Gelber Muskateller – viele Weintrinker kennen diese Sorte gar nicht. Mit 180 Hektar spielt sie in Deutschland quantitativ keine Rolle. Selbst die unsägliche Huxelrebe nimmt viermal mehr Fläche ein. Qualitativ aber ist der Gelbe Muskateller eine originelle Ergänzung zu Riesling, Scheurebe, Sauvignon blanc.
Wer den Gelben Muskateller das erste Mal trinkt, wird zugeben: ein sehr spezieller Wein. Hoch in der Säure, niedrig im Alkohol, mit extrem pikanter Würze. Nicht allen Winzern, die sich an ihm versuchen, gelingt er. In kühlen Jahren ist er oft karg und hart. In warmen Jahren verliert er seine Würze. Und wer die Traube zu früh liest, erhält einen überparfümierten Wein. Der Gelbe Muskateller riecht dann nach Kloseife und muss mit Restsüße geschminkt werden, um seine Unzulänglichkeiten zu überdecken.
Säure ist das Markenzeichen
Ganz anders der 2014er Gelbe Muskateller von Thomas Hörner. Er verströmt einen intensiven Limettenduft. Am Gaumen findet man viel Kafirblätter und Koriandergrün, einen Hauch von Muskatnuss und anderen orientalischen Gewürzen. Zugleich vibriert er vor Frische. Freilich darf, wer ihn genießen will, keine Angst vor Säure haben. Denn Säure ist das Markenzeichen dieses Weins. Hörners 2014er hat 7,8 Gramm, was mehr ist, als die meisten Pfälzer Rieslinge aufweisen. Aber die Säure ist weinig. Sie tut nicht weh. Sie erfrischt. Das macht den Unterschied (7,50 Euro, www.hoerner-wein.de).
Leute, die gerne mit Bitter Lemon chillen oder oder bei Gin Fizz mit Lime Juice abhängen, sollten ernsthaft überlegen, auf Gelben Muskateller umzustellen. Der hat weniger Alkohol (12 Vol.% oder weniger), und auf das zitronige Aroma muss man nicht verzichten. Das hat dieser Wein nämlich auch – nur wesentlich feiner.
Dass Hörners Wein so gut gelungen ist, hat vor allem damit zu tun, dass er die Trauben etwas reifer geerntet hat als andere. Das schmeckt man. Im Hintergrund seines Gelben Muskatellers findet man feine Pfirsich- und andere Gelbfruchtnoten. Sie runden den Wein mehr ab als die geringe Restsüße (6,4 Gramm), die man gar nicht schmeckt.
Bei Knipser gelernt
Hörner, den seine Freunde nur Thommy nennen, ist erst 24. Er kommt aus einem traditionellen Südpfälzer Weingut, dem Hainbachhof in Hochstadt. Schon mit 13 ging er mit seinem Vater in den Weinberg und ließ sich die Reben erklären. Mit 14 saß er bereits auf dem Traktor. Mit 16 begann er, Wein intensiv zu probieren. „Wein war mein Leben, schon immer“, sagt er von sich.
Er lernte bei Knipser und im renommierten Pfälzer Weingut Münzberg. Schon während der Ausbildung wurde ihm klar: Die Literware und die halbtrockenen Weine, die seine Eltern produzierten, waren nicht das, wonach er strebte: „Ich hatte eine völlig andere Vorstellung von Wein.“ Trockener sollten seine Weine sein, dichter und mineralischer. Auch herausfordernder. Die Stammkundschaft des Hainbachhofs, so ahnte er, könne man mit solchen Weinen nicht beglücken. Aber vielleicht die junge Weintrinkergeneration?
Auffallend gute Etiketten
Jedenfalls erklärten sich seine Eltern bereit, ihm einige der besten Lagen abzutreten. „Damit ich mich entfalten kann“, ist der Sohn noch heute dankbar. So entstand die Hörner-Linie – Thommys eigene Weine. „Weine mit Tiefe und feiner Frucht, ausdrucksstark“ heißt es auf der Seite des Jungweintrinker-Onlineshops Geile Weine (www.geileweine.de), der Thommys Weine vertreibt.
Die Etiketten dieser Linie schmückt seitdem das Gehörn verschiedener Paarhufer: Stierhörner für die Gutsweine, Steinbockgehörn für die gehobenen Qualitäten, Widdergehörn für die Spitzenweine. Auffällige, gut gemachte Etiketten, die wohl Teil des Erfolges sind, den Hörner mit seinen Weinen hat.
Saubere Backe
Hörners WeinsortimentDer Gelbe Muskateller ist ein Steinbock-Wein, also im gehobenen Segment angesiedelt. Neben dem Sauvignon blanc, dem Renner, hat er eine eigene Fangemeinde: „An trockenen Vertretern der Muskatellertraube komme ich einfach nicht vorbei“, schreibt er im Internet. „Feine Aprikose, Blütenaromen, Zitronemelisse – und dann im Mund diese puristische Geradlinigkeit. Da bleibt kein Wischi-Waschi-Kernseifen-Aroma am Gaumen, sondern die Säure macht die Backe wieder sauber.“
Hörners Spitzen-Weißwein ist der Grauburgunder. Mit ihm hat er im Jungwinzer-Wettbewerb „Die Junge Südpfalz – da wächst was nach!“ in diesem Jahr den ersten Platz errungen. Auch seine Weißburgunder und Spätburgunder sind ambitioniert. Der Riesling ist dagegen nicht seine Stärke. Es fehlt an Spitzenlagen. Aber Riesling gibt es genug in der Pfalz, Gelben Muskateller dagegen noch zu wenig.
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