Wenn Korken alt werden, stirbt auch der Wein

©weinkenner
Jens Priewe ärgert sich über schlappe Korken in alten Flaschen. Er fragt sich, ob Kork noch ein verlässlicher Flaschenverschluss ist.

Kor­ken sind nach­tra­gen­de Wesen. Erst las­sen sich bru­tal zusam­men­quet­schen und in den Fla­schen­hals drü­cken, damit die Fla­sche fest ver­schlos­sen ist und kein Wein aus­lau­fen kann. Spä­ter rächen sie sich für die Gewalt, die man ihnen ange­tan hat – oft erst nach Jah­ren. Seit ges­tern ken­ne ich ein Rache-Szenario, bei dem der Besit­zer einer Fla­sche rich­tig alt aus­se­hen kann. So alt, dass ich mich gefragt habe, ob ein Kor­ken wirk­lich der bes­te aller mög­li­chen Fla­schen­ver­schlüs­se ist. Davon war ich bis­her über­zeugt. Gera­de weil ein Kor­ken die Fla­sche nicht ganz her­me­tisch abschließt, son­dern ein Mini­mum an Sau­er­stoff­zu­tritt ermög­licht, schme­cken Wei­ne aus ver­kork­ten Fla­schen nach ein paar Jah­ren bes­ser als Wei­ne mit Schraub­ver­schluss – Rot­wei­ne jedenfalls.

Bräunlich-klebiger Schmand quoll unter der Kapsel hervor

Nach­denk­lich bin ich gewor­den, weil ich ges­tern 12 Fla­schen eines nam­haf­ten Bor­deaux zur Auk­ti­on getra­gen habe. Die Kis­te mit den Fla­schen lag schon län­ger in mei­nem Kel­ler, und da sich mei­ne Wein­vor­lie­ben im Lau­fe der Jah­re geän­dert haben, ent­schloss ich mich, mich von ihnen zu tren­nen. Die Über­ra­schung: Vier die­ser 12 Fla­schen hat der Auk­tio­na­tor nicht ange­nom­men. Er hat­te die Holz­kis­te geöff­net, die Fla­schen in Augen­schein genom­men und schüt­tel­te dann den Kopf. Die Kor­ken waren undicht. Klei­ne Men­gen Wein haben sich im Lau­fe der Jah­re zwi­schen Kork und Glas vor­bei gemo­gelt und zusam­men mit den Lignin, das den Kor­ken zusam­men­hält, einen sirup­ar­ti­gen Schmand gebil­det, der aus der Kap­sel aus­tritt und die Fin­ger ver­klebt, sowie man die Fla­sche anfasst. Auch das Füll­ni­veau der Fla­sche war bedenk­lich gesun­ken. Es muss­te also davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Sau­er­stoff, der ein­ge­drun­gen ist, den Wein mehr oder min­der stark oxy­diert hat. Natür­lich sahen die Fla­schen auch nicht son­der­lich appe­tit­lich aus mit dem bräun­li­chen Schmand, der unten und oben aus der Kap­sel quoll. Der Kor­ken hat die in ihn gesetz­ten Erwar­tun­gen nicht erfüllt.

25 Jahre sind für große Bordeaux-Weine kein Alter

Der Wein war Jahr­gang 1995, also über 25 Jah­re alt. Kann es da nicht ein­mal pas­sie­ren, dass ein Kor­ken die Fla­sche nicht mehr sicher ver­schließt? Natür­lich kann es das. Aber gleich vier von 12 Fla­schen? Und das Füll­ni­veau der ande­ren acht Fla­schen war eben­falls gesun­ken und befand sich bereits im Bereich der Run­dun­gen, die eine Bor­deaux­fla­sche unter­halb des Hal­ses auf­weist – ein Bereich, den Fach­leu­te „Schul­ter“ nen­nen. Je tie­fer der Pegel, des­to mehr Wein ist ver­duns­tet. Für den Ein­lie­fe­rer bei einer Wein­auk­ti­on bedeu­tet das Preis­ab­schlä­ge. Ärger­lich. Und auch ein biss­chen ver­stö­rend. Denn für Bordeaux-Weine, zumin­dest für die der klas­si­fi­zier­ten Châ­teaux, sind 25 Jah­re kein Alter. So viel Schwund schon nach einem Vier­tel­jahr­hun­dert – das ist bedenk­lich. Ent­we­der war der Kel­ler zu warm, so dass es zu erhöh­ter Ver­duns­tung kam, oder der Kor­ken ist min­der­wer­tig. Er hat sei­ne Elas­ti­zi­tät ver­lo­ren. Sau­er­stoff dringt seit­lich ein, Gase aus dem Inne­ren der Fla­sche tre­ten aus, im schlimms­ten Fall eben auch Flüs­sig­keit. Für Wei­ne, die für ein lan­ges Leben kon­zi­piert sind, gute Bor­deaux etwa, ist so ein Kor­ken eine Kata­stro­phe. Er macht, dass nach 25 Jah­ren Schluss ist, ohne dass der Wein das erwünsch­te Rei­fe­sta­di­um erreicht hat.

Die Kataloge der Auktionshäuser sind voll von alten Trophäenweinen

Glück­li­cher­wei­se hal­ten die meis­ten Kor­ken län­ger. Es scheint, dass ich ein­fach Pech gehabt habe mit mei­ner Kis­te. Wesent­li­che älte­re Fla­schen aus mei­nem Kel­ler haben ein deut­lich bes­se­res Füll­ni­veau. Hät­ten alle älte­ren Wei­ne ein so schlech­tes Füll­ni­veau wie die Par­tie, die ich ein­ge­lie­fert habe, wür­den auf Auk­tio­nen kei­ne Fla­schen aus der Zeit vor 1995 ange­bo­ten wer­den kön­nen. Wer­den sie aber. Die Kata­lo­ge berühm­ter Auk­ti­ons­häu­ser wie Christie`s und Sotheby`s sind voll mit 1975er D’Yquem, den 1978er Haut-Brion, den 1982er Laf­leur, den 1983er Mar­gaux, den 1986er Pich­on Lal­an­de, den 1989er Haut Bri­on, den 1990er Pétrus – Wei­ne, auf die jeder Besit­zer stolz ist und mit denen eit­le Samm­ler ger­ne prot­zen. Was ist, wenn 20 Pro­zent, viel­leicht sogar 30 Pro­zent der Fla­schen die­ser Tro­phä­en­wei­ne wegen schlech­ter Kor­ken die ers­te Pha­se der Fla­schen­rei­fe nicht schad­los über­stan­den haben? Der Scha­den wäre weit grö­ßer als der, den der berüch­tig­te „Kork­schme­cker“ anrichtet.

Bei Auktionen wird der Füllstand präzis angegeben

Nun wird in den Kata­lo­gen der Auk­ti­ons­häu­ser der Füll­stand der Fla­schen immer prä­zis ange­ge­ben. Die Erstei­ge­rer erstei­gern also nicht die Kat­ze im Sack. In neck (in) bedeu­tet, dass der Pegel zwar gesun­ken ist, sich aber noch im Fla­schen­hals befin­det – in der Regel kein Pro­blem. Der Kor­ken ist intakt. Auch eine top should­er (ts) ist kein Alarm­zei­chen. Erst bei high should­er (hs) wird es haa­rig. Eine zwan­zig Jah­re alter Wein mit hs-Niveau, etwa aus dem Jahr 2001 (gro­ßer Barolo- und Toskana-Jahrgang), deu­tet dar­auf hin, dass der Kor­ken nicht opti­mal gehal­ten hat. Inner­halb der ers­ten 20 Jah­re muss ein Ver­schluss ver­läss­lich dicht sein. Bei einem 1962er Uni­co von Vega Sici­lia wäre ein hs-Füllstand dage­gen nor­mal. Man könn­te sogar sagen: opti­mal. Immer­hin ist der Wein knapp 60 Jah­re alt. Da darf man es dem Kor­ken nicht übel neh­men, wenn er lang­sam sei­ne Spann­kraft ver­liert. Irgend­wann muss der Wein ja auch getrun­ken wer­den. Sam­meln ist kein Selbstzweck.

Ab mid-shoulder wird es riskant

Sinkt der Pegel­stand noch tie­fer, etwa auf mid-shoulder (ms), steigt das Risi­ko des Verderbs über­pro­por­tio­nal an. Der Wein droht, dumpf und mod­rig zu schme­cken, nach Cham­pi­gnons und Bra­ten­so­ße zu rie­chen. Es gibt aber Aus­nah­men. Bei mei­nem ers­ten 1945er Mouton-Rothschild, den ich getrun­ken habe, hat­te die Fla­sche sogar nur noch mid-shoulder – aber der Wein war gran­di­os. Der legen­dä­re Jahr­gang wur­de damals zum Höhe­punkt der Fête des Fleurs gereicht, eines tra­di­tio­nel­len Din­ners, das auf dem Châ­teau selbst mit hun­dert Per­so­nen gefei­ert wur­de. Applaus bran­de­te auf, als die (dama­li­ge) Schloss­her­rin Phil­ip­pi­ne de Roth­schild den Toast aus­brach­te. Auch das schlech­te Füll­ni­veau hat­te die­sem Jahr­gang nicht gescha­det – ein Jahr­hun­dert­wein eben. Mei­ne Fla­schen, die der Auk­tio­na­tor nicht anneh­men woll­te, hat­ten eben­falls mid-shoulder-Niveau. Aber der Inhalt war nicht Applaus-würdig, wie ich abends fest­stell­te, als ich eine der Fla­schen neu­gie­rig öff­ne­te: nicht oxy­diert, aber streng, stumpf, metal­lisch. Kein Genuss. Aller­dings han­del­te es sich auch nicht um einen Mouton-Rothschild. Ob der Wein bes­ser geschmeckt hät­te, wenn er mit einem ordent­li­chen Kor­ken oder einem Schraub­ver­schluß aus­ge­stat­tet wäre? Rei­ne Spekulation.

Schraubverschlüsse als Alternative? Nicht für Rotweine!

Wenn man fürch­ten müss­te, dass ein Kor­ken nach 25 Jah­ren schlapp macht, wäre er zwei­fel­los nicht der rich­ti­ge Fla­schen­ver­schluss für hoch­wer­ti­ge Rot­wei­ne. Aber was wäre die Alter­na­ti­ve? Schraub­ver­schlüs­se haben sich vor allem bei Weiß­wei­nen bewährt. Die wer­den in der Regel jung getrun­ken. Und bei den weni­gen Roten, die mit einem Schrau­ber ver­schlos­sen sind, han­delt es sich prak­tisch nie um Wei­ne, die für eine 25jährige Lage­rung bestimmt sind. Über die Eig­nung moder­ner Schraub­ver­schlüs­se für einen so lan­gen Zeit­raum lie­gen wenig Erkennt­nis­se vor. Also doch Kor­ken. Wenn sie ihn als Ver­schluß ver­wen­den, soll­ten die Erzeu­ger lang­le­bi­ger Wei­ne nur die bes­ten Qua­li­tä­ten ver­wen­den: Kor­ken mit wenig Len­ti­zel­len, hoher Zieh­kraft, gerin­ger Sau­er­stoff­trans­fer­ra­te. Und lang genug, um die Fla­sche auf Jah­re sicher zu ver­schlie­ßen. Also min­des­tens 45 Mil­li­me­ter, mög­lichst mehr. Kor­ken der höchs­ten Qua­li­täts­stu­fe sind natür­lich nicht für 30 Cents zu haben. Sie kos­ten im Extrem­fall einen Euro pro Stück. Aber für einen Wein, der 30, 50 oder mehr Euro kos­tet, muss das drin sein. Fin­de ich.

Die Produktion an Topweinen steigt – und damit die Nachfrage nach hochwertigen Korken

Auch wenn die Rate der Schrau­ber steigt: Rund 80 Pro­zent aller Wei­ne glo­bal sind mit einem Kor­ken ver­schlos­sen. Bei Rot­wei­nen ten­diert die Rate sogar gegen 100 Pro­zent. Und weil immer weni­ger Wein welt­weit in Tetra­paks, Schläu­chen, Groß­ge­bin­den abge­füllt wird, dafür und immer häu­fi­ger in 0,75-Liter-Flaschen auf den Markt kommt, steigt die Men­ge der benö­tig­ten Kor­ken. Klar, die wenigs­ten Wei­ne brau­chen Kor­ken, die 25 Jah­re hal­ten. Aber die Zahl der hoch­wer­ti­gen Wei­ne, die poten­zi­ell lang­le­big sind und daher einen hoch­wer­ti­gen Kor­ken benö­ti­gen, nimmt deut­lich zu. Das Seg­ment der Spit­zen­wei­ne wird immer brei­ter. In der west­li­chen Welt gibt es immer mehr Wohl­ha­ben­de und Rei­che, die sich einen guten Wein etwas kos­ten las­sen – egal ob Bor­deaux oder ande­re Pro­ve­ni­en­zen. Dazu kom­men Rus­sen und Asia­ten, die auch etwas für ihren Life­style tun möch­ten. Die Nach­fra­ge nach Top­wei­nen nimmt zu, und mit ihnen auch die Nach­fra­ge nach Lentizellen-armen Kor­ken der höchs­ten Qua­li­täts­stu­fe. Die aber gibt es nicht in belie­bi­gen Men­gen. Kork ist ein Natur­pro­dukt. Er wächst nicht auf Bestel­lung. Außer­dem herrscht bei vie­len Win­zern und Kel­le­rei­en immer noch die Über­zeu­gung vor, dass es ein mit­tel­mä­ßi­ger Kor­ken auch tut. Der Irr­tum zeigt sich erst nach Jahrzehnten.

Alte Rieslinge mit katastrophalen Korken

Ich den­ke dabei gar nicht an die Auk­tio­nen, son­dern an die vie­len pri­va­ten Wein­kel­ler. Was mag noch alles an Fla­schen älte­ren Datums in Rega­len, Ton­röh­ren, Holz­kis­ten oder Kar­tons lie­gen, deren Füll­ni­veau längst den kri­ti­schen Punkt über­schrit­ten hat? Für Leu­te, die ihre Wei­ne jung trin­ken, mag das ein Luxus­pro­blem sein, für sol­che, die rei­fe­be­dürf­ti­ge Wei­ne auch wirk­lich rei­fen las­sen, nicht. Mir fal­len da zuerst die vie­len Top-Rieslinge ein, die man laut Win­zer zehn, 20 oder mehr Jah­re auf­be­wah­ren kann und soll­te, um sie rich­tig genie­ßen zu kön­nen. Wer das in der Ver­gan­gen­heit tat, hat­te die Rech­nung mit Sicher­heit ohne den Kor­ken gemacht. Über die viel zu kur­zen, qua­li­ta­tiv mise­ra­blen Kor­ken, mit denen in den 1990er und in den Nuller­jah­ren auch hoch­klas­si­ge deut­sche Wei­ne ver­schlos­sen wur­den, habe ich mich auf weinkenner.de schon ein­mal auf­ge­regt. Inzwi­schen hat sich die Kor­ken­qua­li­tät ver­bes­sert. Die Kor­ken Gro­ßer Gewäch­se, Ers­ter Lagen sowie der süßen Prä­di­kats­wei­ne sind län­ger gewor­den und haben mehr „Rück­stell­kraft“, üben also von innen mehr Druck auf den Fla­schen­hals aus, so dass weni­ger Sau­er­stoff in die Fla­schen ein­drin­gen und schon gar kei­ne Flüs­sig­keit aus­lau­fen kann. Auch sind die Fla­schen tech­nisch bes­ser als frü­her. Der Fla­schen­hals hat innen eine glat­te­re Ober­flä­che. Das heißt: Der Kor­ken kann sich dicht an das Glas anschmie­gen. Die Sau­er­stoff­trans­fer­ra­te, wie Kork­ex­per­ten sagen, fällt nach 36 Mona­ten nicht mehr so krass ab wie einst.

Wenig Korkprobleme mit spanischen Reservas und Gran Reservas

Was aber tun, wenn man alte Fla­schen im Kel­ler hat, deren Kor­ken nicht mehr dicht sind und deren Füll­ni­veau gefähr­lich sinkt? Bei deut­schen Wei­nen könn­te man das Wein­gut anru­fen und bit­ten, den Wein auf­zu­fül­len und die Fla­sche neu zu ver­kor­ken. Ich bin sicher, dass die meis­ten Win­zer der Bit­te fol­gen wür­den. Die Zahl der Men­schen, die ihren Ries­ling so lan­ge lagern, ist jedoch gering. In den Kel­lern der Samm­ler schlum­mern ver­mut­lich mehr über­fäl­li­ge Rot­wei­ne: neben Bor­deaux vie­le ita­lie­ni­sche Klas­si­ker, aber auch stol­ze Spa­ni­er aus dem Prio­rat, der Ribei­ra del Due­ro, der Rio­ja. Der Auk­tio­na­tor, mit dem ich sprach, berich­te­te zum Bei­spiel, dass gereif­te Reser­vas und Gran Reser­vas aus Spa­ni­en häu­fig aus­ge­zeich­ne­te Füll­ni­veaus auf­wei­sen, bes­se­re als fran­zö­si­sche Weine.

Hat es viel­leicht damit zu tun, dass die Bode­gas die­je­ni­gen Wei­ne, die sich jahr­zehn­te­lang auf der Fla­sche ver­fei­nern sol­len, von vorn­her­ein lan­ge, hoch­wer­ti­ge Kor­ken ver­wen­det haben, die nicht schrump­fen und nicht so leicht aus­trock­nen? Ich den­ke da an Cas­til­lo Ygay, La Rio­ja Alta 904, CVNE Impe­ri­al, Viña Ton­do­nia, Muga Pra­do Enea und so wei­ter. Auch die phä­no­me­na­le Lang­le­big­keit vie­ler Rio­ja Blan­co Reser­vas und Gran Reser­vas wäre ohne qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Kork­ver­schlüs­se nicht mög­lich. Die Erzeu­ger von Premium-Weinen in Über­see machen, so mei­ne Erfah­rung, eben­falls kei­ne hal­ben Sachen. In den Fla­schen­häl­sen von Opus One bis Mon­tes Alpha aus Chi­le ste­cken 55 Millimeter-Korken. Pen­folds aus Aus­tra­li­en unter­hält eine eige­ne Cork Cli­nic. Der chief wine­ma­ker des Hau­ses sucht alle paar Jah­re die wich­ti­gen Kon­su­men­ten­län­der auf und bie­tet den Besit­zern alter Grange-Flaschen an, einen health check zu machen und sie gegen ein „Kork­geld“ auf­fül­len und neu ver­kor­ken zu las­sen. Ich selbst habe vor eini­gen Jah­ren sogar einen „ein­fa­chen“ BIN 389 Cabernet-Shiraz in der Cork Cli­nic behan­deln las­sen, des­sen Füll­ni­veau im hs-Bereich lag – einen 80 Euro-Wein. Pen­folds ist nicht nur der Grange-Kunde wichtig.

Durchlässige Korken beim 1982er Mouton-Rothschild?

In Frank­reich sind Win­zer und Wein­gü­ter nicht so kulant. Dabei war es Bor­deaux selbst, das einst die Neu­ver­kor­kung erfand und ihren Kun­den als Ser­vice anbot. Heu­te bie­tet prak­tisch kei­nes der klas­si­fi­zier­ten Châ­teaux die­sen Ser­vice mehr an, obwohl die Qua­li­tät der Kor­ken bei man­chem Châ­teau erheb­lich zu wün­schen übrig lässt. Grund ist vor allem die Angst vor Fakes. Man fürch­tet, dass sich nach­ver­kork­te Wei­ne leich­ter fäl­schen las­sen. Wer etwa 1982er Mouton-Rothschild im Kel­ler hat, einen 100 Punkte-Wein, soll­te drin­gend prü­fen, ob der Füll­stand der Fla­schen noch okay ist. Die­ser Jahr­gang ist für sei­ne schlech­ten Kor­ken berüch­tigt. „Da müs­sen Sie schon gute Bezie­hun­gen zum Châ­teau haben, damit man Ihnen den Wein neu ver­korkt“, erklär­te mir der Auk­tio­na­tor. „Und wenn man sich dort durch­ringt, Ihnen den Schwund in der Fla­sche wie­der auf­zu­fül­len, müs­sen Sie eine Fla­sche 1982er aus Ihrem Bestand opfern oder beim Châ­teau neu kau­fen.“ Der­zei­ti­ger Markt­preis: 1000 Euro.

 

 

 

5 Kommentare

  • Lie­ber Jens, es gibt seit Jahr­zehn­ten auch Rot­wei­ne unter Schrau­ber. Vie­le Ver­gleichs­ver­kos­tun­gen haben gezeigt, dass dei­ne Sub­head­line “Schraub­ver­schlüs­se als Alter­na­ti­ve? Nicht für Rot­wei­ne!” schlicht und ein­fach falsch ist. Unter den frü­he­ren (älter als 30 Jah­re) Schraub­ver­schlüs­sen gab es nur das Pro­blem­chen, dass die Win­zer nicht wuss­ten, wie man damit umgeht, und daher oft reduk­ti­ve Stin­kerl ent­stan­den, die aber mit Luft eh wie­der weg gehen. Das war in Wahr­heit nur schwie­rig für Som­me­liers, weil man halt bei einem Menü zu wenig Zeit hat, um den Wein dann in der kur­zen Zeit zu belüf­ten. Das haben Win­zer aber rasch her­aus­ge­fun­den und die Wei­ne vor dem Fül­len noch ein­mal umge­zo­gen oder in neue­rer Zeit Schrau­ber mit OTR-Raten gekauft. Obwohl gera­de Pro­fis, wie Peter Gago von Pen­folds lie­ber abso­lu­te Luft­dich­tig­keit wün­schen und mei­nen, dass die Luft zwi­schen Ver­schluss und Wein aus­rei­chend für die Ent­wick­lung sei. Das ist aber eine ewi­ge Dis­kus­si­on mit viel Aber­glau­ben und wenig ech­tem Wissen.
    Tyson Stel­zer schrieb dazu schon vor knapp 20 Jah­ren sein Buch “screwed for good”
    Gereift sind die Wei­ne jeden­falls tadel­los, nur lang­sa­mer, weil sie eben nicht undicht wur­den und genau das nicht pas­sier­te, was dir wider­fuhr. Ich durf­te da ein­mal 32 Fla­schen par­al­lel ver­kos­ten, bis auf eine ein­zi­ge Fla­sche, bei der das Gewin­de gebro­chen war, waren alle Schrau­ber per­fekt, bis zu 25 Jah­re alt. Auch in Bor­deaux gab es ja Ver­su­che, ini­zi­iert von Paul Pon­tal­li­er mit Châ­teau Mar­gaux, lei­der starb er bevor er die Ergeb­nis­se prä­sen­tie­ren konn­te. Ande­re füll­ten zeit­wei­se mit guter Qua­li­tät – aber kaum Akzep­tanz im Han­del und hör­ten wie­der auf.
    Ich selbst habe mei­ne Rot­wei­ne ab 2004 mit Schrau­ber ver­schlos­sen, der 2005er war letz­te Woche ganz wunderbar.
    Es gibt kei­nen ver­nünf­ti­gen Grund,Wein nicht mit Schrau­ber zu ver­schlies­sen. Aus­ser, dass Kon­su­men­ten lie­ber Kork kau­fen, und das ist lei­der in vie­len Län­dern so.

    • Von den auf Châ­teau Mar­gaux durch­ge­führ­ten Ver­su­chen mit alter­na­ti­ven Ver­schlüs­sen berich­te­te vor eini­gen Jah­ren auch Phil­ip­pe Mag­rez bei einer Vertikal-Verkostung von Ch. Fom­brau­ge. Nolens volens, denn es hat­te sich bei einer sei­nen Fla­schen ein übler Kork­schme­cker ein­ge­schli­chen. Sehr detail­liert konnte/wollte er nicht auf die Erkennt­nis­se ein­ge­hen, die im Rah­men einer Koope­ra­ti­on mit diver­sen Wein­gü­tern (so auch der Arma­da der Magrez-Güter) über einen län­ge­ren Zeit­raum gewon­nen wer­den konn­ten. Bemer­kens­wert jedoch sein Fazit: « Jeden­falls kann man behaup­ten, dass der Natur­kor­ken die Nase nicht vor­ne hatte. »

      Wäre doch mal eine Idee, lie­ber Herr Prie­we, sich bei Châ­teau Mar­gaux mal zu erkun­di­gen, was mei­nen Sie?

      Herz­lichst,

      Yves Tychon

      • Cha­teau Mar­gaux füllt von jedem Jahr­gang ein paar hun­dert Fla­schen mit Schrau­ber ab, seit Jah­ren schon. Für sich selbst, nicht für den Han­del. Man beob­ach­tet, wie sich der Wein mit alter­na­ti­ven Ver­schlüs­sen ent­wi­ckelt. Es wird Grün­de geben, wes­halb Mon­sieur Bas­cau­les nicht den gesam­ten Wein mit Schrau­bern aus­stat­tet. Ob es qua­li­ta­ti­ve Grün­de sind oder nur dem Kon­ser­va­tis­mus der Bordeaux-Trinker geschul­det ist, wird er mir ver­mut­lich nicht verraten.

  • Im aktu­el­len Vinum wur­den 2010er Pinot Noir GGs aus Deutsch­land ver­kos­tet. Unter den Top 10 lan­de­ten die übli­chen Ver­däch­ti­gen. Inter­es­sant war ein Hin­weis zu Fried­rich Becker: zwei der Wei­ne wur­den sowohl mit Kork- als auch Dreh­ver­schluss ein­ge­sen­det. Die Vinum-Tester jeden­falls fan­den die Vari­an­ten mit Dreh­ver­schluss besser.

    • Dass der Dreh­ver­schluß bei Weiß­wei­nen bes­ser ist, glau­be ich ger­ne. Bei Rot­wei­nen habe ich ande­re Erfah­run­gen gemacht.

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