weltweiten Vergleich fantastisches Preis-Genuss-Verhältnis und spielt in Sachen Riesling ganz oben mit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählten die Weine an Mosel, Saar und Ruwer gar zu den teuersten und begehrtesten der Welt. Doch was macht die edlen Tropfen dieser Region so besonders und einzigartig? Weinblogger Daniel Bayer, der regelmäßig Gespräche mit den Winzern der Region führt, hat für den Weinkenner recherchiert.

Wenn man an die Mosel denkt, asso­zi­iert man damit vor allem Weiß­wein. Kein Wun­der, denn stol­ze 91 Pro­zent der Mosel sind aus­schließ­lich mit wei­ßen Reb­sor­ten bestockt. Wir woll­ten in Erfah­rung brin­gen war­um Weiß­wein dort der­art domi­niert und war­um sich beson­ders Ries­ling an der Mosel so wohl fühlt. Des­halb haben wir Wein­blog­ger Dani­el Bay­er von „Wein ver­ste­hen” los­ge­schickt, damit er alles über die Wei­ne um Mosel, Saar und Ruwer in Erfah­rung bringt.


Inhalt:


Das Weinbaugebiet Mosel

Wer schon ein­mal im Wein­bau­ge­biet Mosel zu Besuch war, ver­gisst nie­mals den Anblick der impo­san­ten Wein­ber­ge, die sich ent­lang der Flüs­se erhe­ben. Ein schier end­lo­ses Reben­meer erstreckt sich auf rund 8.770 Hekt­ar Reb­flä­che. Trau­ben soweit das Auge reicht.

Dabei befin­den sich ca. 40 Pro­zent die­ser Reb­flä­chen direkt an den stei­len Hän­gen der Fluss­tä­ler. Somit ist die Mosel­re­gi­on mit annä­hernd 3.530 Hekt­ar Reb­flä­chen in Steil­la­gen das größ­te, zusam­men­hän­gen­de Steil­la­gen­wein­bau­ge­biet der Welt. Exper­ten spre­chen von einer Steil­la­ge, wenn die­se eine Hang­nei­gung von min­des­tens 30 Pro­zent auf­weist. Das Ent­spricht einer Nei­gung von etwa 16.7 Grad.

Tipp: Aben­teu­rer auf­ge­passt! Auch der steils­te Wein­berg Euro­pas liegt an der Mosel. Die Rede ist vom Brem­mer Cal­mont. Mit einer Höhe von rund 380 Metern und einer Hang­nei­gung von ca. 65 Grad gilt er als der steils­te Wein­berg Euro­pas. Für die sport­li­chen Wein­freun­de habe ich nun einen abso­lu­ten Geheim­tipp: Durch den Wein­berg führt ein anspruchs­vol­ler Klet­ter­steig! Der Calmont-Klettersteig bie­tet ein groß­ar­ti­ges Pan­ora­ma zwi­schen den Orten Bremm und Ediger-Eller.

Wenn wir über das Wein­bau­ge­biet Mosel spre­chen, dann zäh­len dazu natür­lich auch die Regio­nen um ihre Neben­flüs­se dazu. Die­se sind die wein­bau­li­chen Berei­che „Saar“ und „Ruwertal“. Zwi­schen 1936 und 2007 wur­den die Wein­eti­ket­ten mit der Auf­schrift Mosel-Saar-Ruwer gekenn­zeich­net, um die Her­kunft deut­lich zu machen. Aller­dings ent­schloss das Bun­des­ka­bi­nett eine Anpas­sung des Wein­ge­set­zes, so dass spä­tes­tens seit dem August 2009 nur noch das Wort „Mosel“ auf den Wein­eti­ket­ten zu fin­den ist. Eine Maß­nah­me, die damit begrün­det wur­de, dass sich die Bezeich­nung „Mosel“ inter­na­tio­nal bes­ser ver­mark­ten ließe.

Bei genaue­rer Betrach­tung des größ­ten Steil­la­gen­wein­bau­ge­biets der Welt, stellt man fest, dass die­ses in sechs wein­recht­li­che Berei­che unter­teilt ist:

  1. Burg Cochem (Ter­ras­sen­mo­sel)
  2. Bern­kas­tel (Mit­tel­mo­sel)
  3. Saar
  4. Ruwertal
  5. Ober­mo­sel
  6. Mos­el­tor
Tipp: Die Mosel ist das ältes­te Wein­bau­ge­biet in Deutsch­land. Den Anfang mach­ten die Römer, deren Spu­ren beson­ders in Trier sicht­bar wer­den. Es lohnt sich auf jeden Fall die­se Stadt ein­mal zu besu­chen, denn die dort zu bestau­nen­den Römi­schen Bau­denk­mä­ler zäh­len seit 1986 zum UNESCO-Welterbe. Dazu zäh­len bei­spiels­wei­se das Amphi­thea­ter, die Bar­bar­a­ther­men, Kai­ser­ther­men, Kon­stan­tin­ba­si­li­ka, Por­ta Nigra und die Römerbrücke.

Welche Rebsorten werden angebaut?

Soviel zur Geo­gra­phie und eini­gen Zah­len der ältes­ten Wein­bau­re­gi­on Deutsch­lands. Viel span­nen­der aber ist die Fra­ge, wel­che Art von Wein dort gekel­tert wird.

Wie bereits erwähnt, sind 91 Pro­zent der Reb­flä­chen mit wei­ßen Reb­sor­ten bestockt. Ange­führt vom Ries­ling! Stol­ze 60,5 Pro­zent nimmt die „Köni­gin der wei­ßen Trau­ben“ in Anspruch und ist damit die kla­re Num­mer eins an der Mosel. Der Ries­ling wird je nach Most­ge­wicht in den höchs­ten Qua­li­täts­stu­fen aus­ge­baut: Kabi­nett, Spät­le­se, Aus­le­se bzw. Bee­ren­aus­le­se, Tro­cken­bee­ren­aus­le­se oder Eis­wein. Dies sind die frucht- und edel­sü­ßen Wei­ne. Rest­sü­ße Riesling-Weine der hoch­wer­tigs­ten Wein­ber­ge an der Mosel wer­den als VDP.GROSSE LAGE bezeich­net.  Die­se Wei­ne ber­gen ein groß­ar­ti­ges Rei­fe­po­ten­zi­al, einen aus­drucks­star­ken Lagen­cha­rak­ter und ver­fü­gen über einen sehr kom­ple­xen Geschmack. Die tro­cken aus­ge­bau­ten Wei­ne aus einer VDP.GROSSER LAGE® wer­den als VDP.GROSSES GEWÄCHS® bezeich­net und mit dem GG-Trauben-Logo des VDP als Glas­prä­gung gekennzeichnet.

VDP Grosse Lage
© VDP

Die Num­mer zwei mit rund 14 Pro­zent Reb­flä­che fühlt sich in den fla­che­ren Wein­gär­ten mit weni­ger kar­gen Böden wohl. Dort wo der Boden einen hohen Anteil an Lehm und Ton auf­weist und etwas tief­grün­di­ger ist, hat sich der Müller-Thurgau, auch bekannt als Riva­ner, breit gemacht. Sei­ne Säu­re ist weni­ger stark aus­ge­prägt, als beim Ries­ling. Durch sei­ne fruch­ti­ge und fri­sche Aro­ma­tik, passt er gut zur leich­ten, regio­na­len Küche oder solo, im Som­mer auf der Terrasse.

Mit etwas grö­ße­rem Abstand, steht an drit­ter Stel­le der Elb­ling. Auch wenn die Sor­te eher ein ein­sa­mes Nischen­da­sein fris­tet, gibt es eini­ge Win­zer vor allem an der Ober­mo­sel, die sich auf die lan­ge Tra­di­ti­on der Rebe zurück­be­sinnt. Die­se Win­zer legen Wert auf die 2000-jährige Anbau­tra­di­ti­on, die den Elb­ling zu einer der ältes­ten, kul­ti­vier­ten Reben der Welt macht. Heut­zu­ta­ge wer­den aus den Elbling-Trauben fri­sche, sprit­zi­ge Weiß­wei­ne und Sek­te hergestellt.

Natür­lich wer­den auch rote Sor­ten ange­baut. Auf Platz eins, mit rund 4,6 Pro­zent steht der Spät­bur­gun­der und auf Platz zwei, mit rund 3,3 Pro­zent der Dorn­fel­der. Es gibt eini­ge Win­zer an der Mosel, die sich stär­ker auf Rot­wei­ne kon­zen­trie­ren und zum Teil sehr gute Ergeb­nis­se erzie­len, jedoch blei­ben die Trop­fen im Schat­ten des über­mäch­ti­gen Ries­lings eine Randerscheinung.

Mosel-Wein früher und heute

Einst zähl­ten die Ries­lin­ge der Mosel und Saar zu den teu­ers­ten und begehr­tes­ten Trop­fen der Welt. In den Spit­zen­re­stau­rants domi­nier­ten Saar Wei­ne die Wein­kar­ten und waren sogar kost­spie­li­ger als Bor­deaux oder Bur­gun­der Wei­ne. Im Ritz in Paris oder New York trank man deut­schen Wein, wenn man etwas auf sich hielt.

Die­ses gol­de­ne Zeit­al­ter ende­te mit dem Holo­caust und der Ermor­dung zahl­rei­cher jüdi­scher Wein­händ­ler, die den edlen Reb­saft in die wich­tigs­ten Märk­te der Welt expor­tiert hat­ten. Nach dem Krieg drif­te­te die Regi­on kom­plett ab und pro­du­zier­te bil­li­gen, süßen Mas­sen­wein, anstatt sich auf ihre dama­li­gen Stär­ken zu kon­zen­trie­ren. Die gol­de­nen Zei­ten waren vor­bei. Was folg­te war eine lan­ge, aus­sichts­lo­se Depres­si­on, die den gesam­ten deut­schen Wein­bau erfass­te und bis um die Jahr­tau­send­wen­de her­um andauerte.

Weingut Van Volxem Roman Niewodniczanski mit Trauben
Roman Nie­wod­nicz­an­ski vom Wein­gut Van Vol­xem mit Riesling-Trauben. © Van Volxem

Trotz die­ser fata­len und ver­zwei­fel­ten Situa­ti­on gab es eini­ge Win­zer, die sich wei­ger­ten, gepantsch­ten Bil­lig­wein zu pro­du­zie­ren und statt­des­sen rigo­ros auf Qua­li­tät setz­ten. Allen vor­an Egon Mül­ler III., der die Regi­on am Leben hielt. Vie­le jun­ge Win­zer nah­men sich dies zum Vor­bild und ver­such­ten den Kar­ren gemein­sam wie­der aus dem Dreck zu zie­hen. Ein neu­er Elan hat die gesam­te Regi­on erfasst, so dass heu­te gene­ra­ti­ons­über­grei­fend wie­der alle an einem Strang zie­hen und gemein­sam dafür sor­gen, dass Mosel-Wein Weltklasse-Niveau erreicht.

Tipp: Roman Nie­wod­nicz­an­ski vom Wein­gut Van Vol­xem ist eine der trei­ben­den Kräf­te an der Saar, die heu­te dafür sorgt, dass die Regi­on wie­der an ihre gro­ßen Tage anknüp­fen kann. In einem span­nen­den Podcast-Interview bespre­chen wir sehr aus­führ­lich die Ent­wick­lung der letz­ten ein­hun­dert Jahre.

Wie schmeckt eigentlich Mosel-Riesling?

Ries­ling aus dem Wein­bau­ge­biet Mosel ist für sei­ne Leich­tig­keit, Trink­freu­de und Bekömm­lich­keit bekannt. Die Wei­ne ver­sprü­hen eine spie­le­ri­sche Unbe­schwert­heit, ohne dabei ein­fach oder plump zu wir­ken. Im Gegen­teil: Ele­ganz, Fines­se und eine kaum zu grei­fen­de Fein­heit zeich­nen die­se Wei­ne aus.

Sie lösen einen ani­mie­ren­den Trink­fluss aus und sor­gen dafür, dass jeder Schluck sofort nach dem nächs­ten ver­langt. Nir­gend­wo sonst gelingt es so viel Geschmack, bei gleich­zei­tig so gerin­gem Alko­hol­ge­halt in die Fla­schen zu fül­len. Beson­ders Saar-Riesling ver­kör­pert die­se beschwing­te Leich­tig­keit und trifft damit den gegen­wär­ti­gen Geschmack vie­ler Men­schen, die die Lust an schwe­ren und fet­ten Wei­nen ver­lo­ren haben. Trotz ihrer beein­dru­cken­den Kom­ple­xi­tät blei­ben die edlen Trop­fen stets schlang, extrem fein und finessenreich.

Tipp: Der teu­ers­te „jun­ge“ Weiß­wein der Welt ist ein Saar-Riesling und kommt aus Deutsch­land. Auf der Auk­ti­on „Gro­ßer Ring 2015“ in Trier erziel­te eine 2003er Scharz­hof­ber­ger Ries­ling Tro­cken­bee­ren­aus­le­se von Egon Mül­ler einen sagen­haf­ten Preis von 12.000 Euro. Inklu­si­ve 5 Pro­zent Auk­ti­ons­ge­bühr und 19 Pro­zent Mehr­wert­steu­er beträgt der Preis pro 0,75-Liter-Flasche sogar 14.994 Euro. Das ist der höchs­te Preis, der je für ein Ver­stei­ge­rungs­los jun­ger Deut­scher Wei­ne erreicht wurde.

Dazu schmeckt Mosel-Riesling

Je nach Aus­bau, Alter des Weins und Wein­stil las­sen sich die Wei­ne mit unter­schied­li­chen Spei­sen kom­bi­nie­ren. Dabei kann es sich durch­aus loh­nen den Trop­fen eini­ge Jah­re im Kel­ler zu lagern, da beson­ders gereif­te Mosel-Rieslinge zu kräf­ti­ge­ren Gerich­ten gut pas­sen und einen groß­ar­ti­gen Genuss bie­ten können.

Food Pairing: Wir empfehlen…

Meeresfruechte Shrimps Garnelen

… zu gegrill­ten Mee­res­früch­ten: Von Othe­gra­ven Bock­stein Ries­ling Kabi­nett 2017

Salat

… zum Salat: Kart­häu­ser­hof Ries­ling “Alte Reben” Spät­le­se tro­cken 2015

Geflügel

… zu hel­len Geflü­gel­ge­rich­ten mit Reis und einer Sah­ne­sauce: Dr. Loo­sen Ries­ling Blau­schie­fer tro­cken 2017

Picknick

… für das nächs­te Pick­nick: Van Vol­xem VV Ries­ling 2017

Schokoladen Dessert

… zu Nach­spei­sen: Mar­kus Molitor Zelt­in­ger Son­nen­uhr Ries­ling Spät­le­se frucht­süss 2016

Wichtige Veranstaltungen in der Weinregion Mosel

Um die Mosel zu erle­ben und mög­lichst vie­le Win­zer und ver­schie­de­ne Wei­ne ken­nen ler­nen zu kön­nen, emp­feh­le ich eine der nach­fol­gend genann­ten Ver­an­stal­tun­gen zu besu­chen. Soll­test du Inter­es­se an der Teil­nah­me eines Events haben, sei noch erwähnt, dass Hotels in die­ser Zeit beson­ders rar sind. Du soll­test dich also im Ide­al­fall bereits jetzt um die Pla­nung und den Kauf der Tickets kümmern.

Mythos Mosel

Mythos Mosel ist die per­fek­te Gele­gen­heit, um einen nach­hal­ti­gen Ein­druck von der Regi­on und ihren Wei­nen zu bekom­men. Die Gäs­te der Jahr­gangs­ver­kos­tung bekom­men die Mög­lich­keit gleich 30 ver­schie­de­ne Wein­gü­ter zu besu­chen, die gleich­zei­tig je drei Gast­be­trie­be von ande­ren Tei­len der Mosel zu sich ein­la­den. Pro Sta­ti­on kann man also vier Wein­gü­ter ken­nen ler­nen und ca. 24 unter­schied­li­che Wei­ne pro­bie­ren. Dabei wer­den die Mose­lab­schnit­te, wel­che ca. 20 km lang sind, jähr­lich gewech­selt. Rund um Mythos Mosel wer­den noch wei­te­re Ver­kos­tun­gen, Wein­par­ties, Win­zer­me­nüs und vie­les mehr ange­bo­ten. Das Event fin­det die­ses Jahr vom 14. – 16. Juni, von Ürzig bis Brie­del statt.

SaarRieslingSommer

Eben­falls jähr­lich fin­det der Saar­Ries­ling­Som­mer im wun­der­schö­nen Saar­tal statt. Letz­tes Jahr öff­ne­ten gleich zwölf renom­mier­te Saar­wein­gü­ter ihre Türen und prä­sen­tier­ten ihre Wei­ne und das Wein­gut. Eröff­net wird das Event in der Regel mit einem kuli­na­ri­schen Auf­takt­me­nü, beglei­tet von diver­sen Spit­zen­wei­nen der Saar. Die­ses Jahr fin­det die Ver­kos­tung vom 23. – 25. August statt und wird mit Sicher­heit wie­der ein groß­ar­ti­ges Ereignis.

Van Volxem: GRAND OPENING Party!

Zum Schluss habe ich noch eine Emp­feh­lung, für ein ein­ma­li­ges Event, das nur am 6. Juli 2019 statt­fin­den wird. Nach lang­ersehn­tem Ende der Bau­pha­se lädt Van Vol­xem zur Eröff­nung der neu­en Manu­fak­tur ein. Hoch über der Saar wird es ein groß­ar­ti­ges Fest mit Live Musik, Top-Weinen und ande­ren Win­zern geben. Die nur begrenzt im frei­en Ver­kauf erhält­li­chen Kar­ten sind sehr begehrt und soll­ten bei Inter­es­se schnellst­mög­lich gekauft werden.

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