eBay ist so eine Sache: manche Leute schwören darauf und kaufen praktisch nichts mehr zu den “normalen” Preisen (ob die sich jetzt auf Läden in der Fußgängerzone oder auf Online-Shops beziehen). Andere Leute, und da zähle ich mich dazu, haben sich nie genug mit eBay und seine Tücken und Tricks auseinandergesetzt. Demnach fühlt man sich manchmal so, als wüsste man nicht so richtig, wo alle anderen ihre Schnäppchen hervorzaubern.
Was Wein angeht, ist die Situation auch nicht ganz unkompliziert. Seit einiger Zeit scheinen die Preise für Weine, die “große Namen” haben oder von Robert Parker mit entsprechender Punktezahl gehyped wurden, ins Unermessliche zu steigen. Das hat sich besonders bei Bordeaux gezeigt. Dementsprechend sehen dann auch die eBay-Auktionen für diese angepriesenen Wunderweine aus – von Schnäppchen kann hier natürlich keine Rede sein. Noch dazu kommen dann die Trittbrettfahrer, die so ziemlich alles aus ihren Kellern hervorkramen, was irgendwie nach französischem Rotwein aussieht. Egal was für ein Jahrgang es ist – die Preise sind hier auch jenseits von Gut und Böse.
Und dabei ist man eigentlich auch am Kernproblem: natürlich kauft man bei eBay blind, und in gewisser Weise sollte das Weinliebhabern besonders bekannt vorkommen – ist nicht jeder Griff ins Weinregal ein blinder? Wer weiß schon ob die Flasche hält was sie verspricht? Ist der Wein toll gealtert oder eben überhaupt nicht? Wird ein schrecklicher Weinfehler keinen anderen Ausweg lassen als den Wein mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Ausguss zu kippen, oder höchstens noch zum Kochen zu verwenden?
Das alles kann man nicht vorhersagen, und damit sollte eigentlich auch klar sein, was eBay für den Weinkenner verspricht: ein Lotteriespiel, bei dem man mal ein tolles Los ziehen kann, und mal eine Niete. Das sollte man sich überlegen, bevor man auf einen 30 Jahre alten Wein bietet, von dem man noch dazu keine Ahnung hat, wie er behandelt und gelagert wurde.