Unter 10 Euro: Blanc de Noirs von Jens und Katja Bäder

Blanc de Noirs von Bäder
Blanc de Noirs von Bäder
Dass man aus roten Trauben auch einen anständigen Weißwein erzeugen kann, beweist der Blanc de Noirs von Jens und Katja Bäder – einen sehr anständigen sogar. Und das für 7,50 Euro. Ihr 2014er ist einer der besten in Deutschland.

Bei Gün­ter Jauch wäre es eine 100.000-Euro-Frage: War­um machen man­che Win­zer aus roten Trau­ben Weiß­wein? Haben sie nicht genü­gend wei­ße Reb­sor­ten? Sind die Weiß­wei­ne aus wei­ßen Sor­ten nicht gut genug? Müs­sen sie den Fran­zo­sen, die die­se merk­wür­di­ge Metho­de erfun­den haben, unbe­dingt alles nach­ma­chen? Oder ist es pure Expe­ri­men­tier­lust, die die Win­zer zu dem Aben­teu­er treibt, einen Blanc de Noir zu pro­du­zie­ren? So nennt man Weiß­wei­ne, die aus roten Trau­ben erzeugt wer­den.

Deutsche Resteverwertungs-Manie

So ein­fach die Fra­ge klingt, so schwie­rig ist die Ant­wort. Denn es gibt vie­le Wahr­hei­ten. Die ein­fachs­te und lei­der für Deutsch­land zutref­fends­te lau­tet: Vie­le Blanc de Noirs  ver­dan­ken sich allein der ver­häng­nis­vol­len Resttraubenverwertungs-Manie kom­mer­zi­ell den­ken­der Win­zer (oder Kel­le­rei­en). Um ange­schim­mel­te Rot­wein­trau­ben, die sich für die Rot­wein­be­rei­tung nicht mehr eig­nen, nicht weg­wer­fen zu müs­sen, wird Weiß­wein aus ihnen erzeugt. Eben Blanc de Noir. Die­sen Wein kann man theo­re­tisch aus allen Rot­wein­sor­ten machen, vom Dorn­fel­der über Por­tu­gie­ser und Spät­bur­gun­der bis zu Caber­net Sau­vi­gnon und Syrah. Man muss die Trau­ben nur ohne Scha­len ver­gä­ren. Da die Farb­stof­fe in den Scha­len sit­zen, bleibt der Wein hell.

Höchst fragwürdige Qualitäten

In schlech­ten Jah­ren kön­nen Win­zer so ihre Ern­te­ver­lus­te mini­mie­ren. Das Dum­me ist nur, dass Wei­ne aus sol­cher Rest­trau­ben­ver­wer­tung kein Genuss sind. Sie büßen schnell ihre Fruch­tig­keit ein und schme­cken ent­we­der muf­fig oder – wenn der Wein hin­ter­her mit Koh­le geschönt wird (was meis­tens geschieht) – neu­tral. Aus Kon­su­men­ten­sicht also eine höchst frag­wür­di­ge Metho­de: Wir haben auf weinkenner.de aus­führ­lich dar­über berich­tet. In der Cham­pa­gne, wo die­se Metho­de erfun­den wur­de, wird sie nur für gesun­de Trau­ben ange­wen­det, nicht um Res­te­ver­wer­tung zu betrei­ben.

Anspruchsvoll auch in der Gutsweinliga

Eine ande­re Wahr­heit ist, dass es Win­zer gibt, die anders gepolt sind – auch in Deutsch­land. Sie geben sich, wenn der Jahr­gang nicht mehr her­gibt, mit weni­ger zufrie­den. Haupt­sa­che, es kommt ein guter Wein dabei her­aus. Und der Blanc de Noirs von Jens und Kat­ja Bäder ist gut. Gemes­sen dar­an, dass er in die Guts­wein­li­ga spielt, also in die Kate­go­rie der preis­wer­ten Wei­ne gehört, ist er sogar rich­tig anspruchs­voll. So anspruchs­voll, dass inzwi­schen auch die Spit­zen­gas­tro­no­mie auf ihn auf­merk­sam gewor­den ist.

Cremiger als die klassischen Weißweine

Die Ant­wort der Bäders auf die 100.000-Euro-Frage lau­tet, dass man nach der Blanc de Noir-Methode einen Wein bekommt, der anders schmeckt als Ries­ling, Weiß­bur­gun­der, Grau­bur­gun­der – Wei­ne, die das jun­ge Win­zer­ehe­paar eben­falls in her­vor­ra­gen­der Qua­li­tät pro­du­ziert. Wie anders? Es beginnt mit dem beson­de­ren Duft (roten Bee­ren), setzt sich bei der ver­gleichs­wei­se mil­den Säu­re fort und zeigt sich schließ­lich am Gau­men: Er ist cre­mi­ger als die klas­si­schen Weiß­wei­ne. Klingt tech­nisch, in Wirk­lich­keit aber ist Bäders Blanc de Noirs einer der bes­ten Wei­ne sei­ner Kate­go­rie in Deutsch­land. Zu einem Vitel­lo ton­na­to oder einem gemü­si­gen Wrap oder – ganz klas­sisch – einem gedämpf­ten Lachs­fi­let passt er super, bes­ser als Ries­ling & Co.

Eigenes System ausgeklügelt

Rei­fe Spät­bur­gun­der­trau­be­Bä­ders Blanc de Noirs wird aus zwei Sor­ten erzeugt: Früh­bur­gun­der und Spät­bur­gun­der (daher das „s“ hin­ter dem Wort Noir). Fau­le, mat­schi­ge Trau­ben wer­den für ihn nicht ver­wen­det. Die­se wer­den vor der Lese gna­den­los auf den Boden geschnit­ten, sodass, wenn die eigent­li­che Lese beginnt, nur noch gesun­de Trau­ben am Stock hän­gen. Dabei haben die Bäder ein eige­nes Sys­tem aus­ge­klü­gelt, nach dem sie den Wein erzeu­gen. Die eine Hälf­te der Trau­ben wird zwei oder drei Wochen vor der Hauptern­te gele­sen. Zu die­sem Zeit­punkt ist die Säu­re in den Bee­ren noch hoch, der Zucker (aus dem spä­ter Alko­hol wird) noch rela­tiv nied­rig. Die ande­re Hälf­te wird voll­reif gele­sen, wobei nach dem Quet­schen der Trau­ben ein Teil des Saf­tes abge­son­dert und dem inzwi­schen gären­den Most der ers­ten Par­tie zuge­ge­ben wird (der ande­re Teil der zwei­ten Hälf­te wird mit den Scha­len zu Rot­wein ver­go­ren).

Weißwein oder Rosé – das ist die (unwichtige) Frage

Auf die­se Wei­se erhal­ten die Bäders einen Wein, der einer­seits säu­re­be­tont, ande­rer­seits voll­mun­dig ist und Rei­fe­aro­men besitzt. „Die­se Kom­bi­na­ti­on von Fri­sche und Cre­mig­keit ist es, die die Beson­der­heit unse­res Blanc de Noirs aus­macht“, sagt Jens Bäder. Er ist nied­rig im Alko­hol (11,5 Vol.%) und hat einen pas­tell­far­be­nen Kup­fer­schim­mer, wes­halb die Bäders ihn sogar als Rosé bezeich­nen (auch wenn der „Blanc“ de Noirs heißt).

Bioland-zertifiziertes Weingut

Weinberge bei Wendelsheim
Wein­ber­ge bei Wen­dels­heim

Kat­ja und Jens Bäder haben sich in Gei­sen­heim ken­nen­ge­lernt, wo sie bei­de Wein­bau und Öno­lo­gie stu­dier­ten. Dort reif­te auch der Ent­schluss, ihre Idee vom Wein gemein­sam umzu­set­zen. Unver­wech­sel­bar und ein­zig­ar­tig soll­te sein, was sie erzeu­gen, ein Spie­gel der Böden und des Jahr­gangs, umwelt­ge­recht erzeugt und authen­tisch. Im elter­li­chen Wein­gut von Jens Bäder ließ sich die­se Idee nicht umset­zen. Also grün­de­ten sie ein paar Dör­fer wei­ter ihr eige­nes Wein­gut. Das war 2009. Seit­dem ging es lang­sam, aber sicher auf­wärts. Heu­te bewirt­schaf­ten sie 8,5 Hekt­ar im Nord­wes­ten Rhein­hes­sens, nur weni­ge Kilo­me­ter vom Anbau­ge­biet Nahe ent­fernt. Ihr Gut ist Bioland-zertifiziert, ihre Wei­ne wer­den weit­ge­hend mit eige­nen Hefen ver­go­ren. Vom Blanc de Noirs wer­den durch­schnitt­lich 7.000 Fla­schen gefüllt.

Der Wein


2014 Blanc de NoirsWein­gut Bäder, Wen­dels­heim
Preis: 7,50 Euro
Bezug: www.weingutbaeder.de


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1 Kommentar

  • Das ist ja mal gera­de wie­der Unsinn. Gera­de in der Cham­pa­gne wird nun auch das mie­ses­te Lese­gut noch irgend­wie ver­ar­bei­tet. Das Land ist teu­er, der Druck ist groß und die Nach­fra­ge rie­sig.
    Ein­fach mal bei You­Tube rein­schau­en, dort fin­det man genug Win­zer aus der Cham­pa­gne, die nicht nur bei Regen lesen – son­dern auch behaup­ten Botry­tis­be­fall wür­de den Gedchmack nicht ändern!
    Da wird nicht ein­mal sor­tiert!

    Und dann Erden die Fla­schen für 30€ ver­kauft. – Da wür­de sich manch ande­rer Win­zer schä­men.

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