Heiner Lobenberg, Inhaber von Gute Weine Lobenberg in Bremen, ist nicht nur selbst ein großer Bordeaux-Liebhaber, sondern auch ein alter Fuchs im Bordeaux-Geschäft. Seit 1993 bietet er die neuen Bordeaux-Jahrgänge en primeur an. Seine eigenen Verkostungsnotizen und Bewertungen haben bei Kunden ebenso viel (oder sogar mehr) Gewicht als die von Robert Parker (www.gute-weine.de).
„Pauschal gesagt, läuft die Kampagne gut, vor allem international. Der deutsche Markt aber nimmt beispielsweise die Premiers ganz schlecht an, auch bei den Super Seconds ist die Nachfrage eher schwach, und auch die überteuerte Mitte wird nicht angenommen. Also ohne internationale Kunden hätte ich ein Problem, denn man gibt die einmal erworbenen Allkokationen natürlich nur ungern weg.
Aus welchen Ländern die besten Kunden kommen, darüber möchte ich lieber nicht sprechen. Zu China kann ich aber sagen: Der dortige Markt sucht Lafite Rothschild, Carruades und Duhart Milon. Und vielleicht gibt es auch bei Lynch Bages noch einen leichten Asien-Effekt. Das ist es dann aber auch.
Einige Güter haben es deutlich übertrieben, Ausone beispielsweise lief nicht so gut, bei diesem Preis hätte der Wein einfach 100 Punkte gebraucht. Petrus kam raus mit 500 Euro und wurde eine Stunde später am Markt schon für 2500 Euro gehandelt.
Schwach ist die Nachfrage nach Cheval Blanc und Le Pin. Von Cos d’Estournel und Pichon Lalande habe ich nur einen Bruchteil dessen verkauft, was in anderen Jahren läuft. Und auch Léoville las Cases, La Mission Haut Brion, Figeac, Ducru Beaucaillou und Palmer sind schwach. Sehr gut laufen einige Weine um die 100 Euro: Montrose beispielsweise und Pontet Canet. Der Mittelbau läuft so lala, also Weine wie Branaire Ducru, Giscours oder Lagrange.
Sehr gut geht die Preisklasse zwischen 10 und 40 Euro, und die wird auch noch lange weiterlaufen. Ich denke dabei an Weine wie Le Boscq und Lilian Ladouys (beide St. Estèphe), Moulin Haut Laroque (Fronsac), du Glana (St. Julien). Man kann es nur immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen: Kauft in grossen Jahren kleine Weine! Denn eines ist klar: Die 2009er werden klare, satte Preissprünge machen, auch in diesem Preissegment.
Also alles in allem bin ich ganz zufrieden, wenn man In- und Ausland zusammen nimmt. Große Euphorie herrscht bei mir nicht, aber die Kampagne ist soweit in Ordnung. Und sie ist ja auch noch lange nicht zuende. Nun blicke ich schon auf 2010. Wenn das nicht ebenfalls ein Spitzenjahr wird – und danach sieht es nach dem bisherigen Jahrgangsverlauf ja nicht aus – dann wird die nächste Kampagne problematisch. Vorhersehbar ist, dass die Châteaux die Preise dann wieder um 30 Prozent senken werden. Aber sie müssten sie um 70 Prozent senken, um die Stimmung am Markt zu treffen.“