Montecucco: Unbekannte Toskana
Unbekannte Toskana? Kein Scherz! Trotz seines berühmten Nachbarn Brunello di Montalcino ist Montecucco irgendwie ein weißer Fleck auf der Weinlandkarte. An Tradition und Qualität würde es der kleinen Region, die der Maremma zugerechnet wird, nicht mangeln. Wein wird seit der Antike angebaut. Bemerkenswert in der Gegenwart: 70 Prozent der rund 800 Hektar Weinberge werden biologisch bewirtschaftet. Eine junge Winzergeneration ist gerade dabei, das Potenzial noch besser auszuschöpfen. Wichtigste Rebsorte ist, typisch Toskana, der Sangiovese; auch die Weißweine, besonders die aus der Sorte Vermentino, verdienen Aufmerksamkeit.
Mein Tipp: 2019 Colle Massari Rigoleto Montecucco Rosso DOC
Zu 70 Prozent aus Sangiovese und je 15 Prozent aus Ciliegolo und Montepulciano gekelterter Bio-Wein. Mit seiner Aromatik nach Früchten (Pflaumen) und Blüten (Veilchen) erinnert er an Chianti, doch am Gaumen zeigt er sich weicher und fülliger.
Um 9,50 Euro, etwa bei www.lieblings-weine.de.
Elgin: Das kühle Eck am Kap
Cool Climate in Südafrika? Gibt es! Zugegeben, nicht oft und in diesem Fall auch noch nicht lange. Ende der 1980er pflanzte Paul Cluver im Elgin-Valley, 70 Kilometer südöstlich von Kapstadt erste Weinstöcke. Das hoch gelegene Plateau (über 400 Meter Seehöhe) war bis dahin ein großes, reines Apfelanbaugebiet, entsprechend wurde Cluver von den Kollegen belächelt. Der Erfolg sollte ihm Recht geben: Die stetige kühle Brise vom Meer erwies sich als so segensreich, dass gerade Burgundersorten hier Weine mit Frische und Spannung erbringen. Cluvers Chardonnays und Pinot Noirs sind Referenzweine für die beiden Sorten aus der Kap-Region.
Mein Tipp: 2018 Estate Chardonnay Elgin, Paul Cluver
Hier passiert was im Glas. Der Aromenbogen spannt sich von Zitrus über Blüten bis zu Vanille- und Röstnoten. Dicht aber nicht fett am Gaumen mit belebender Säure ein vielseitiger Begleiter zu Fisch, hellem Fleisch, gerne auch in Fusion-Kombinationen.
Um 18,50 Euro, etwa bei www.ludwig-von-kapf.de.
Attika: Verschüttete Geschichte
Was machen eigentlich die Griechen? Es waren doch griechische Kauf- und Seeleute, die in der Antike den Wein im Mittelmeerraum verbreiteten. In der Moderne sucht das Land mit der langen Geschichte noch den Anschluss, doch immer mehr Winzer aktivieren das Potenzial des Landes für hochwertige Weine. So etwa das Weingut Aoton in Attika, der Region um die Hauptstadt Athen. Hier dominiert die wohl 4000 Jahre alte Rebsorte Savatiano, aus der überwiegend Retsina gemacht wurde und wird. Der von Aoton gehört zu den hochwertigsten Retsinas. Doch es geht noch besser:
Mein Tipp: 2020 Savatiano Attiki PGI, Aoton Winery
Von alten Rebstöcken stammt der trocken ausgebaute Savatiano von Aoton, der zeigt, was in Sorte und Region steckt: In der Kühle der Nacht gelesen, vergor der Most nach Maischestandzeit mit weinbergseigenen Hefen. Das Ergebnis ist ein Wein mit mineralisch-kräuteriger Würze, einer festen Struktur und erstaunlich langem Nachhall.
Um 11 Euro, etwa bei www.griechischer-weinversand-vindusud.de
Dao: Viel Wein fürs Geld
Steile Weinbergterrassen oberhalb des Flusses, karge steinige Böden – klingt das nicht nach Douro? Doch, aber hier dreht es sich um den südlichen Nachbarn. Dao, nach dem gleichnamigen Fluss heißt die Region Portugals, die trotz ihrer Größe von 20.000 Hektar bei uns eine eher unbekannte Größe darstellt. Erst in jüngerer Zeit konnte das Dao etwas auf sich aufmerksam machen. Das wegen hoher umliegender Berge eher kontinental geprägte Klima mit feuchten und kalten Wintern und heißen Sommern begünstigt Rotweine mit Kraft und Struktur, die Weißweine sind aber dabei aufzuholen. Schon im Einstiegssegment sind hier recht ansprechende Weine zu finden.
Mein Tipp: 2018 Cabriz Colheita Selecionada Tinto
Ein kompletter Rotwein mit Blüten- und Beerenaromen und einer gut passenden Dosis Gerbstoffe. Und das zu einem fast unverschämt günstigen Preis. Die nächste Grillparty kommt bestimmt.
Um 6,30 Euro, etwa bei www.vinello.de.
Südengland: Spektakuläre Sparklings
Weinbau in England? Das haben doch die Römer schon nicht hinbekommen! Tempi passati. Im Süden der Insel stehen mehr und mehr Rebstöcke – auf einem ähnlichen Kreideboden wie in der Champagne; die Rebsorten sind oft ebenfalls dieselben wie im nördlichsten Weinbaugebiet Frankreichs. Und die besten Ergebnisse erzielen die Neu-Winzer mit edlen mitunter spektakulären Schaumweinen. Das führende Gut in Sachen Sparkling aus England ist zweifellos Nyetimber. Dessen Weinberge mit Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay liegen übergreifend in den Grafschaften Sussex, Hampshire und Kent. Alle Sparklings reifen mindestens drei Jahre in der Flasche, ein Code auf dem Rückenetikett verrät über die Website die genaue Cuvée-Zusammensetzung, Füllung, Degorgement und Freigabe.
Mein Tipp: Classic Cuvée brut Nyetimber, England
Eine Cuvée aus über 50 Prozent Chardonnay, dazu Pinot Noir und ein kleinerer Anteil Pinot Meunier. Ein edler Sparkling mit Reifenoten, feiner Perlage und lebendigem, anhaltendem Geschmack. Zu feinen Vorspeisen mit Fisch und Meeresfrüchten – und um Kenner zu verblüffen.
Um 43 Euro, etwa bei www.belvini.de.