Über 40 Jahre auf der Hefe: sensationeller Franciacorta von Ca’ del Bosco

Das Weingut Ca‘ del Bosco hat einen Franciacorta auf den Markt gebracht, der 42 Jahre auf der Hefe gelegen hat – und sich als frisch wie ein Bergquell entpuppt

Die Far­be ist zitro­nen­gelb, kei­ne Spur von Oxi­da­ti­on oder Fir­ne. Die Fran­cia­cor­ta Riser­va Spe­cia­le „Anna­ma­ria Cle­men­ti“, Jahr­gang 1980, wird die­ser Tage frei­ge­ge­ben, edel ver­packt in ein schwar­zes, mit Sei­de aus­ge­schla­ge­nes Coff­ret. Es wer­den nur weni­ge hun­dert Fla­schen sein, die auf den Markt kom­men, und sie wer­den – so viel ist sicher – nicht ver­kauft, son­dern zuge­teilt. Ins­ge­samt lie­gen in den Kel­lern von Ca‘ del Bosco fünf- bis sechs­tau­send Fla­schen von die­ser Riser­va Spe­cia­le. Die meis­ten wer­den vor­erst auch dort lie­gen blei­ben und in den nächs­ten Jah­ren peu à peu und anlass­be­zo­gen frei­ge­ge­ben werden.

„Annamaria Clementi“ ist der Topwein des Gutes

„Anna­ma­ria Cle­men­ti“ ist der Top-Franciacorta des Wein­guts. Er ist aus Char­don­nay (55%, Pinot Bian­co (25%) und Pinot Nero (20%) assem­bliert und liegt nor­ma­ler­wei­se acht Jah­re auf der Hefe, bevor er deg­or­gi­ert wird. Er kos­tet zwi­schen 100 und 130 Euro und ist damit der teu­ers­te Fran­cia­cor­ta von Ca’ del Bosco. 1980 war ein mit­tel­mä­ßi­ger Schaumwein-Jahrgang nicht über­mä­ßig kom­plex, dafür mit einer hohen Säu­re geseg­net. Mau­ri­zio Zanella, der Inha­ber vdes Wein­guts, hat­te ver­an­lasst, dass ein Teil der Fla­schen (die damals als Jahrgangs-Franciacorta auf den Markt kom­men soll­ten, den „Anna­ma­ria Cle­men­ti“ gab es offi­zi­ell erst seit 1989) zurück­ge­hal­ten wird. Er woll­te wis­sen, wie sich der Wein auf der Hefe entwickelt.

Mehr als 40 Jahren Hefelager – das hat noch keiner gewagt

Fla­schen­la­ger bei Ca’ del Bosco, Mau­ri­zio Zanella (rechts)

Dass durch die Auto­ly­se (die Reak­ti­on der abge­stor­be­nen Hefen in der Fla­sche auf den Wein) Sau­er­stoff gebun­den wird und der Wein so bes­ser vor Ver­derb­nis geschützt wird, ist ein bekann­tes Phä­no­men. Aber wie lan­ge? Bei­spie­le für Cham­pa­gner, die zehn oder mehr Jah­re auf der Hefe lie­gen, gibt es meh­re­re (Tar­land, Ar Leno­ble u.a.). Auch das deut­sche Sekt­haus Raum­land lässt sei­ne Gran­de Cuvée zehn Jah­re auf der Hefe lie­gen. Aber mehr als 40 Jah­re – das hat noch kei­ner gemacht.

300 Personen durften den Oldie verkosten und genießen

Für Zanella ist das XXXL-Hefelager nur ein Expe­ri­ment, kein kom­mer­zi­el­les Unter­fan­gen. Für die Bilanz  fal­len ein paar hun­dert Fla­schen nicht groß ins Gewicht, als  Demons­tra­ti­on der Klas­se sei­nes Fran­cia­cor­ta dage­gen schon. Dass der Franciacorta-Oldie  nicht nur mit zar­tem Limetten- und Quit­ten­aro­ma und vie­len Brioche-Noten fas­zi­niert, son­dern auch noch rich­tig spru­delt, davon konn­ten sich 300 Per­so­nen über­zeu­gen, die Anfang Okto­ber zu einem Gala-Menu in die Fran­cia­cor­ta ein­ge­la­den waren: alle 150 Ange­stell­ten des Betriebs sowie Agen­ten, Gas­tro­no­men, Impor­teu­re und ein paar Gäs­te von der Pres­se: Das Menu begann mit einem Glas der raren Riser­va Spe­cia­le für alle.

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