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Ornellaia 2014: Wein mit Wollschurz

Es ist ein Kunstprojekt: Der in Rio de Janeiro lebende brasilianische Künstler Ernesto Neto hat einige Grossflaschen des toskanischen Kultweins Ornellaia so geschmückt, wie Amazonas-Indianer des indigenen Stamms der Huni Kuin sich zu festlichen Anlässen zu schmücken pflegen. Die Aktion ist Teil des Kunstprojekts, das das Weingut Ornellaia jedes Jahr unter dem Namen Vendemnia d’Artista veranstaltet.

Der Künstler stammt selbst von den Indianern ab

Neto selbst gehört dem Stamm der Huni Kuin („Hüter der Erde“) an, der im Bundesstaat Acre an der Grenze zu Peru und Bolivien lebt. Er gilt als einer der international berühmtesten zeitgenössischen Künstler Brasiliens. 2014 erforschte Neto zusammen mit Mitgliedern seines Stammes den künstlerischen Aspekt von Ritualen und schamanischen Traditionen. Das spirituelle Leben des Stammes, ihr Wunsch nach Einklang mit der Natur sowie ihr überliefertes Wissen um die Energien des Planeten hinterlassen in Netos Werk ein neues Verständnis für die Kraft der Natur und die dahinter liegenden Kräfte. Seine aktuellen Arbeiten sind inspiriert von den Traditionen und Riten der Schamanen, sie erzählen von Transformation und zeigen vielfach die gesellschaftliche und ökologische Verbundenheit auf.

Inhalt der Flaschen: der neue 2014er Ornellaia

Die 111 Flaschen (von Imperial über Doppelmagnum zu Magnum), die Neto mit stammestypischen Wollschurzen ummantelt hat („1 König, 10 Häuptlinge, 100 Indianer“), werden 27. April 2017 bei Sotheby’s in New York versteigert. Der Erlös geht an das Solomon R. Guggenheim Museum in New York.

Ernesto Neto
Ernesto Neto

Bei dem Inhalt der Flaschen handelt es sich um den eben auf den Markt gekommenen Jahrgang 2014. Das in Bolgheri an der toskanischen Mittelmeerküste ansässige Weingut hat den Jahrgang mit dem Begriff L’Essenza charakterisiert: Angesichts des regnerisch-kühlen Klimas in 2014, das eine strenge Selektion der Trauben notwendig machte, ist das, was an reifen und gesunden Trauben übrig blieb, die Essenz des Jahrgangs. “Wenn man vor einem schwierigen Jahrgang steht und versuchen möchte, einen großen Wein zu schaffen, geht es einzig und allein darum, die Essenz hervorzuholen“, sagt der Weingutsdirektor und Önologe Axel Heinz.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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