Die neue Weindemokratie

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    In der Diskussion um die Qualität des hochgelobten 2009er Jahrgangs fiel als ein Kritikpunkt, der die Lobeshymnen doch ein wenig schmälert, ein interessantes Stichwort: zu hoher Alkoholgehalt. Interessant deshalb, weil es in der Szene schon seit einiger Zeit eine Bewegung gibt, die weg von sehr alkoholischen Weinen geht, und hin zu einem niedrigeren Alkoholgehalt, der durchaus um die 8 bis 9% liegen kann. Sogar bei den sehr alkoholreichen Weinen der Neuen Welt gibt es seit einiger Zeit das Bestreben, eher “cool climate” Weine zu produzieren. Hierzulande lässt sich dementsprechend der anhaltende Rieslingtrend nennen. Und es gibt einen spannenden Einblick in eine sich verändernde Haltung zu gutem Wein: während früher hervorragender Wein als ein seltenes Luxusgut zelebriert wurde, das nur zu wenigen Anlässen überhaupt trinkbar war, scheint es jetzt
    eher den Wunsch zu geben, Wein weniger auf ein (selten bestiegenes) Podest zu rücken, sondern mehr in den Alltag zu integrieren. Denn weniger Alkoholgehalt heißt auch, dass sehr guter Wein zum Essen genossen werden kann, und sich gutes Essen und guter Wein auch durchaus hervorragend komplimentieren können. Die Erkennntis scheint sich also durchzusetzen, dass Wein andere Geschmacksnoten nicht unbedingt diktatorisch unter sich begraben muss.