Fünf Keller hat Gaja schon: je einen in Barbaresco und Barolo, einen in Bolgheri, einen in Montalcino, einen am Ätna, den er sich mit einem ortsansässigen Winzer teilt. Jetzt kommt ein weiterer Keller dazu. Der sechste, fast schon ganz fertiggestellte, steht in der Alta Langa. So heißt die Hügelwelt südöstlich der Stadt Alba, der Weinkapitale des Piemont: ein sanfter Hügelteppich, der sich bis auf 900 Meter Höhe zieht und dann nach Ligurien und zum Mittelmeer abfällt. Traditionell werden dort vorzugsweise Haselnüsse angebaut, wenig Wein. Höchstens für Moscato- und Dolcetto-Trauben war die Gegend in der Vergangenheit gut. Die Sorte Nebbiolo reift dort nicht aus.
Auslöser: Klimaerwärmung
Mit der Klimaerwärmung ist die Alta Langa plötzlich ins Fadenkreuz der Winzer geraten. Sie sehen die Chance, in den kühlen Höhen Schaumwein zu produzieren aus Chardonnay und Pinot Nero. Altalanga DOCG heißt der Schäumer. Er ist der dritte nach der Klassischen Methode der Flaschengärung hergestellte Sekt, der den höchsten Qualitätsweinstatus in Italien hat (nach Franciacorta und Trentodoc).
Der neue Weinkeller steht schon
Doch Gaja will keine Schaumweine, sondern Stillweine produzieren. Er hat Chardonnay und Sauvignon Blanc gepflanzt (dazu versuchshalber ein bisschen Riesling, Timorasso, Erbaluce, Pinot Nero, Nebbiolo). Die ersten Ergebnisse, so wird berichtet, sind ermutigend gewesen, vor allem mit Sauvignon Blanc. Bereits im Dezember 2020 hatte Gaja deshalb mit dem Bau eines Weißwein-Kellers in Trezzo Tinella begonnen, einem verträumten, einsamen Dörfchen, das nur aus wenigen Häusern besteht (eines beherbergt das recht gute Ristorante „Très“). Die 294 Einwohner der Gemeinde leben weit verstreut auf den umliegenden Hügeln. Der neue Keller (mit seinen 50.000 Kubimeter Volumen) ist im Vergleich dazu gigantisch.
„Wir wollen erstmal nur die Augen aufhalten“
Insgesamt hat Gaja in der Alta Langa 30 Hektar Land erworben, die Hälfte davon ist mit Reben gestockt. Der größte Teil ist noch nicht in Produktion. „Unser Ziel ist es in diesen ersten Jahren vor allem, die Augen aufzuhalten, den Klimwandel zu beobachten und die neuen Herausforderungen zu studieren, denen wir da oben ausgesetzt sind“, erklärt Angelo Gaja (inzwischen 83 Jahre alt). Zum Beispiel Hagel. Hagel hat in diesem Jahr hat einen Teil der Weinberge in Trezzo Tinella zerstört.
Nicht die ersten Weißweine
Weißwein gibt es bei Gaja schon länger Aber er nimmt nur einen ganz kleinen Anteil am Sortiment ein. Aus Barbaresco/Barolo kommen der Sauvignon Alteni di Brassica, der Sauvignon/Chardonnay-Verschnitt Rossj-Bass sowie der nach burgundischem Vorbild erzeugte Luxus-Chardonnay Gaia & Rey. In diesem Jahr wurde erstmal im neuen Keller vinifiziert (er soll später die gesamte Weißweinproduktion beherbergen). Geplant ist vorerst, mit den Trauben aus Trezzo Tinella die Produktion der bestehenden Weißwein-Etiketten zu erhöhen. Ob es eigene Weine aus Trezzo Tinella geben wird, ist noch offen. Sie müssten unter den Appellation Langhe Bianco auf den Markt kommen. Die Appellation Altalanga DOCG ist nur für Schaumweine reserviert. Neben Angelo Gaja selbst werden darüber seine älteste Tochter Gaia, die immer stärker in den Vordergrund rückt, die zweitälteste Tochter Rossana und Sohn Giovanni entscheiden. Die drei haben schon seit einigen Jahren die Verantwortung im Weingut übernommen.