Kaum jemand kennt den beliebten und prestigeträchtigen Schaumwein aus der französischen Champagne nicht. Viele wissen auch, dass ein Champagner nur dann so heißen darf, wenn er im Gebiet dieser geschützten Herkunftsbezeichnung (Appellation d’Origine Protegée, kurz AOC) unter Einhaltung strenger Standards produziert wurde. Die im Nordosten Frankreichs gelegene Champagne beheimatet 34.300 Hektar Rebfläche, auf denen überwiegend die Trauben der Sorten Chardonnay, Schwarzriesling und Spätburgunder für die Champagnerherstellung kultiviert werden. 320 Champagnerhäuser, 140 Kooperativen und 15.800 individuelle Weinbauern sichern die Versorgung des nationalen und internationalen Marktes mit dem beliebten Schaumwein, über den es allerdings noch viel mehr zu wissen gibt, als dass er aus der Champagne stammt.
Inhalt:
- Champagnerherstellung
- Zahlen zum Champagner
- Champagnerproduzenten
- Arten von Champagner
- 5 Dinge über Champagner, die Sie unbedingt wissen sollten
- 3 Dinge über Champagner, die Sie nicht unbedingt wissen müssen
- Die beliebtesten Champagner der Welt
Kleiner Champagner-Exkurs: So wird er gemacht
Champagner ist der berühmteste Schaumwein der Welt. Seine feinen Perlen und das zarte Aroma haben ihn zum Inbegriff des gehobenen französischen Weingeschmacks werden lassen. Er wächst in Marne sowie vier benachbarten Départements, etwa 150 Kilometer nordöstlich von Paris – in den nördlichsten und damit kühlsten Anbaugebieten Frankreichs. Nur dort darf er sich Champagner nennen – vorausgesetzt, er wurde nach der Flaschengär-Methode hergestellt.
Wie Schaumwein entsteht
Schaumwein entsteht dadurch, dass Weißwein ein zweites Mal vergoren wird. Dies geschieht, indem der fertige Wein auf Flaschen gezogen wird und ihm dabei eine kleine Menge (24 Gramm pro Liter) Fülldosage hinzugefügt wird – ein Gemisch aus Wein, Zucker und speziellen Hefen, auch liqueur de tirage genannt. Die Hefen beginnen sofort, den Zucker in der Flasche zu vergären. Nach ein bis zwei Monaten ist die Gärung beendet. Der Wein enthält dann rund 1,2 Vol. % mehr Alkohol, als er vorher aufwies. Wie bei jeder Gärung entsteht auch bei der Flaschengärung Kohlendioxid. Es kann nicht entweichen, weil die Flasche fest mit einem Kronenkorken verschlossen ist. Folglich bleibt es im Wein als Kohlensäure gelöst.
Das Degorgieren
Die Flaschen liegen in Buchten im Keller waagerecht gestapelt, so dass sich die abgestorbenen Hefen, die zu Boden sinken, im Bauch der Flasche absetzen. Je nach Typ liegt der Schaumwein zwischen neun Monaten und fünf Jahren unbeweglich auf der Hefe. Dieses Hefelager ist wichtig für den Wein: Es hält ihn frisch und verleiht ihm den typischen Hefegeschmack. Danach muss die Hefe allerdings entfernt werden. Dazu wird die Flasche etwa 40 Sekunden lang mit dem Hals in ein Eisbad getaucht. Die Hefe gefriert sofort zu einem eisigen Klumpen. Wenn danach der Kronenkorken gelöst wird, schießt sie unter dem Druck, der in der Flasche herrscht, in hohem Bogen heraus. Der Wein ist klar und kann sofort endverkorkt werden. Dieser Vorgang heißt Degorgieren.
Das Rütteln
Allerdings muss sich das Hefedepot vorher im Flaschenhals gesammelt haben. Die Witwe Clicquot kam damals auf die Idee, Löcher in ihren Küchentisch zu bohren und die Flaschen vor dem Degorgieren einige Tage lang kopfüber hineinzustecken. Heute werden die Flaschen leicht geneigt in ein Pult gesteckt, so dass die Hefe langsam in den Hals der Flasche rutschen kann. Da das Depot ziemlich fest an den Wandungen der Flasche sitzt (obwohl die Champagnerhefen so gewählt werden, dass sie einen recht grobkörnigen Niederschlag ergeben), müssen sie gelöst werden. Jeden Tag wird die Flasche im Pult ein bisschen gedreht, damit die Hefe sich lockert. Rütteln heißt dieser Vorgang, französisch: remuage. Genau 21 Tage dauert es, bis sich der gesamte Hefetrub im Flaschenhals befindet.
Die Dosage
Nach dem Degorgieren ist der Schaumwein klar. Die Flaschen werden, damit nicht zuviel Kohlensäure verloren geht, sofort verkorkt und etikettiert. Vorher muss er allerdings noch dosiert werden: mit Wein, in dem Zuckersirup gelöst ist. Dadurch werden einerseits die Flaschen, deren Füllniveau durch den Auswurf der Hefe leicht gesunken ist, wieder aufgefüllt. Andererseits wird der Champagner dadurch gesüßt. Fast alle Standard-Champagner und jahrgangslosen Schaumweine erhalten eine mehr oder minder große „Versanddosage“ (liqueur d’expédition) zur Harmonisierung des Geschmacks. Da sie meist eine leicht erhöhte Säure aufweisen, schmecken sie dennoch trocken (brut). Nur hochwertige Jahrgangschampagner oder Schaumweine, die lange auf der Hefe gelegen haben, werden ohne Dosage verkorkt. Brut Nature, Dosage Zéro oder Pas Dosé steht dann auf ihrem Etikett. Der Kohlensäuredruck nach dem Verkorken liegt zwischen fünf und sechs bar. Das entspricht etwa dem dreifachen Druck eines Autoreifens.
Die Assemblage
Rund 80 Prozent aller Champagner kommen ohne Jahrgangsangabe auf den Markt. Das bedeutet: Sie sind aus Weinen zweier oder mehrerer Jahrgänge zusammengestellt. Das Zusammenstellen verschiedener Grundweine zu einem homogenen, harmonischen Wein wird Assemblage genannt. Assembliert werden vor allem drei verschiedene Rebsorten. Von Pinot Noir und Chardonnay werden gern auch ältere Jahrgänge einbezogen, die zwölf oder 24 Monate in Stahltanks ausgebaut wurden. Gelegentlich wird auch auf kleine Partien noch älterer, hochwertiger Reserve-Weine zurückgegriffen, um die Assemblage zu „adeln“. Kenner meinen, dass die Fähigkeit, eine gute Assemblage herzustellen, die Größe eines Champagnerhauses ausmache. Entscheidend ist die Fähigkeit, Hunderte von Weinen zu verkosten und zu bewerten, um am Ende fünf oder gar zehn Millionen Flaschen eines möglichst gleichartigen Weins zu bekommen, – so viel lassen große Champagnerhäuser pro Jahr heraus. Nur etwa 20 Prozent der Produktion kommt als Jahrgangschampagner auf den Markt.
Das prickelnde Trinkvergnügen in Zahlen
Eine Milliarde Flaschen Champagner lagerten im Jahr 2017 in den Kellern der französischen Champagnerhäuser und Kooperativen um zu reifen. Eine Milliarde Flaschen, das wäre eine Flasche für jeden siebten Menschen dieser Welt. Es liegt auf der Hand, dass nicht jeder sich das auch leisten könnte. Obwohl Champagner nur zehn Prozent des weltweiten Konsums von Schaumweinen ausmacht, entspricht dieser Konsum 36 Prozent des Wertes am Markt. Mit anderen Worten: Champagner ist nicht gerade günstig.
Die fleißigsten Champagnertrinker außerhalb Frankreichs sind die Briten und Britinnen. Sie kauften im Jahr 2017 knapp 28 Millionen Flaschen von dem prickelnden Partygetränk. Ihnen auf den Versen sind die Landsleute von Donald Trump mit rund 23 Millionen Flaschen. Wenn Sie im letzten Jahr eine Flasche Schampus entkorkt haben, gehörte sie zu den etwa 12 Millionen Flaschen, die 2017 nach Deutschland exportiert wurden. Damit belegt das Land des Sektes immerhin Platz vier hinter Japan, dem drittgrößten Exportland für Champagner (~13 Millionen). Insgesamt wurden 2017 rund 307 Millionen Flaschen produziert.
Große, mittlere und kleine Produzenten
Maison, Cooperative, Vigneron sind die drei Kategorien, in die die Hersteller von Champagner eingeteilt werden. Sie tragen jeweils ihren Teil zu der jährlichen Produktion des Schaumweines bei. Die Maisons, die großen Champagnerhäuser, wie Moët, Veuve Clicquot, Perrier, Bollinger usw. produzieren reichlich und vielfältig.
Die Cooperativen sind mittel-große Hersteller, die aus gebietsweisen Zusammenschlüssen von Champagnerbauern bestehen. Aus einer solchen Kooperative stammt der klassische Champagner Brut Millésimé von Nicolas Feuillatte aus 100 Prozent Chardonnay.
Die kleinsten Produzenten sind die Vigneron. Individuelle Weinbauer oder Familien, die sowohl ihre eigenen Trauben kultivieren als auch den Champagner vor Ort vinifizieren. Ein sehr traditionell produzierter Champagner ist der SUBSTANCE Jacques Selosse des Vigneron, Anselme Selosse.
Klassik, Blanc de Blanc, Blanc de Noir & Rosé
Champagner wird überwiegend aus den Rebsorten Spätburgunder (Pinot Noir), Schwarzriesling (Pinot Meunier) oder Chardonnay gekeltert. Je nachdem welche und wie viel der jeweiligen Traubensorten in der Herstellung eingesetzt werden, entstehen unterschiedliche Arten von Champagner: Klassik, Blanc de Blanc, Blanc de Noir & Rosé. Der klassische Champagner wird in der Regel aus einer Mischung aus allen drei Rebsorten gemacht. Der Blanc de Blancs ist aus 100% weißen Chardonnay-Trauben und hat oft stärkere Zitronen- und Apfelaromen. Blanc de Noirs-Champagner werden aus einer Mischung von Spätburgunder und Schwarzriesling gemacht. Diese Art Champagner, aus den Trauben mit dunkler Schale, zeigt Aromen von Erdbeeren und Himbeeren. Rosé-Champagner wird in der Regel durch die Zugabe einer minimalsten Menge an Wein aus Spätburgunder oder Schwarzriesling erzeugt. Allerdings hat der Wein, der für diese Zwecke produziert wird, ganz andere Eigenschaften, als ein konventioneller Wein aus Spätburgunder oder Schwarzriesling. Der Wein für die Herstellung von Rosé-Champagner soll die volle Frucht, reichlich Säure und so gut wie keine Tannine transportieren.
5 DINGE ÜBER CHAMPAGNER die Sie unbedingt wissen sollten.
I. Wie kommt das Prickeln in den Schampus?
Liqueur de Tirage heißt das Zaubermittel, welches die kleinen, feinen Bläschen in den Champagner bringt und uns das vitalisierende Prickeln im Gaumen beschert: eine Mischung aus Hefe und Zucker. Nach der ersten Gärung des Traubenmostes im Fass oder Tank wird der Liqueur de Tirage zum Basiswein hinzugefügt, um in der verschlossenen Champagnerflasche eine zweite Gärung zu bewirken. Die Hefe verstoffwechselt den Zucker, Kohlendioxid entsteht und – da das CO2 nicht aus der Flasche entweichen kann – wird aus dem stillen Wein der prickelnde Champagner.
II. Ohne Dosage, kein genießbarer Champagner.
Nach der Flaschengärung, der zweiten Gärung, die nach der ersten Gärung im Tank oder Fass stattfindet, ist die Säure im Champagner üblicherweise so extrem, dass er ungenießbar wäre. Um Abhilfe zu schaffen wird dem Schaumwein eine Mischung aus Zucker und Wein oder Traubenmost beigemischt, die Dosage. Je nachdem wieviel davon beigemischt wird, rangiert der Zuckergehalt im Champagner zwischen Brut Natur (0-3 g/L) und Doux (≥ 50 g/L). Dazwischen liegen Extra Brut, Brut, Extra Sec, Sec und Demi-Sec (32-50 g/L). Am häufigsten wird der Champagner als Brut mit 12 g Zucker pro Liter produziert.
III. Was ist die Assemblage?
Die Assemblage (Zusammenstellung) ist ein wichtiger Schritt der Herstellung von Champagner, bei der verschiedene Basisweine aus mehrerer Jahren miteinander verschnitten werden. Das Ziel ist jedes Jahr ein konsistentes Ergebnis zu kreieren und einen für den Hersteller typischen Champagner auf den Markt zu bringen. 100 und mehr Weine werden bei der Assemblage zusammengemischt – hier zeigt der Hersteller sein ganzes Können und seine Erfahrung.
IV. Warum wird Champagner schockgefroren?
Der Flaschenhals von Champagnerflaschen wird im Herstellungsprozess einmal schockgefroren. Grund dafür ist die mit dem Liqueur de Tirage hinzugefügte Hefe. Sie stirbt nach und nach ab und setzt sich im zweifach vergorenen Champagner ab. Nun muss die Hefe irgendwie wieder aus dem Champagner raus. Das berühmte Rütteln der Champagnerflaschen hilft dabei, dass sich die abgestorbene Hefe im Flaschenhals sammelt. Beim Rütteln werden die Flaschen auf Regalen in den Kellern der Hersteller gelagert und täglich um 90º gedreht. Das geschieht heute nur noch selten per Hand. Durch die nach unten gerichtete Schieflage der Flaschen in den Regalen sammelt sich die Hefe im Flaschenhals. Mit dem Ziel die Hefereste aus dem Champagner zu entfernen, wird der Hals der Flasche nun schockgefroren. Beim anschließenden Entkorken schießt ein Pfropfen aus Hefe und Eis, der sich im Innern der Flasche gebildet hat, aus derselben hinaus. Die Hefereste sind entfernt und die Flaschen können wieder verschlossen und für den Verkauf vorbereitet werden.
V. Der, die oder das Agraffe?
Champagner und Sektflaschen können einen Druck von bis zu 5 bar im Innern der Flasche aufbauen. Zum Vergleich, der absolute Reifedruck eines PKW-Autoreifens liegt in etwa bei 3,7 bar. Die konische Form und der größere Durchmesser des Korkens von Champagner- und Sektflaschen kommen also nicht von ungefähr. Genauso wenig, wie das Drahtgestell, welches den Korken üblicherweise zusätzlich daran hindert sich frühzeitig zu lösen. Der Fachbegriff für dieses Drahtgestell ist Agraffe. Die Agraffe.
3 DINGE ÜBER CHAMPAGNER, die Sie nicht unbedingt wissen müssen.
I. „Ein heißes Bad, kalter Champagner, junge Erbsen und alter Brandy“
Sir Winston Churchill soll einmal gesagt haben, dass die vier essentiellen Dinge im Leben ein heißes Bad, kalter Champagner, junge Erbsen und alter Brandy seien. Über die jungen Erbsen kann man sicherlich streiten, aber wer würde dem charismatischen Staatsmann schon wiedersprechen wollen? Der im Januar 1965 verstorbene, zweifache britische Premierminister (1940 – 45 und 1951 – 55) trank am liebsten den Champagner von Pol Roger. Zehn Jahre nach Churchills Tod widmete das Traditionshaus dem britischen Politiker und Freund der Familie einen eigen Cuvée Champagner mit dominierendem Spätburgunder (Pinot Noir).
II. Champagner von Pol Roger für die Royals
Beim Empfang der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle am 19 Mai 2018 wurde der Champagner Pol Roger Brut Reserve Non Vintage serviert.
III. Nachhaltigkeit in der Champagne
Die Champagne war das erste Weinanbaugebiet, welches sich im Jahr 2002 einer CO2-Prüfung unterzog. Im Jahr 2017 konnte der CO2 – Fußabdruck pro Flasche um 15 % reduziert werden. Mit dem Aktionsplan, Viticulture Durable en Champagne, hat sich die Region zusätzlich dazu bekannt stetig die Umweltbelastung durch den Weinbau in der Champagne zu verbessern.
Die meistverkauften Champagner – unsere Empfehlungen
Diese zehn Champagnerhersteller haben im vergangenen Jahr am meisten Flaschen mit fein prickelndem Inhalt umgesetzt. Hier sind die Empfehlungen der Weinkenner-Redaktion aus den beliebtesten Champagnerhäusern der Welt:
- Moët & Chandon – Dom Perignon 2009 (mit Geschenkbox)
- Veuve Clicquot – Champagne Brut Rosé
- Nicolas Feuillatte – Brut Réserve
- G. H. Mumm – Cordon Rouge Champagner
- Laurent-Perrier – Cuvée Rosé Brut
- Taittinger – Champagner Reserve Brut
- Pommery – Champagner Brut Royal
- Piper-Heidsieck – Rare Millesime Brut
- Lanson – Rosé Label Brut
- Canard-Duchêne – Authentic Réserve Brut