Österreicher Weintriumph: Kamptaler Riesling siegt in London

Johannes Hirsch
Jens Priewe empfiehlt im neuen FEINSCHMECKER den 2009 Riesling Gaisberg von Johannes Hirsch aus dem österreichischen Kamptal dringend zum Kauf. Die Empfehlung hat sich als unerwartet aktuell erwiesen. In London ging Hirschs 2004er Gaisberg gerade aus einer Riesling-Blindprobe als strahlender Sieger hervor – noch vor großen deutschen Rieslingen.

75 Ries­lin­ge hat­te der Lon­do­ner Wine Con­sul­tant und Social Media Som­me­lier Robert Gior­gio­ne zusam­men­ge­tra­gen und einer Jury von 29 eng­li­schen Wein­ex­per­ten zur Ver­pro­bung gereicht. Das Ergeb­nis: Platz Eins für den 2004 Ries­ling Gais­berg aus dem Wein­gut Hirsch aus Kam­mern bei Lan­gen­lois. „Ich wuss­te nichts von der Pro­be“, war Johan­nes Hirsch, der jun­ge Wein­guts­be­sit­zer, über­rascht. „Mein Impor­teur muss die Fla­schen ein­ge­lie­fert haben. Aber ich bin natür­lich sehr erfreut über das Ergebnis.“

Dabei fehl­te es der Riesling-Probe nicht an gro­ßen Namen: Egon Mül­ler, Dr. Loo­sen, Leitz und Dönn­hoff aus Deutsch­land, Jurtschitsch, Pra­ger, Loimer aus Öster­reich, aus dem Elsass Trim­bach, André Oster­tag, Domaine Wein­bach, dazu alle gro­ßen Riesling-Erzeuger Aus­tra­li­ens und Neuseelands.

„Die bes­ten Wei­ne waren mei­ner Mei­nung nach der 2004 Ries­ling Gais­berg von Hirsch und 2007 Ries­ling Sma­ragd Stein­rie­gel von Pra­ger“, bekann­te zum Bei­spiel Tim Atkin, einer der renom­mier­tes­ten eng­li­schen Wein­jour­na­lis­ten und Mas­ter of Wine. Und Richard Hem­ming, der für Jan­cis Robin­sons Web­site schreibt: „Für mich prä­sen­tier­ten sich die elsäs­ser und deut­schen Wei­ne am bes­ten, aber die öster­rei­chi­schen Ries­lin­ge waren herausfordernder…“

Etikett Gaisberg 2009Man muss die Ergeb­nis­se von Blind­pro­ben nicht bier­ernst neh­men. Oft spielt der Zufall eine Rol­le, nicht sel­ten sind es die unkom­pli­zier­ten Wei­ne, die zum Sie­ger gekürt wer­den, wäh­rend die schwie­ri­gen, sehr guten Wei­ne im Mit­tel­feld landen.

Die Wei­ne des jun­gen Johan­nes Hirsch, des viel­leicht eigen­sin­nigs­ten, aber auch genia­len Win­zers des Kamp­tals, gehö­ren sicher nicht zu den schwie­ri­gen, unnah­ba­ren Wei­nen. Sie besit­zen Saft und Trink­fluss und sind auch in jun­gem Sta­di­um bereits sehr attrak­tiv. Doch sie blei­ben auch attrak­tiv, wenn sie älter wer­den, wie die Lon­do­ner Pro­be gezeigt hat. Sowohl Hirschs Ries­ling vom Hei­li­gen­stein (Wüs­ten­sand­stein) als auch sein ewi­ger „Kon­kur­rent“ vom Gais­berg (ver­wit­ter­ter Glim­mer­schie­fer) sind extrem mine­ra­li­sche, viel­schich­ti­ge Wei­ne, die gleich­zei­tig feins­te Marillen- bezie­hungs­wei­se Mango-Noten durch­schim­mern las­sen und ein gro­ßes Alte­rungs­po­ten­zi­al besitzen.

Der Lon­do­ner Sie­ger­wein ist bereits über sechs Jah­re alt und in bestechen­der Form. In Eng­land ist der 2004 Gais­berg noch auf dem Markt – benei­dens­wer­te Eng­län­der. In Öster­reich und Deutsch­land ist sogar der 2009er Gaisberg-Riesling schon aus­ver­kauft. Dort gilt Hirsch als der „Hirtz­ber­ger des Kamp­tals“. Älte­re Jahr­gän­ge sind noch bei www.pinard.de erhält (Preis: 25 Euro).

Hirsch hat­te 2002 die Weinsze­ne gegen sich auf­ge­bracht, weil er auch für sei­ne Spit­zen­wei­ne Schraub­ver­schlüs­se benutz­te. Der Fal­staff, Öster­reichs wich­tigs­tes Wein­ma­ga­zin, sah die Wein­kul­tur in Gefahr und rief zum Boy­kott der Hirsch-Weine auf. Inzwi­schen ist auch der Fal­staff auf den „Schrau­ber“ ein­ge­schwenkt und erweist den Wei­nen Johan­nes Hirschs höchs­te Reverenz.

Bevor die Ergeb­nis­se der Lon­do­ner Riesling-Probe bekannt waren, hat Jens Prie­we den Lesern des FEINSCHMECKER (04/2011) den fan­tas­ti­schen 2009er Ries­ling Gais­berg von Johan­nes Hirsch zum Kauf emp­foh­len: „Soll­ten Sie an ernst­haf­te­ren Weiß­wei­nen inter­es­siert sein, dann gehört der 2009 Ries­ling Gais­berg vom Wein­gut Hirsch unbe­dingt auf Ihre Ein­k­auf­lis­te. Die­ser Schraubverschluss-Wein eines jun­gen, bio­dy­na­misch arbei­ten­den Win­zers aus dem öster­rei­chi­schen Kamp­tal ist her­aus­ra­gend: herr­lich saf­tig mit viel Grape­fruit und ein klein wenig Man­go im Geschmack, gleich­zei­tig mineralisch-straff und cre­mig, weil lan­ge im gro­ßen Holz­fass auf der Hefe gele­gen. Der Wein ist spon­tan ver­go­ren und hat eine leich­te Rest­sü­ße, schmeckt jedoch tro­cken. So ein Wein gelingt nicht jedes Jahr und wird auch nach fünf oder zehn Früh­lin­gen noch gute Gefüh­le aus­lö­sen (Preis: 22,80; www.weinshop24.at).“

Hier die ers­ten drei Plat­zie­run­gen der Lon­do­ner Riesling-Probe:

  1. 2004 Gais­berg, Wein­gut Hirsch, Kamptal
  2. 2008 Scharz­hof­ber­ger, Egon Mül­ler, Saar
  3. 2007 Stein­rie­gel Sma­ragd, Wein­gut Pra­ger, Wachau

Die wei­te­ren Platzierungen:

2004 Cuvée Fré­de­ric Emi­le, Trim­bach, Alsace
2008 Heis­sen­berg, André Oster­tag, Elsass
2008 Jean Sipp, Alsace,
2009 Red Sla­te, Dr. Loo­sen, Mosel
2006 Berg Kai­ser­stein­fels, Wein­gut Leitz, Rheingau,
2008 Rei­ter­pfad, Reichs­rat von Buhl, Pfalz,
2008 Polish Hill River, Paulett’s, Cla­re Val­ley, Australien
2008 Han­lin Hill, Petalu­ma, Cla­re Val­ley, Australien
2009 Limi­t­ed Edi­ti­on Dry, Litt­le Beau­ty, Marl­bo­rough, Neuseeland

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