Unter 10 Euro: Gelber Muskateller von Thommy Hörner

Gelber Muskateller von Hörner
Gelber Muskateller von Hörner
Die Südpfalz ist reich an jungen Winzertalenten. Thomas Hörner aus Hochstadt ist einer von ihnen. Die Stärken des 24-Jährigen liegen bei Sauvignon Blanc, den Burgundersorten und dem Gelben Muskateller. Letzterer hat Suchtpotenzial – zumindest jetzt an den heißen Tagen.

Gel­ber Mus­ka­tel­ler – vie­le Wein­trin­ker ken­nen die­se Sor­te gar nicht. Mit 180 Hekt­ar spielt sie in Deutsch­land quan­ti­ta­tiv kei­ne Rol­le. Selbst die unsäg­li­che Huxel­re­be nimmt vier­mal mehr Flä­che ein. Qua­li­ta­tiv aber ist der Gel­be Mus­ka­tel­ler eine ori­gi­nel­le Ergän­zung zu Ries­ling, Scheu­re­be, Sau­vi­gnon blanc.

Wer den Gel­ben Mus­ka­tel­ler das ers­te Mal trinkt, wird zuge­ben: ein sehr spe­zi­el­ler Wein. Hoch in der Säu­re, nied­rig im Alko­hol, mit extrem pikan­ter Wür­ze. Nicht allen Win­zern, die sich an ihm ver­su­chen, gelingt er. In küh­len Jah­ren ist er oft karg und hart. In war­men Jah­ren ver­liert er sei­ne Wür­ze. Und wer die Trau­be zu früh liest, erhält einen über­par­fü­mier­ten Wein. Der Gel­be Mus­ka­tel­ler riecht dann nach Klo­sei­fe und muss mit Rest­sü­ße geschminkt wer­den, um sei­ne Unzu­läng­lich­kei­ten zu über­de­cken.

Säure ist das Markenzeichen

Thommy Hörner
Thom­my Hör­ner

Ganz anders der 2014er Gel­be Mus­ka­tel­ler von Tho­mas Hör­ner. Er ver­strömt einen inten­si­ven Limett­enduft. Am Gau­men fin­det man viel Kafir­b­lät­ter und Kori­an­der­grün, einen Hauch von Mus­kat­nuss und ande­ren ori­en­ta­li­schen Gewür­zen. Zugleich vibriert er vor Fri­sche. Frei­lich darf, wer ihn genie­ßen will, kei­ne Angst vor Säu­re haben. Denn Säu­re ist das Mar­ken­zei­chen die­ses Weins. Hör­ners 2014er hat 7,8 Gramm, was mehr ist, als die meis­ten Pfäl­zer Ries­lin­ge auf­wei­sen. Aber die Säu­re ist wei­nig. Sie tut nicht weh. Sie erfrischt. Das macht den Unter­schied (7,50 Euro, www.hoerner-wein.de).

Leu­te, die ger­ne mit Bit­ter Lemon chil­len oder oder bei Gin Fizz mit Lime Juice abhän­gen, soll­ten ernst­haft über­le­gen, auf Gel­ben Mus­ka­tel­ler umzu­stel­len. Der hat weni­ger Alko­hol (12 Vol.% oder weni­ger), und auf das zitro­ni­ge Aro­ma muss man nicht ver­zich­ten. Das hat die­ser Wein näm­lich auch – nur wesent­lich fei­ner.

Dass Hör­ners Wein so gut gelun­gen ist, hat vor allem damit zu tun, dass er die Trau­ben etwas rei­fer geern­tet hat als ande­re. Das schmeckt man. Im Hin­ter­grund sei­nes Gel­ben Mus­ka­tel­lers fin­det man fei­ne Pfirsich- und ande­re Gelb­frucht­no­ten. Sie run­den den Wein mehr ab als die gerin­ge Rest­sü­ße (6,4 Gramm), die man gar nicht schmeckt.

Bei Knip­ser gelernt

Thommy Hörner bei der Laubarbeit
Thom­my Hör­ner bei der Laub­ar­beit

Hör­ner, den sei­ne Freun­de nur Thom­my nen­nen, ist erst 24. Er kommt aus einem tra­di­tio­nel­len Süd­pfäl­zer Wein­gut, dem Hain­bach­hof in Hoch­stadt. Schon mit 13 ging er mit sei­nem Vater in den Wein­berg und ließ sich die Reben erklä­ren. Mit 14 saß er bereits auf dem Trak­tor. Mit 16 begann er, Wein inten­siv zu pro­bie­ren. „Wein war mein Leben, schon immer“, sagt er von sich.

Er lern­te bei Knip­ser und im renom­mier­ten Pfäl­zer Wein­gut Münz­berg. Schon wäh­rend der Aus­bil­dung wur­de ihm klar: Die Liter­wa­re und die halb­tro­cke­nen Wei­ne, die sei­ne Eltern pro­du­zier­ten, waren nicht das, wonach er streb­te: „Ich hat­te eine völ­lig ande­re Vor­stel­lung von Wein.“ Tro­cke­ner soll­ten sei­ne Wei­ne sein, dich­ter und mine­ra­li­scher. Auch her­aus­for­dern­der. Die Stamm­kund­schaft des Hain­bach­hofs, so ahn­te er, kön­ne man mit sol­chen Wei­nen nicht beglü­cken. Aber viel­leicht die jun­ge Wein­trin­ker­ge­nera­ti­on?

Auffallend gute Etiketten

Jeden­falls erklär­ten sich sei­ne Eltern bereit, ihm eini­ge der bes­ten Lagen abzu­tre­ten. „Damit ich mich ent­fal­ten kann“, ist der Sohn noch heu­te dank­bar. So ent­stand die Hörner-Linie – Thom­mys eige­ne Wei­ne. „Wei­ne mit Tie­fe und fei­ner Frucht, aus­drucks­stark“ heißt es auf der Sei­te des Jungweintrinker-Onlineshops Gei­le Wei­ne (www.geileweine.de), der Thom­mys Wei­ne ver­treibt.

Die Eti­ket­ten die­ser Linie schmückt seit­dem das Gehörn ver­schie­de­ner Paar­hu­fer: Stier­hör­ner für die Guts­wei­ne, Stein­bock­ge­hörn für die geho­be­nen Qua­li­tä­ten, Wid­der­ge­hörn für die Spit­zen­wei­ne. Auf­fäl­li­ge, gut gemach­te Eti­ket­ten, die wohl Teil des Erfol­ges sind, den Hör­ner mit sei­nen Wei­nen hat.

Saubere Backe

Hör­ners Wein­sor­ti­ment­Der Gel­be Mus­ka­tel­ler ist ein Steinbock-Wein, also im geho­be­nen Seg­ment ange­sie­delt. Neben dem Sau­vi­gnon blanc, dem Ren­ner, hat er eine eige­ne Fan­ge­mein­de: „An tro­cke­nen Ver­tre­tern der Mus­ka­tel­l­er­trau­be kom­me ich ein­fach nicht vor­bei“, schreibt er im Inter­net. „Fei­ne Apri­ko­se, Blü­ten­aro­men, Zitro­ne­me­lis­se – und dann im Mund die­se puris­ti­sche Gerad­li­nig­keit. Da bleibt kein Wischi-Waschi-Kernseifen-Aroma am Gau­men, son­dern die Säu­re macht die Backe wie­der sau­ber.“

Hör­ners Spitzen-Weißwein ist der Grau­bur­gun­der. Mit ihm hat er im Jungwinzer-Wettbewerb „Die Jun­ge Süd­pfalz – da wächst was nach!“ in die­sem Jahr den ers­ten Platz errun­gen. Auch sei­ne Weiß­bur­gun­der und Spät­bur­gun­der sind ambi­tio­niert. Der Ries­ling ist dage­gen nicht sei­ne Stär­ke. Es fehlt an Spit­zen­la­gen. Aber Ries­ling gibt es genug in der Pfalz, Gel­ben Mus­ka­tel­ler dage­gen noch zu wenig.


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