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In eigener Sache: „Wein. Die große Schule“ ist da – völlig neu

Uff, das war harte Arbeit! Sieben Monate lang habe ich an dem neuen Buch geschrieben. Zwölf bis vierzehn Stunden am Tag – und im Schlaf habe ich weiter geschrieben. Der weinkenner musste zurückstehen. Sie haben es wahrscheinlich bemerkt, liebe Besucher dieser Website. Ich bitte um Entschuldigung.

Worum es mir in dem Buch geht

"Wein. Die große Schule"
„Wein. Die große Schule“

Ich habe in diesem Buch versucht, das, was Wein, Weinbau, Kellerwirtschaft heute sind, zu beschreiben. So zu beschreiben, dass Menschen, die gerne Wein trinken, aber nicht vorhaben, ein önologisches Studium zu absolvieren oder Master of Wine zu werden, es verstehen. Wohlgemerkt, es geht in diesem Buch nicht um deutsche oder italienische Weine oder Weine sonstiger Herkünfte. Es geht darum, wie die besten und mutigsten, die intelligentesten und beseeltesten Winzer der Welt Wein heute denken. Was sie tun, um gute Trauben zu bekommen, wie sie die Trauben verarbeiten, welchen Weintyp sie anstreben und welchen nicht. Es geht auch nicht um guten oder schlechten Wein.

"Wein. Die große Schule"
„Wein. Die große Schule“

Die Definitionen wandeln sich sowieso alle fünf bis zehn Jahre – vom persönlichen Geschmack der Menschen ganz zu schweigen. Nein, es geht um Weine, die unverwechselbar, spannend, authentisch sind. Wenn Sie es pathetisch mögen, können Sie auch sagen:  um Wein als Inbegriff eines ethischen Produkts. Diese „Produkte“ machen die Faszination aus, die von Wein weltweit ausgeht. Alle anderen Weine, auch und gerade die technisch-perfekten, füllen zwar weiter die Regale des Weinhandels. Aber sie bieten dem Weintrinker zu wenig Erlebnis. Sie berühren seine Seele nicht und gehen unter im Ozean der lecker-langweiligen Weine, die sich immer ähnlicher werden und immer „gleicher“ schmecken.

Ein Buch zum Arbeiten … aber man kann es auch lesen.

"Wein. Die große Schule"
„Wein. Die große Schule“

Das Buch ist 1997 erstmals unter dem Titel „Wein. Die neue große Schule“ veröffentlicht worden. Seitdem wurden von ihm über 300 000 Exemplare verkauft. Es wurde in fünf Sprachen übersetzt und ist in USA, Frankreich, Italien, Holland und Belgien in eigenen Lizenzausgaben erschienen. In aller Demut darf ich sagen: Es war ein erfolgreiches Buch.

Nach 20 Jahren hatte ich allerdings den Eindruck, dass es Zeit wäre, das Buch zu aktualisieren. Zu sehr hat sich Welt des Weins seitdem geändert. Bei der Aktualisierung habe ich mich dann immer weiter in das Thema verstrickt. Am Ende ist ein neues Buch herausgekommen. Es heißt einfach „Wein. Die große Schule“. Das Adjektiv „neu“ haben wir aus dem Titel gestrichen, obwohl das Buch fast gänzlich neu geschrieben wurde.

"Wein. Die große Schule"
„Wein. Die große Schule“

Es umfasst jetzt 320 Seiten, rund 500 Fotos und didaktische Zeichnungen sowie zahlreiche Tabellen und Tableaux mit den neuesten Daten über Weinländer, Rebsorten, Produktionsziffern. Es ist ein Buch zum Arbeiten … aber man kann es auch lesen.

„Wein. Die große Schule“ ist im ZS Verlag erschienen und lässt sich über jede Buchhandlung bzw. Online beziehen (ISBN 978-3-89883-716-3, € 29,80 in Deutschland, € 30,70 in Österreich).


Im Vorwort dieses Buchs habe ich erklärt, was mich bewegt hat, eine so umfangreiche und aufwendige Neu-Edition herauszubringen.


Liebe Leserin, lieber Leser,

seien wir ehrlich: Niemand würde verdursten, wenn es keinen Wein gäbe. Aber viele Menschen wären traurig, wenn er aus unserer Welt verschwände. Sie genießen ihn, geben Geld für ihn aus, richten einen Ort her, an dem sie ihre Flaschen lagern können, trinken ihn zu festlichen oder auch ganz unfestlichen Anlässen. Manche Menschen reisen dem Wein sogar hinterher, um die Landschaft zu erleben, aus der er kommt, und den Winzer kennenzulernen, der ihn erzeugt. Wein beschert uns, wenn er gut ist, einen Moment des Glücks. Er berührt die Seele.

Für solche Menschen habe ich „Wein – die große Schule“ geschrieben. 1997 kam das Buch zum ersten Mal heraus. Damals ging es mir darum, die neue, faszinierende Welt des Weins transparent zu machen. Heute, 20 Jahre später, hat sich diese Welt geändert. Sie ist vielfältiger, bunter, kommerzieller geworden – und komplizierter. Deshalb war es nötig, das Buch von Grund auf neu zu schreiben und auf den Stand des Jahres 2017 zu bringen. Neue Weinanbaugebiete sind aufgetaucht, alte sind dabei, ihren Nimbus zu verlieren. Bordeaux hat in Kalifornien einen ebenbürtigen und ähnlich hochfliegenden Herausforderer gefunden. In Italien dreht sich längst nicht mehr alles nur um die Toskana und das Piemont. Die Weine aus dem Süden des Landes haben die Herzen vieler Weintrinker erobert. In Spanien, einem traditionellen Massenweinland, ist die Zahl der Premiumweine spektakulär gestiegen. Deutschland, das Mauerblümchen, ist zum bejubelten Riesling-Star geworden. Österreich hat sich von der Heurigen-Republik in den Club der Spitzenwein-Erzeuger hochgearbeitet. Portugal und Griechenland erzeugen aus wenig bekannten Rebsorten bessere Weine als andere Länder aus bekannten. Nischenländer wie Slowenien und Kroatien sind zu Pionieren der Natural Wine-Bewegung geworden. All das hat zu großen Umschichtungen, ja Verwerfungen in der Welt des Weins geführt – ganz zu schweigen von Entwicklungen in Übersee.

Auch in Weinberg und Keller wird heute anders gearbeitet, als es in den Lehrbüchern steht. Der ökologische Gedanke hat Eingang in die Köpfe von Winzern gefunden, die früher selten Rücksicht auf die Belange der Natur genommen haben. Alte Weinbereitungstechniken sind heute plötzlich wieder modern. Dazu kommt der Klimawandel. Er ist nicht nur dabei, den Geschmack unserer Weine nachhaltig zu verändern. Er stellt auch die Anbauwürdigkeit ganzer Weinbaugebiete in Frage.

Schließlich sind auch die Weintrinker nicht mehr die gleichen wie damals. Die neue Konsumenten-Generation betrachtet Wein zunehmend als Lifestyle-Getränk. Damit schreitet die Banalisierung des Weins voran. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der ernsthaften Winzer und Weingüter zu, die massiv gegensteuern. Noch nie wurde so viel Aufwand getrieben, um spannungsreiche, qualitativ eigenständige Weine zu erzeugen.

Welcher Aufwand genau und mit welchem Ziel – das wird in „Wein – die große Schule“ beantwortet. Zwar muss ein glücklicher Weintrinker nicht unbedingt wissen, was eine malolaktische Gärung ist. Aber es kann durchaus hilfreich sein. Und über spontan vergorene Rotweine und Weißweine mit Maischestandzeit informiert zu sein, schadet auch denjenigen nicht, die sich ihres guten Geschmacks längst sicher sind. „Wir müssen den Wein neu denken“ hat mir ein junger Winzer kürzlich gesagt. Der Satz hat mir gefallen. So gut wie das, was wir heute trinken, auch sein mag: Der Wein entwickelt sich weiter, und ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen.

Unterschrift Jens Priewe

 

 

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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