Neuseelands Sauvignon: Mehr Passionsfrucht, weniger Katzenpipi

Sauvignon blanc ist Neuseelands Erfolgswein Nummer Eins. Er steht für 62 Prozent der Weinproduktion des Landes. Doch nicht alles, was in dem fernöstlichen Inselreich erzeugt wird, verkauft sich derzeit auch - zumindest nicht mit Gewinn. Nun hat Neuseelands Regierung ein 12 Millionen Dollar schweres Forschungsprogramm aufgelegt, um nach Wegen zu suchen, den Stil des Sauvignon blanc zu modifizieren: Weg von den aggressiven „Katzenpipi“-Aromen, hin zu weicheren, süßen Fruchtaromen. Im Visier: der chinesische Markt.

Das stren­ge, an grü­ne Papri­ka, grü­nen Spar­gel oder grü­ne Toma­ten erin­nern­de Aro­ma des neu­see­län­di­schen Sau­vi­gnon blanc wird unter Ken­nern gern als „Kat­zen­pipi“ bezeich­net. Es ist das Mar­ken­zei­chen die­ses Weins, der sich nicht nur in Neu­see­land selbst, son­dern auch in Aus­tra­li­en, Japan, USA und Eng­land gro­ßer Beliebt­heit erfreut. So groß, dass die Reb­flä­chen des Lan­des in den letz­ten 15 Jah­ren mas­siv aus­ge­wei­tet wur­den, um die welt­wei­te Nach­fra­ge befrie­di­gen zu können.

Im letz­ten Jahr hat die Welt­wirt­schafts­kri­se nun auch den neu­see­län­di­schen Wein­markt erfasst. Die Wein­in­dus­trie des Lan­des (die hin­ter rund 80 Pro­zent der neu­see­län­di­schen Pro­duk­ti­on steht), hat sich ent­schlos­sen, gro­ße Men­gen Sau­vi­gnon blanc des Jahr­gangs 2008 in bulk, also als bil­li­ge Fass­wa­re zu ver­kau­fen, um den Markt zu ent­las­ten. Die Gewin­ne der Kon­zer­ne san­ken, die Trau­ben­prei­se fie­len auf ein bis­her nicht gekann­tes Niveau zurück.

In die­ser Situa­ti­on hat sich die Indus­trie ent­schlos­sen, den Stil ihres erfolg­rei­chen Sau­vi­gnon blanc zu über­den­ken. „Sie will einen Neuseeland-typischen Stil kre­ieren, der auf dem Markt Begeis­te­rung ent­facht und neue Nach­fra­ge sti­mu­liert“, berich­tet die Tages­zei­tung New Zea­land Herald. Das Ziel ist es offen­bar, dem inter­na­tio­na­len Trend zu fruch­ti­ge­ren Weiß­wei­nen zu fol­gen und von dem alt­her­ge­brach­ten, eigen­stän­di­gen Sau­vi­gnon blanc-Stil abzu­rü­cken. Auf die­se Wei­se hof­fen die Neu­see­län­der, zur alten Hoch­preis­po­li­tik für ihre Wei­ne zurück­zu­keh­ren. Im Visier haben die Neu­see­län­der dabei nicht nur die tra­di­tio­nel­len Haupt­ab­satz­märk­te, son­dern auch die auf­stre­ben­de Kon­sum­na­ti­on China.

Die Regie­rung unter­stützt das Vor­ha­ben mit einem 12 Mil­lio­nen Dollar-Budget zu For­schungs­zwe­cken (6,7 Mil­lio­nen Euro). Das staat­li­che New Zea­land Insti­tu­te for Plant and Food Rese­arch in Auck­land (das Außen­stel­len in Aus­tra­li­en und USA besitzt), erhält sechs Jah­re lang jähr­lich zwei Mil­lio­nen Dol­lar, um ein neu­es Geschmacks­pro­fil für den Sau­vi­gnon blanc zu ent­wi­ckeln. Ein­be­zo­gen sind die Uni­ver­si­tä­ten Auck­land und Lin­coln sowie die Inter­es­sen­ver­tre­tung der Wein­far­mer. Nach Phil­ip Man­son, dem Sci­ence & Inno­va­tions Mana­ger von den New Zea­land Win­egro­wers, soll vor allem die Fra­ge geklärt wer­den, ob es „im Sau­vi­gnon blanc Kom­po­nen­ten gibt, die für die asia­ti­schen Gau­men attrak­ti­ver sind“.

So wird gezielt geforscht, die Aro­men­grup­pe der Thio­le stär­ker zu för­dern und die Pyra­zi­ne (die für den aggres­si­ven, gra­si­gen Geschmack des Sau­vi­gnon blanc zustän­dig sind) zurück­zu­drän­gen. Thio­le geben den Wei­nen einen Geschmack von Pas­si­ons­frucht und Citrus­aro­men. Erreicht wer­den soll dies vor allem durch neue Wein­bau­me­tho­den und Ern­te­tech­ni­ken. Außer­dem soll den Wein­bau­ern ein degus­t­a­to­ri­sches Set an die Hand gege­ben wer­den, mit dem sie die Aro­men­zu­set­zung schon im Most­sta­di­um prü­fen kön­nen (juice index).

Sau­vi­gnon blanc steht in Neu­see­land für 82 Pro­zent aller Wein­aus­fuh­ren. Die nach Deutsch­land expor­tier­ten Men­gen sind aller­dings mar­gi­nal. In der deut­schen Import­sta­tis­tik ran­giert Neu­see­land an 20. Stel­le hin­ter Kroa­ti­en und der Tür­kei. Der Wert der Impor­te aus Neu­see­land ist aller­dings dop­pelt so hoch wie der Kroatiens.

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