Das strenge, an grüne Paprika, grünen Spargel oder grüne Tomaten erinnernde Aroma des neuseeländischen Sauvignon blanc wird unter Kennern gern als „Katzenpipi“ bezeichnet. Es ist das Markenzeichen dieses Weins, der sich nicht nur in Neuseeland selbst, sondern auch in Australien, Japan, USA und England großer Beliebtheit erfreut. So groß, dass die Rebflächen des Landes in den letzten 15 Jahren massiv ausgeweitet wurden, um die weltweite Nachfrage befriedigen zu können.
Im letzten Jahr hat die Weltwirtschaftskrise nun auch den neuseeländischen Weinmarkt erfasst. Die Weinindustrie des Landes (die hinter rund 80 Prozent der neuseeländischen Produktion steht), hat sich entschlossen, große Mengen Sauvignon blanc des Jahrgangs 2008 in bulk, also als billige Fassware zu verkaufen, um den Markt zu entlasten. Die Gewinne der Konzerne sanken, die Traubenpreise fielen auf ein bisher nicht gekanntes Niveau zurück.
In dieser Situation hat sich die Industrie entschlossen, den Stil ihres erfolgreichen Sauvignon blanc zu überdenken. „Sie will einen Neuseeland-typischen Stil kreieren, der auf dem Markt Begeisterung entfacht und neue Nachfrage stimuliert“, berichtet die Tageszeitung New Zealand Herald. Das Ziel ist es offenbar, dem internationalen Trend zu fruchtigeren Weißweinen zu folgen und von dem althergebrachten, eigenständigen Sauvignon blanc-Stil abzurücken. Auf diese Weise hoffen die Neuseeländer, zur alten Hochpreispolitik für ihre Weine zurückzukehren. Im Visier haben die Neuseeländer dabei nicht nur die traditionellen Hauptabsatzmärkte, sondern auch die aufstrebende Konsumnation China.
Die Regierung unterstützt das Vorhaben mit einem 12 Millionen Dollar-Budget zu Forschungszwecken (6,7 Millionen Euro). Das staatliche New Zealand Institute for Plant and Food Research in Auckland (das Außenstellen in Australien und USA besitzt), erhält sechs Jahre lang jährlich zwei Millionen Dollar, um ein neues Geschmacksprofil für den Sauvignon blanc zu entwickeln. Einbezogen sind die Universitäten Auckland und Lincoln sowie die Interessenvertretung der Weinfarmer. Nach Philip Manson, dem Science & Innovations Manager von den New Zealand Winegrowers, soll vor allem die Frage geklärt werden, ob es „im Sauvignon blanc Komponenten gibt, die für die asiatischen Gaumen attraktiver sind“.
So wird gezielt geforscht, die Aromengruppe der Thiole stärker zu fördern und die Pyrazine (die für den aggressiven, grasigen Geschmack des Sauvignon blanc zuständig sind) zurückzudrängen. Thiole geben den Weinen einen Geschmack von Passionsfrucht und Citrusaromen. Erreicht werden soll dies vor allem durch neue Weinbaumethoden und Erntetechniken. Außerdem soll den Weinbauern ein degustatorisches Set an die Hand gegeben werden, mit dem sie die Aromenzusetzung schon im Moststadium prüfen können (juice index).
Sauvignon blanc steht in Neuseeland für 82 Prozent aller Weinausfuhren. Die nach Deutschland exportierten Mengen sind allerdings marginal. In der deutschen Importstatistik rangiert Neuseeland an 20. Stelle hinter Kroatien und der Türkei. Der Wert der Importe aus Neuseeland ist allerdings doppelt so hoch wie der Kroatiens.