Hinzugefügt werden muss allerdings, dass es außerhalb des VDP noch ein knappes Dutzend Nahe-Weingüter gibt, die in Spitzenlagen begütert sind und teilweise großartige Weine erzeugen, sie aber nicht „Großes Gewächs“ nennen dürfen und deshalb folglich nicht im Rahmen einer VDP-Veranstaltung auftreten dürfen. Nach dem grandiosen Jahrgang 2011 ist den Nahewinzern jedenfalls wieder ein denkwürdiger Jahrgang beschert worden, von dem man noch nicht endgültig sagen kann, ob er den Vorgänger übertrifft.
Die Weine sind ab 1. September 2013 ab Weingut und im ausgewählten Fachhandel erhältlich. Die absoluten Spitzenweine kosten alle um 40 Euro pro Flasche.
2012 Riesling Großes Gewächs Nahe
Gemeinde | Lage | Weingut | Charakterisierung | Punkte |
---|---|---|---|---|
Niederhausen | Hermannshöhle | Dönnhoff | Bis in die Fasern durchgearbeiteter, perfekt balancierter Wein von unaufgeregter Größe: selbst böswillige Kritiker werden dieser Hermannshöhle nichts anhängen können | 95 |
Bockenau | Felseneck | Schäfer-Fröhlich | In der Nase stark reduktiv (wie fast alle S-F-Weine), die Exquise zeigt sich erst auf der Zunge: kraftvoll ohne Schwere, vibrierend und doch in sich ruhend, mineralisch ohne Überreife – einer der ganz großen 2012er! | 95 |
Bockenau | Stromberg | Schäfer-Fröhlich | Erstmals separat vinifizierte Steillage mit Porphyr-Untergrund: extrem feiner Wein, hochmineralisch, explosiv, vor Frucht fast berstend, dabei stilistisch ähnlich wie die anderen Großen Gewächse Fröhlichs | 94 |
Monzingen | Halenberg | Emrich-Schönleber | Noch etwas brav wirkender, in sich gekehrter Wein, der nur ahnen lässt,was in ihm steckt: ein puristischer, hochkomplexer, ja dramatischer Riesling | 94 |
Traisen | Bastei | Gut Hermannsberg | Herrlich würziger Wein mit fein ziselierter, reifer Frucht, der aber von der Mineralik beherrscht wird: spannungsgeladen, mitreißend, große Zukunft | 93 |
Norheim | Dellchen | Dönnhoff | Leiser, aber nicht stummer Wein, gut fundiert, präzise Frucht, herzhafte Säure, zurückhaltende Eleganz | 93 |
Schloßböckelheim | Kupfergrube | Gut Hermannsberg | Tolle Mineralik, vibrierende Frische, großer Spannungsbogen: ein Riesling für Anspruchsvolle, phantasiereich und vor Temperament sprühend, schon jetzt gut zu trinken | 93 |
Schloßböckelheim | Kupfergrube | Schäfer-Fröhlich | Stilistisch nicht weit vom gleichlagigen Wein des Gutes Hermannsberg entfernt, aber wilder, tiefer, extraktreicher und von mitreißender Frische | 93 |
Schloßböckelheim | Felsenberg | Dönnhoff | Noch verschlossener, substantieller Wein mit reichem Innenleben und einer Wahnsinnssäure: disziplinierte Fülle, in sich ruhend. | 93 |
Monzingen | Halenberg | Schäfer-Fröhlich | Auch hier: verstörende Nase. Doch wer Tim Fröhlich das Reduktionsbouquet verzeiht, wird reich belohnt: ein urwüchsiger, muskulöser Wein voller angedeuteter Nuancen, von reifer Säure geädert. Geduld. | 93 |
Dorsheim | Burgberg | Schlossgut Diel | Leicht cremig mit kräuterig-rauchigen Aromen, satte Frucht mit viel Zitrus und Aprikose, aber auch schotige Würze, mächtige Säure | 92 |
Schloßböckelheim | Felsenberg | Schäfer-Fröhlich | Im Bouquet noch sehr nervös (vermutlich weil spontan vergoren), am Gaumen druckvoll, saftig, fein gewirkt, von mittlerer Länge: ein ungestümer, wohl auch kontroverser Wein, der vermutlich viel Zeit braucht | 92 |
Monzingen | Frühlingsplätzchen | Emrich-Schönleber | Facettenreich, komplex, spannungsreich: leicht verspielter Wein von mittlerer Länge, durch seine feine Mineralik bestechend, allerdings noch sehr wild, Bouquet durch Spontanhefen leicht gestört | 92 |
Dorsheim | Goldloch | Schlossgut Diel | Differenzierter, feinfruchtiger Wein mit viel Pfirsich und etwas grünem Apfel, gut gebaut, kräftig, packende Säure, leicht restsüßes Finale | 91 |
Monzingen | Frühlingsplätzchen | Schäfer-Fröhlich | Schöner, etwas verspielter Wein, leicht und elegant, knackig frisch, animierend | 91 |
Niederhausen | Hermannsberg | Gut Hermannsberg | Vielschichtig, druckvoll, nachhaltig: sehr gelungener Wein – aber der Hermannsberg ist nun einmal nicht die Hermannshöhle | 90 |
Dorsheim | Pittermännchen | Schlossgut Diel | Flotter, floreal-mineralischer Wein mit filigraner Frucht, mäßig stoffig, dafür saftig: aber ohne das große Finale des 2011ers | 89 |
Wallhausen | Felseneck | Prinz Salm | Urwüchsig, wild, vielleicht auch ungehobelt – dafür aber authentisch. Spannend zu verfolgen, wie sich dieser Wein entwickelt | 89 |
Traisen | Bastei | Dr. Crusius | Elegant, glatt, ohne Ecken und Kanten: ein fast zu attraktiver, am Ende auch noch mit Restsüße abgerundeter Wein – durchaus fein, aber auch etwas anbiedernd | 89 |
Schloßböckelheim | Felsenberg | Dr. Crusius | Leckerer, aber vordergründiger, fast mainstreamiger Wein, Routine auf hohem Niveau | 89 |
Wallhausen | Johannisberg | Prinz Salm | Herb-erdiger Wein mit rustikaler Säure, noch etwas spröde, kompromisslos trocken. Schwierige Prognose | 88 |
Münster-Sarmsheim | Pittersberg | Kruger-Rumpf | Biederer Wein mit wenig Trinkeleganz, viel Routine, wenig Leidenschaft, noch weniger Höhepunkte | 87 |
Münster-Sarmsheim | Dautenpflänzer | Kruger-Rumpf | Kräftiger, aber wenig inspirierender Wein, grobfruchtig, raue Säure, mit Restsüße aufgehübscht | 86 |