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Cristal 2012: Louis Roederer wird grün

Ob sich Hip-Hopper wie 50 Cent, Rolling Stones-Frontman Mick Jagger, die Bosse der großen Werbeagenturen in San Francisco, reiche Hongkong-Chinesen und andere Cristal-Liebhaber für die Botschaft interessieren, weiß in Reims niemand genau. Roederer hat es trotzdem gemacht. Das Familienunternehmen hat als erstes der großen Champagnerhäuser die Hälfte seiner Weinberge (insgesamt 242 Hektar) auf biologisch-organische Wirtschaftsweise umgestellt. Im Frühjahr 2021 sollen die Weinberge dann als Agriculture Biologique (AB) zertifiziert werden. Die nachhaltige Weinbergspflege umfasst schonende Bodenbearbeitung, Kompostwirtschaft und Permakulturen, das alles mit vielen biodynamischen Elementen. Der 2012er Cristal, Roederers Flaggschiff, ist sogar ganz nach biodynamischen Grundsätzen erzeugt – zum ersten Mal. „Ein neues Kapitel wird jetzt aufgeschlagen“, sagt Jean-Baptiste Lecaillon, Roederers Chef de Cave. „Die Klimaveränderung hatte uns nachdenklich gemacht.“

Ganz eigene Roederer-Finesse

Freigegeben wurde die erste Tranche des 2012ers Cristal bereits vor einem Jahr. Vor ein paar Tagen dann stellte Lecaillon den neuen Jahrgang auch vor deutschen Journalisten vor: ein fantastischer Champagner, der selbstverständlich in der Tradition der anderen Cristal-Jahrgänge steht, aber doch ein bisschen anders ist: etwas weniger Kohlensäuredruck als üblich, etwas weniger Hefe im Bouquet, dafür fruchtiger (erinnert an rosa Grapefruit und  beste Wachauer Marillenkonfitüre)  und sehr, sehr cremig mit ausgeprägter mineralischer Komponente. „Magie des Kalks“ sagt Lecaillion mit Bezug auf die Böden der Champagne. Für ihn steht der 2012er Cristal in einer Linie mit großen Jahrgängen wie 2002 und 2008. Vielleicht hat der 2012er nicht ganz die packende Säure des 2002ers, nicht die Opulenz des 2008ers, ist aber tiefgründiger in seiner Aromatik, weicher in der Textur, vornehmer im Stil und mit seiner ganz eigenen Roederer-Finesse. Wie immer besteht er  aus rund 60 Prozent Pinot Noir und 40 Prozent Chardonnay.

Zweiter und dritter Schluck wichtiger als der erste

Lecaillon rät, den Cristal zwei Stunden vor dem Servieren zu öffnen, aber in der Kühlung zu belassen. Etwa 15 Minuten vor dem Genuss sollte man ihn aus dem Kühlschrank nehmen, um ihn mit 9° bis 10° Celsius zu servieren. Der erste Schluck sollte der Erfrischung dienen. Aber wichtiger sind der zweite und der dritte Schluck, weil der Champagner sich dann etwas erwärmt und geatmet hat. Am besten aber ist es, ihn nicht sofort zu trinken, sondern ein paar Jahre im Keller ruhen zu lassen: „Wir gehen davon aus, dass der 2012er Cristal sich länger hält als andere Jahrgänge.“

Preis: zwischen 195 und 250 Euro

Bezug (meist stark limitiert): www.cb-weinhandel.de, www.weinfreunde.de, www.gute-weine.de, www.brogsitter.de, www.lieblings-weine.de, www.feinkost-kaefer.de, www.getraenkewelt-weiser.de, www.weinquelle.com, www.vinizia.de, www.koelner-weinkeller.de, www.moevenpick-wein.de, www.weinco.at, www.schuler.ch u.a.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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