Die jährlich im Herbst stattfindenden VDP-Weinauktionen in Trier, Kloster Eberbach und Bad Kreuznach sind das wichtigste Preis-Barometer für deutsche Weine. In diesem Jahr gab es ein paar handfeste Überraschungen: Die Preisaufschläge für die Weine des Jahrgangs 2009 fielen fast ebenso hoch aus wie für die Bordeaux-Weine desselben Jahrgangs. Ulrich Sautter resümiert.
Spektakulär muten einige Preise aus der in Trier stattgefundenen Mosel-Auktion an: Für den 2009er Scharzhofberger Riesling „Alte Reben“ von Egon Müller mussten die Bieter am Ende 52,19 Euro bezahlen – ein wohl einmaliger Preis für einen jungen Kabinettwein der untersten Prädikatsstufe. Ebenfalls ungewöhnlich: 364,14 Euro für die Spätlese #16 von der Brauneberger Juffer Sonnenuhr aus dem Weinguts Fritz Haag.
Die Tagesrekorde stellten indes reifere Weine auf: Den mit 4855,20 Euro höchsten Preis erzielte eine Flasche 1911er Wehlener Hammerstein Auslese des Weinguts S.A. Prüm, gefolgt von der 1959er Eitelsbacher Trockenbeerenauslese #3 des Karthäuserhofs für immerhin 2427,80 Euro und der 2005er Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Trockenbeerenauslese des Weinguts Fritz Haag (2306,22 Euro).
Im Rheingau stellte die 2003er Kiedricher Gräfenberg Trockenbeerenauslese des Weinguts Robert Weil mit sagenhaften 5117 Euro einen Weltrekord für einen jungen, erstmals zur Auktion gelangenden Wein auf (für eine 0.75-Liter-Flasche). Weinkenner.de hatte den Wein seinerzeit mit 99/100 Punkten bewertet. Der Tagesrekord dieser im Kloster Eberbach stattfindenden Veranstaltung lieferte schließlich eine 1943er Steinberger Trockenbeerenauslese der Hessischen Staatsweingüter. Sie wechselte für 8568 Euro den Besitzer. Aber auch hochkarätige, edelsüße 2009er Spezialitäten aus dem Rheingau erzielten durchwegs überdurchschnittliche Preise. Beispiel: Für eine Flasche 2009er Hattenheimer Nussbrunnen Trockenbeerenauslese des Weinguts Balthasar Ress wurden 618,80 Euro geboten.
Bei der Versteigerung in Bad Kreuznach trumpften nicht nur Naheweine, sondern auch edle Tropfen aus den Nachbargebieten auf. Für Furore sorgte vor allem ein trockener Wein aus Rheinhessen: Die 2009er Doppelmagnum des Kult-Rieslings „G-Max“ aus dem Weingut Klaus Keller erzielte 3998,40 Euro – auf eine 0,75-Liter-Flasche umgerechnet sind das unglaubliche1000 Euro! Ein höherer Preis dürfte für einen trockenen Riesling bislang nicht bezahlt worden sein. Weitere Spitzenresultate: Eine 0,7-Liter-Flasche 1910er Deidesheimer Grain(hübel) Riesling ohne Qualitätsbezeichnung aus dem Weingut Bassermann-Jordan wurde bei 2124,15 Euro zugeschlagen, ein Niederhäuser Hermannsberg Riesling „naturrein“ aus demselben Jahrgang 1910 vom Gut Hermannsberg erlöste sogar 2499 Euro. Und für eine Flasche 1966er Niederhäuser Hermannshöhle feine Auslese des Weinguts Dönnhoff der Hammer erst bei 2623,95 Euro.
Auf allen drei Auktionen zusammen wechselten rund 15000 Flaschen die Besitzer, der Umsatz lag bei etwas über 1,5 Millionen Euro.