Gambero Rosso 2013: Die ersten 3-Gläser-Weine sind raus

Schriftzug Gambero Rosso
Südtirol, Apulien, Sizilien und Brunello – von dort kommen die ersten „Tre Bicchieri“-Weine, die der italienische Weinführer Gambero Rosso gerade bekannt gegeben hat. Vielleicht haben diese 3-Gläser-Weine nicht mehr dieselbe Bedeutung wie in der Vergangenheit. Aber die Prämierung wird immer noch mit genauso viel Spannung erwartet wie die Vergabe der Goldenen Palme in Cannes. Weinkenner.de veröffentlicht die ersten Listen und kommentiert sie.

SÜDTIROL


Eisack­tal Ries­ling Kai­ton 2011 – Kuen­hof von Peter e Bri­git­te Pliger
Eisack­tal Ries­ling 2011 – Stras­ser­hof von Han­nes Baumgartner
Vinsch­gau Ries­ling 2011 – Cas­tel Juval von Mar­tin Aurich
Vinsch­gau Ries­ling 2011 – Franz Pratz­ner Falkenstein
Ries­ling Berg 2011 – Ignaz Niedrist
Weiss­bur­gun­der Sir­mi­an 2011 – Kel­le­rei Nals Margreid
Weiss­bur­gun­der Anna 2011 – Tiefenbrunner
Weiss­bur­gun­der Tecum 2010 – Castelfeder
Ter­la­no Weiss­bur­gun­der Riser­va Vor­berg 2009 – Kel­le­rei Terlan
Pinot Gri­gio Anger 2011 – Kel­le­rei St. Michael-Eppan
Pinot Gri­gio Wind­egg 2011 – Josef Brigl
Eisack­tal Pinot Gri­gio 2011 – Köfer­er­hof, Gün­ther Kerschbaumer
Gewürz­tra­mi­ner Nuss­bau­mer 2011 – Kel­le­rei Tramin
Gewürz­tra­mi­ner Kas­te­laz 2011 – Ele­na Walch
Gewürz­tra­mi­ner Flo­ra 2011 – Kel­le­rei Girlan
Eisack­tal Syl­va­ner Prae­po­si­tus 2011 – Klos­ter Neustift
Eisack­tal Velt­li­ner 2011 – Röck­hof, Kon­rad Augschöll
Weiss 2011 – Baron Widmann
St. Mag­da­le­na Antheus 2011 – Ansitz Wald­gries, Chris­ti­an Plattner
Mera­ner Schi­cken­burg 2011 – Kel­le­rei Meran
Lag­rein Riser­va Taber 2010 – Kel­le­rei Bozen
Lag­rein Riser­va Abtei 2009 – Klos­ter­kel­le­rei Muri-Gries
Lag­rein Riser­va 2009 – Gries­bau­er­hof von Georg Mumelter
Caber­net Sau­vi­gnon Cor Römig­berg 2008 – Tenute Alo­is Lageder
Caber­net Sau­vi­gnon Lafoa 2009 – Kel­le­rei Schreckbichl
Gold­mus­ka­tel­ler Pas­si­to Sere­na­de 2009 – Kel­le­rei Kaltern


Südtirol
Süd­ti­rol

Kom­men­tar von Jens Prie­we: Lan­ge hat es gedau­ert, bis der Gam­be­ro Rosso begrif­fen hat, dass Süd­ti­rol ein Weiß­wein­land ist. Jetzt ist es so weit: Von den 26 prä­mier­ten Wei­nen sind 19 weiß. Applaus! Und sie kom­men größ­ten­teils aus den küh­len Lagen über 500 Meter Höhe, vor­zugs­wei­se aus dem Eisack­tal. Das ist durch­aus ver­tret­bar. Auf­fäl­lig ist aller­dings der dies­mal hohe Anteil an Pinot Grigio-Weinen, die in der Ver­gan­gen­heit immer mit Nicht­be­ach­tung gestraft wor­den waren. Das ist erklä­rungs­be­dürf­tig. Erklä­rungs­be­darf auch für die Ent­schei­dung, dem Sanct Valen­tin Sau­vi­gnon der Kel­le­rei St. Michael-Eppan den Sprung aufs Trepp­chen zu ver­weh­ren. Ist er plötz­lich nicht mehr so gut wie frü­her? Oder anders gefragt: Ist der Pinot Gri­gio Anger, ein bis­lang nicht in Erschei­nung getre­te­ner Wein aus der mitt­le­ren Linie die­ser Kel­le­rei, wirk­lich der 3 Glä­ser wür­di­ger? Man kann es sich schwer vor­stel­len. Aber ich habe den Wein lan­ge nicht mehr pro­biert. Viel­leicht ist in 2011 ein Pinot Grigio-Wunder passiert.

Dass die Kel­le­rei Ter­lan, mit Abstand die Num­mer Eins unter den Süd­ti­ro­ler Kel­le­rei­en, nur mit einem Wein in der Lis­te ver­tre­ten ist, ist wohl der Quo­te geschul­det: Mehr als einen 3-Gläser-Wein bekommt nie­mand. Aber was ist mit den Blau­bur­gun­dern, die in den letz­ten Jah­ren immer der Dar­ling der Gam­be­ro Rosso-Inspektoren waren? Kein ein­zi­ger darf sich dies­mal mit den 3 Glä­sern schmü­cken. Kein Got­tar­di, kein Stro­blhof, kein Franz Haas… Hof­stät­ter belie­fert den Gam­be­ro Rosso schon lan­ge nicht mehr. Also auch kein Vil­la Bar­then­au „Sankt Urbans­hof“. Mit dem Antheus ist immer­hin ein St. Mag­da­le­na unter den Prä­mier­ten. Bravo!

BRUNELLO DI MONTALCINO


Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Bra­man­te 2007 – San Lorenzo
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2007 – Baricci
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2007 – Cana­lic­chio di Sopra
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2007 – Le Chiuse
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2007 – Pog­gio di Sotto
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Vigna Pog­gio Ron­co­ni 2007 – Citil­le di Sopra
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Vec­chie Vigne 2007 – Le Ragnaie
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Alte­ro 2007 – Pog­gio Antico
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2007 – Fanti
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2007 – Val di Suga (Ten­imen­ti Angelini)
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Riser­va 2006 – Bion­di Santi
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Riser­va 2006 – Capanna
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Ugo­la­ia 2006 – Lisini
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Riser­va 2006 – Caprili
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Col­le­zio­ne Arte 2006 – Don­na Olga
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Cer­re­tal­to 2006 – Casa­no­va di Neri
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Pog­gio al Ven­to Riser­va 2004 – Tenu­ta Col d’Orcia


Montalcino
Mon­tal­ci­no

Kom­men­tar von Jens Prie­we: Schon im letz­ten Jahr war die Aus­wahl der 3-Gläser-Weine in der Tos­ka­na höchst umstrit­ten. Die­ses Jahr scheint sie es wie­der zu wer­den, zumin­dest beim Bru­nel­lo di Mon­tal­co. Da gehen nach mei­nem Urteil Kraut und Rüben durch­ein­an­der. Ein gro­ßer Pog­gio di Sot­to steht neben einem beschei­de­nen San Loren­zo, ein groß­ar­ti­ger tra­di­tio­nel­ler Wein wie der von Baric­ci neben den guten, aber kei­nes­falls über­ra­gen­den Wei­nen von Cana­lic­chio di Sopra, Fan­ti und Val di Suga. Die 2007er Bru­nel­lo habe ich im Febru­ar alle pro­bie­ren kön­nen. Hier kann ich also mit­re­den. Cor­te Pavo­ne, Siro Pacen­ti, Uccel­lie­ra und der viel­leicht bes­te 2007er Bru­nel­lo „La Casa“ von Capar­zo schei­nen die Tes­ter nicht über­zeugt zu haben. Mal abwar­ten, wie das die ande­ren Wein­füh­rer sehen. Und Il Pog­gio­nes gro­ße Riser­va 2006 ist auch nicht unter den Sie­ger­wei­nen in die­ser Kate­go­rie. Da wüss­te man ger­ne, war­um nicht.

APULIEN


Es Pri­mi­tivo di Man­du­ria Doc 2010 – Gian­fran­co Fino
Sel­va­ros­sa Sali­ce Salen­ti­no Rosso Doc 2009 – Due Palme
Pol­va­ne­ra 17 Pri­mi­tivo Gioia del Col­le Doc 2009 – Polvanera
Vigna Peda­le Cas­tel del Mon­te Rosso Doc 2009 – Torrevento
Sali­ce Salen­ti­no Doc Riser­va 2009 – Cantele
Sier­ma 2009 – Carvinea
Old Vines 2009 – Morella
Tor­ci­co­da Pri­mi­tivo del Salen­to 2010 – Tormaresca
75 ven­dem­mie 2011 – Vini­co­la Palamà
Gioia del Col­le Pri­mi­tivo Muro Sant’Angelo Con­tra­da Bar­bat­to 2009 – Nico­la Chiaromonte
Sali­ce Salen­ti­no Riser­va 2009 – Leo­ne de Castris
Nero 2009- Con­ti Zecca
Visel­lio 2010 – Tenute Rubino


Apulien
Apu­li­en

Kom­men­tar von Jens Prie­we: Apu­li­en ist ein Dschun­gel. Jedes Jahr tau­chen neue, bis­lang unbe­kann­te Wein­gü­ter auf und beteu­ern dekla­ma­to­risch, dass sie nur Qua­li­tät, nichts als Qua­li­tät im Sin­ne haben. Von den neu­en Wei­nen alt­be­kann­ter Kel­le­rei­en ganz zu schwei­gen. Nach mei­nem Kennt­nis­stand ist das, was die Inspek­to­ren des Gam­be­ro Rosso in Apu­li­en prä­miert haben, eine gute Mischung aus Neu­em und Bekann­tem. Natür­lich ist nicht jeder Wein die­ser auf­stre­ben­den süd­ita­lie­ni­schen Regi­on mit den gro­ßen Gewäch­sen des Pie­mont oder der Tos­ka­na auf Augen­hö­he. Doch wenn man die Mess­lat­te nicht zu hoch legt, geht die Aus­wahl im Gro­ßen und Gan­zen in Ord­nung. Wirk­lich gro­ße Wei­ne im natio­na­len Ver­gleich gibt es in Apu­li­en sowie­so nicht, trotz aller Anstren­gun­gen von Tor­ma­re­s­ca (Antino­ri) und Gian­fran­co Fini. Dafür kom­men aus Apu­li­en vie­le gute, vor allem preis­wür­di­ge Wei­ne. Ich wür­de in Apu­li­en daher lie­ber sechs Fla­schen guten Pri­mi­tivo oder Sali­ce Salen­ti­no für 6,50 Euro kau­fen als eine Fla­sche Es von Gian­fran­co Fino für 40 Euro. Pardon.

SIZILIEN


Etna bian­co 2011 – Cottanera
Etna Bian­co A’Puddara 2010 – Tenu­ta di Fessina
Etna bian­co Quo­ta 600 2010 – Graci
Etna Rosso San­to Spi­ri­to 2010 – Tenu­ta del­le Terre Nere
Etna rosso Archi­ne­ri 2010 – Pietradolce
Etna Feu­do 2010 – Girola­mo Russo
Etna Rosso Cirne­co 2009 – Ter­raz­ze dell’Etna
Con­tra­da Por­ca­ria 2010 – Passopisciaro
Saia 2010 – Feu­do Maccari
Duca di Cas­tel­mon­te Tri­pu­di­um Rosso 2009 – Pellegrino
Noà 2010 – Cusumano
Cyg­nus 2010 – Tas­ca d’Almerita
Ben Ryè 2010 – Donnafugata
Ribe­ca 2010 – Firriato
Cera­suo­lo di Vitto­ria Giam­bat­tis­ta Val­li ’09 – Feu­di del Pisciotto
Nero­M­ac­carj 2008 – Gulfi
Char­don­nay 2010 – Planeta
Char­don­nay Grand Cru 2010 – Tenu­ta Rapitalà


Sizilien
Sizi­li­en

Kom­men­tar von Jens Prie­we: Dies­mal ist der Ätna das neue Pil­ger­ziel der Gam­be­ro Rosso-Inspektoren. Genau die Hälf­te der 3-Gläser-Weine kommt von den Hän­gen des feu­er­spu­cken­den Vul­kans. Wein­aka­de­mi­ker, italo­phi­le Som­me­liers und eini­ge Mas­ter of Wine wer­den viel­leicht applau­die­ren. Aber ob die Kon­su­men­ten die­ses Urteil nach­voll­zie­hen kön­nen? Kann ich mir nicht vor­stel­len. Zu fremd­ar­tig, zu meridional-süsslich sind die Wei­ne von dort. Mit Pinot Noir haben sie – obwohl ger­ne das Gegen­teil behaup­tet wird – so viel zu tun wie ein Bag­ger mit einem Ferrari.

Der Ätna-Hype geht zu Las­ten der klas­si­schen Nero d’Avola-Weine, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer die Sizilien-Listen domi­niert haben. Jetzt sind sie plötz­lich eine Min­der­heit. Komisch. Kein Don Anto­nio von Mor­gan­te, kein Mil­le E Una Not­te von Don­na­fu­ga­ta, kein Lu Patri von Baglio del Cris­to di Cam­po­bel­lo, kein Rosso del Con­te von Tas­ca d’Almerita wur­den prä­miert. Dafür steht dies­mal der Cyg­nus von Tas­ca auf dem Trepp­chen, ein zwei­fel­los fei­nes Tröpf­chen, das für jugend­li­che Lecker­mäu­ler in groß­städ­ti­schen Wein­bars kon­zi­piert wur­de. Wenn die­ser Wein drei Glä­ser bekommt, müss­te der Rosso del Con­te eigent­lich fünf erhalten.

Über­haupt hat man den Ein­druck, dass in Sizi­li­en nur die Kel­le­rei­en gleich geblie­ben sind, bei den Wei­nen aber der Abwechs­lung hal­ber ein biss­chen vari­iert wur­de. Wenn sich sonst schon nichts tut jen­seits des Ätna, soll es wenigs­tens im Gam­be­ro Rosso ein biss­chen bun­ter werden.

1 Kommentar

  • Sehr geehr­ter Herr Prie­we, sehr gut ! Gam­be­ro Rosso ist für mei­ne Begrif­fe ein­fach nicht nach­zu­voll­zie­hen und auch kein Maß­sta­ab, denn wenn ich die gan­zen Wein­gü­ter sehe, dann fra­ge ich mich. Was ist mit den klei­nen Win­zern die wirk­lich Top­pro­duk­te machen, was ist mit Ceu­so, Gera­ci oder Rio­fa­va­ra und all den ande­ren. Trau­rig, eine der­ar­ti­ge Aus­wahl um Sizi­li­en zu reprä­sen­tie­ren. Herz­li­che Grü­ße aus Sizilien

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