Mit „Piwis“ auf neuen Wegen

Pfälzer Winzer und ihre Weine aus neuen Sorten

Pilz­krank­hei­ten sind der ärgs­te Feind der Vitis Vini­fera, der Wein­re­be. Mehl­tau wur­de im 19. Jahr­hun­dert mit ame­ri­ka­ni­schen Wild­re­ben nach Euro­pa ein­ge­schleppt. Der Schäd­ling traf auf gene­tisch völ­lig unvor­be­rei­te­te Wirts­pflan­zen, deren Immun­sys­tem  bis heu­te mit den Mikro­organ­si­men nur schwer zurecht­kommt. Ein Weg die­sen ent­ge­gen­zu­tre­ten sind Spritz­mit­tel, sei­en es syn­the­ti­sche oder klas­si­sche wie Kup­fer und Schwe­fel. Mit bus zu 80 Pro­zent weni­ger Pflan­zen­schutz die­ser Art kom­men „Piwis“ aus, neu gezüch­te­te, pilz­wi­der­stands­fä­hi­ge Sor­ten. Die Züch­tung neu­er Reb­sor­ten ist ein lang­wie­ri­ger, müh­sa­mer Pro­zess, der auf klas­si­scher Kreu­zung und Selek­ti­on basiert und nicht etwa auf moder­ner Gen­tech­nik. Die ers­ten Ver­su­che aus sol­chen Sor­ten fei­ne Wei­ne zu kel­tern waren durch­wach­sen – um es vor­sich­tig aus­zu­drü­cken. Über die Jahr­zehn­te  haben hart­nä­cki­ge, von der Sache über­zeug­te Win­zer ent­spre­chend viel Erfah­rung gesam­melt und pro­du­zie­ren Wei­ne, die sich sehr wohl sehen und vor allem schme­cken las­sen können.

 

Sechs aus­ge­wähl­te „Piwi“-Weine aus der Pfalz

2022 Sau­vignac tro­cken aus Ver­suchs­an­bau „Johan­nes“, Wein­gut Klohr, Mussbach

Die­ser Ver­such hat sich gelohnt. Der Sau­vignac Johan­nes duf­tet fruch­tig nach Apri­ko­sen und Man­go und auch am Gau­men erin­nert er mit sei­ner Saf­tig­keit und Fri­sche an Ries­ling. Die­ser ist schließ­lich, neben dem Sau­vi­gnon blanc auch ein „Groß­el­tern­teil“ der Züch­tung, Mit sei­nem Hauch Rest­sü­ße schmeckt er als Solist oder auch zu mild gewürz­ten Asia­ge­rich­ten. Um 8 Euro.

 

2022 Mus­ca­ris „Green Vibes“, Egon Schmitt Bad Dürkheim

Mus­ca­ris, eine Kreu­zung aus Mus­ka­tel­ler und Sola­ris ist beson­ders wider­stands­fä­hig gegen Pil­ze, was bedeu­tet, dass er sei­ne fri­sche Frucht auch bei län­ge­rer Rei­fe erhal­ten kann. Hier trifft ein opu­len­tes Bou­quet von Mus­kat und tro­pi­schen Früch­ten auf ein vibrie­ren­des Spiel aus Süße und Säu­re. Unge­mein trink­freu­dig passt er als Ape­ri­tif und – dank sei­ner Süße – zu pikant bis scharf gewürz­ten Spei­sen, wie etwa einem Garnelen-Curry. Um 11 Euro.

 

2020 Pinot­in Reser­ve Bio­wein­gut Rum­mel, Nußdorf

Eine Pio­nier­be­trieb: Das Wein­gut Rum­mel setzt seit über 30 Jah­ren auf Bio-Landwirtschaft und bei Neu­pflan­zun­gen auf Piwis. Der Pinot­in, 1991 in der Pfalz gezüch­tet, läuft hier auch zu gro­ßer Form auf. Viel­schich­ti­ge Frucht und Wür­ze, Vanil­le und Kakao­no­ten ver­bin­den sich mit geschlif­fe­nen Tan­ni­nen zu einem über­zeu­gen­den  Gesamt­ein­druck. Zu gegrill­tem, und geschmor­tem Fleisch und Hart­kä­se Um 20 Euro.

 

2022 „2/4 Wein“ Weißwein-Cuvée tro­cken, Wein­gut Gal­ler, Kirchheim

Was für ein Coup: Der 2/4 von Ans­gar Gal­ler sorg­te und sorgt für Gesprächs­stoff, nicht nur auf der Pro­Wein 2023, wo der Wein und vor allem die Fla­sche vor­ge­stellt wur­den. Das Gefäß mit dem schlan­ken Hals ist näm­lich eine 0,5-Liter-Bierflasche, die in ganz Deutsch­land ins Pfand­sys­tem passt – ein­fach so. Und der Inhalt? Eine Cuvée aus Sau­vignac und Johan­ni­ter, also zwei Riesling-Kindern. Fruch­tig, frisch, leben­dig –  der Wein für vie­le Gele­gen­hei­ten, von der Ves­per bis zum Süß­was­ser­fisch. Um 8 Euro.

 

2021 Calar­dis Mus­qué tro­cken, Geil­wei­ler­hof, Siebeldingen

Der Geil­wei­ler­hof ist die Wie­ge der Sor­te Calar­dis Mus­qué. Hier in Sie­bel­din­gen, am Insti­tut für Reben­züch­tung“, gelang im Jahr 1964 die Kreu­zung aus Bac­chus und Sey­val blanc. Seit 2021 ist die Sor­te für den Anbau in Deutsch­land klas­si­fi­ziert. Der Name ist eine Remi­nis­zenz an die his­to­ri­sche Bezeich­nung für den Geil­wei­ler­hof, Calar­dis­wil­re. Der Wein zeigt fei­ne Mus­kat­no­ten, dazu kom­men tro­pi­sche Früch­te sowie Sta­chel­bee­re, wodurch der Wein an Sau­vi­gnon blanc erin­nert. Frisch und leben­dig am Gau­men schmeckt der Calar­dis Mus­qué zu leich­ter Küche mit Sala­ten, Gemü­se und Fisch. Um 14 Euro.

 

Calar­dis blanc brut, Deut­scher Sekt, Dok­to­res Töp­fer, Ann­wei­ler am Trifels

Der Calar­dis blanc wur­de eben­falls auf dem Geil­wei­ler­hof (sie­he oben) gezüch­tet. Sei­ne sprit­zi­ge Säu­re prä­de­sti­niert ihn  gera­de­zu für die Her­stel­lung von Sekt. Der Brut vom klei­nen Wein­gut Dok­to­res Töp­fer ist der ers­te Sekt aus der Sor­te. Er gärt tra­di­tio­nell in der Fla­sche und prä­sen­tiert sich mit fei­ner Per­la­ge und aus­ge­wo­ge­nem  wie ani­mie­ren­dem Geschmack; und das bei leich­ten 11 Pro­zent Alko­hol. Fei­ner Ape­ri­tif und guter Beglei­ter zu leich­ten Vor­spei­sen und Gesprä­chen über neue Wege im Wein­bau. Um 12,50 Euro.

Kommentar hinzufügen

Antwort schreiben

Partner

Unser Newsletter