Wiederauferstehung eines Weißweins: Malagousia

Artikelbild Malagousia
Die Malagousia war schon fast ausgestorben. Heute werden aus ihr einige der besten Weißweine Griechenlands gewonnen. Wir stellen drei Malagousia-Weine vor.

Die Mala­gou­sia war schon fast aus­ge­stor­ben. Heu­te wer­den aus ihr eini­ge der bes­ten Weiß­wei­ne Grie­chen­lands gewon­nen. Wir stel­len drei Malagousia-Weine vor.

Die Mala­gou­sia war fast ausgestorben

Die Mala­gou­sia ist – neben der Assyr­ti­ko – die wohl inter­es­san­tes­te grie­chi­sche Weiß­wein­sor­te. Aus ihr wer­den leicht aro­ma­ti­sche, fein­fruch­ti­ge Wei­ne erzeugt, die je nach Boden, in dem die Reben wach­sen, eine mehr oder min­der aus­ge­präg­te mine­ra­li­sche Note auf­wei­sen. Im gesam­ten Mit­tel­meer­raum gibt es nur weni­ge ver­gleich­bar cha­rak­ter­vol­le Weiß­wei­ne. Der bekann­tes­te und viel­leicht auch bes­te Malagousia-Wein kommt von Evan­ge­los Ger­ov­as­si­li­ou, des­sen Wein­ber­ge bei Epano­mi süd­lich von Thes­sa­lo­ni­ki liegen.

Frisch und unkompliziert – aber durchaus anspruchsvoll

Weinkenner.de stellt Ihnen hier drei Wei­ne aus die­ser Sor­te vor, die alle in Deutsch­land erhält­lich sind. Sie kom­men aus ver­schie­de­nen Gegen­den Grie­chen­lands. Gemein­sam sind ihnen die Fri­sche und die unkom­pli­zier­te Art. Malagousia-Weine kön­nen sich aber hin­sicht­lich ihrer Struk­tur unter­schei­den. Die duf­ti­ge, fruch­ti­ge Ver­si­on, wie sie zum Bei­spiel Avan­tis reprä­sen­tiert, ist für den sofor­ti­gen Kon­sum gedacht. Die kör­per­rei­che­ren Ver­sio­nen, für die die Wei­ne von Samart­zis und Ger­ov­as­si­li­ou ste­hen, kön­nen sich dage­gen ein paar Jah­re auf der Fla­sche verfeinern.


2015 Malagousia | Avantis Estate, Evia (Euböa)

Die­ser stroh­gel­be Weiß­wein wächst auf sandig-lehmigen Böden in der Gegend um Afra­ti, knapp 100 Kilo­me­ter nörd­lich von Athen auf der Insel Euböa. Dort besitzt die Fami­lie Moun­trich­as 20 Hekt­ar Wein­ber­ge. Ihr Mala­gou­sia ist aus­ge­spro­chen blu­mig: Noten von Rosen und Oran­gen­blü­ten in der Nase, auf der Zun­ge viel Limet­ten­scha­le und Grape­fruit, dazu eine zar­te Basilikum-Würze. Der Wein ist leicht und soll­te jung getrun­ken wer­den, solan­ge er noch frisch ist. Übri­gens: Das Wein­gut wur­de bereits 1830 gegrün­det. Aber 1994 wur­den die Trau­ben erst­mals selbst vini­fi­ziert. Der ers­te Wein war der Avan­tis Dry­os. Er schaff­te es als ers­ter und ein­zi­ger grie­chi­scher Wein  1998 ins Guiness-Buch der Rekor­de. Spi­ros Moun­rich­as, Bru­der des heu­ti­gen Inha­bers, hat­te 1500 Zeich­nun­gen für die Eti­ket­ten die­ses Weins ange­fer­tigt, für jede Fla­sche eine.
Preis: 10,90 Euro
Bezug: www.griechischer-weinversand-vindusud.de


Die Mala­gou­sia ist eine Sor­te, die offen­bar schon in der Anti­ke exis­tier­te. Im letz­ten Jahr­hun­dert war sie aller­dings in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Sie wur­de nicht mehr gepflegt, die Anbau­flä­che ging so stark zurück, dass sie Ende des letz­ten Welt­kriegs als aus­ge­stor­ben galt. Geret­tet wur­de sie in den 1970er Jah­ren durch Pro­fes­sor Vas­si­lis Logo­the­tis, einem Agro­no­men und Ampelo­gra­phen an der Uni­ver­si­tät Thes­sa­lo­ni­ki, der Rei­ser von den letz­ten Exem­pla­ren schnitt, die er in den ber­gi­gen Regio­nen um den Mount Meli­ton in Nord­grie­chen­land fand. Logo­the­tis rekul­ti­vier­te die Sor­te dann in den Wein­ber­gen der Domaine Por­to Car­ras, dem damals flä­chen­mä­ßig größ­ten Wein­gut Euro­pas, gele­ge­nen auf dem mitt­le­ren der drei „Fin­ger“ der Halb­in­sel Chal­ki­di­ki. Dort ent­stan­den dann die ers­ten Ver­suchs­wei­ne aus die­ser Sorte.

In Porto Carras wieder rekultiviert

Die Domaine Por­to Car­ras wur­de damals von Emi­le Pey­naud bera­ten, dem füh­ren­den Öno­lo­gen der Uni­ver­si­tät Bor­deaux. Er schuf damals den ers­ten „moder­nen“ Caber­net Sau­vi­gnon Grie­chen­lands, war aber auch sehr beein­druckt von der Reb­sor­ten­viel­falt, die er in den Wein­ber­gen von Por­to Car­ras vor­fand. Pey­naud hat­te einen sei­ner bes­ten Stu­den­ten dort­hin ver­mit­telt: Evan­ge­lis Ger­ov­as­si­li­ou. Der jun­ge Öno­lo­ge soll­te den Ver­suchs­an­bau in Por­to Car­ras über­wa­chen. Ger­ov­as­si­li­ou erkann­te schnell den Wert der Mala­gou­sia und  pflanz­te sie par­al­lel in sei­nen pri­va­ten Wein­gär­ten nicht weit ent­fernt bei Epano­mi. Dort ent­stan­den ein paar Jah­re spä­ter dann die ers­ten kom­mer­zi­el­len Wei­ne aus die­ser Sorte.


2015 Malagousia Single Vineyard | Gerovassiliou2015 Malagousia Single Vineyard | Gerovassiliou

Küh­ler, zart­fruch­ti­ger Wein von mitt­le­rem Kör­per, leicht cre­mig mit salzig-würzigen Unter­tö­nen und wei­cher Säu­re, ohne erkenn­ba­re Holz­no­ten, obwohl zu einem Teil im klei­nen Holz­fass ver­go­ren und dort auf der Fein­he­fe aus­ge­baut: aus­drucks­stark, zart­fruch­tig, anhal­tend, gewach­sen in Epano­mi süd­lich von Thes­sa­lo­ni­ki auf der Halb­in­sel Chal­ki­di­ki, sie­ben Kilo­me­ter von den Strän­den des Golfs von Thes­sa­lo­ni­ki entfernt.
Preis: 11,60 Euro
Bezug: www.griechisches-weinkontor.de


In den 1980er Jah­ren began­nen auch ande­re Wein­gü­ter die ver­ges­se­ne Sor­te anzu­bau­en. Heu­te sind wie­der 300 Hekt­ar mit ihr bestockt. Sie ver­tei­len sich auf ganz Grie­chen­land. Malagousia-Weine fin­den sich zum Bei­spiel in den Sor­ti­men­tern von Alpha Estate, Thy­mio­pou­los, Bou­t­a­ri, Tetra­my­thos, Papa­gi­an­na­kos und ande­ren. Außer­dem gibt die Mala­gou­sia gern mit der Assyr­ti­ko ver­schnit­ten. Die Renais­sance die­ser Sor­te steht auch für den Wie­der­auf­stieg Grie­chen­lands als respek­ta­ble Weinnation.


2014 Klepsidra Malagousia | Samartzis Estate, Askri (Böothien)

Rela­tiv kör­per­rei­cher, aber fri­scher Wein mit viel Zitrus­frucht und Holun­der im Bou­quet, am Gau­men saf­tig mit unver­kenn­bar rauchig-mineralischer Note, tro­cken, cha­rak­ter­voll mit viel indi­vi­du­el­lem medi­ter­ra­nen Charme, her­aus­ra­gend in sei­ner Preis­ka­te­go­rie. Das Wein­gut liegt in Böo­ti­en tief im Lan­des­in­ne­ren, rund 80 Kilo­me­ter nord­west­lich von Athen im Tal der 9 Musen.
Preis: 7,95 Euro
Bezug: Omi­los GmbH , Elsen­hei­mer Stras­se 15, 80687 Mün­chen, Tel. 089-57952769


1 Kommentar

  • Mala­gou­zia ist nicht die nach dem Assyr­ti­ko inter­es­san­tes­te wei­ße ein­hei­mi­sche Reb­sor­te Grie­chen­lands. Das, so sind sich die meis­ten grie­chi­schen Öno­lo­gen einig, ist die Reb­sor­te Vidia­no, die Ähn­lich­kei­ten vor allem zum Vio­gnier aber auch zum Ries­ling auf­weist und aus denen man, ähn­lich wie Assyr­ti­ko, hoch­wer­tigs­te Wei­ne erzeu­gen kann. 

    Mala­gou­zia hat gro­ßes Poten­zi­al, aber es fehlt noch häu­fig an Mine­ra­li­tät und Lan­ge, den man auch nicht künst­lich mit mehr Rest­zu­cker nach­hel­fen kann – Avan­tis, zum Bei­spiel macht einen her­vor­rag­nden Mala­gou­zia aber zur Spit­ze in Grie­chen­land hat der Wein etwas zu viel Rest­zu­cker von mehr als 4 Gramm.

    Es über­wiegt in der Regel eher der exotisch-blumige Cha­rak­ter der Trau­be und rein­sor­ti­ge Wei­ne aus die­ser Trau­be wer­den daher eher zu den Bukett Wei­nen gezählt. 

    Sehr gut hin­ge­gen ist die Kom­bi­na­ti­on mit Assyr­ti­ko. Bei­de Reb­sor­ten har­mo­nie­ren aus­ge­spro­chen gut. – Hier dient vor allen der Vri­ni­otis Wein von der Insel Evia “Iama Weiß” als ein her­vor­rag­ndes Beispiel.

    Die zur­zeit bes­ten Mala­gou­zia, mit wirk­lich sehr guter Län­ge kom­men von Arva­nit­i­dis. Adam Oinos aus Make­do­ni­en hat aber Arva­nit­i­dis ein­ge­holt und ist nun­mehr unter Ken­nern die Num­mer Eins.

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