Biondi-Santi: Kann man Mythen trinken?

Jens Priewe hat die beiden jüngsten Jahrgänge des Brunello di Montalcino von Biondi-Santi verkostet und geprüft, ob Mythos und Realität zusammenpassen.

Zwei Wei­ne von Biondi-Santi habe ich ges­tern ver­kos­tet: den Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no 2015 und die Riser­va 2012. Das war inso­fern span­nend, als es die ers­ten Jahr­gän­ge sind, die von den neu­en Besit­zern des Wein­guts auf den Markt gebracht wor­den sind. Brunello-Liebhaber in aller Welt sind neu­gie­rig, ob die neu­en Eigen­tü­mer die glor­rei­che Geschich­te der Biondi-Santi wei­ter­schrei­ben und wel­che Ände­run­gen sie gege­be­nen­falls vor­neh­men. Span­nend ist die Fra­ge auch des­halb, weil die neu­en Eigen­tü­mer Fran­zo­sen sind: die in Paris ansäs­si­ge EPI Hol­ding der Fami­lie Des­cours (weinkenner.de berich­te­te). Im Port­fo­lio der Hol­ding befin­den neben Indus­trie­be­tei­li­gun­gen die Luxus­schuh­mar­ke J. M. Wes­t­on und die Champagner-Marken Piper-Heidsieck und Charles Heidsieck.

Fran­co Biondi-Santi beim Betrach­ten einer der bei­den letz­ten Fla­schen sei­nes 1888er Bru­nel­lo di Montalcino

Die Preise sind der historischen Bedeutung des Weinguts angepasst

Das Wein­gut umfasst 25 Hekt­ar Wein­ber­ge. Pro­du­ziert wer­den rund 80 000 Fla­schen, davon etwa 10 000 Fla­schen Riser­va (nur in guten Jah­ren und nur von Reb­stö­cken, die min­des­tens 25 Jah­re alt sind). Der gro­ße Rest ent­fällt auf den Basis-Brunello und auf den Rosso di Mon­tal­ci­no. Die Prei­se für die Wei­ne sind der his­to­ri­schen Bedeu­tung des Wein­guts ange­passt: 170 Euro für den Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no, 500 Euro für die Riser­va, 60 Euro für den Rosso di Mon­tal­ci­no. Die Fran­zo­sen haben nicht die Absicht, an den Prei­sen etwas zu ändern. Sie haben ein kom­plett ita­lie­ni­sches Manage­ment instal­liert mit Giam­pie­ro Ber­to­li­ni an der Spit­ze, der vor­her Sales- und Mar­ke­ting­di­rek­tor bei Fres­co­bal­di war. Auf ihn war­tet eine Herkules-Aufgabe, was damit zusam­men­hängt, dass die Zeit auf der Tenu­ta Grep­po – so die offi­zi­el­le Bezeich­nung des Wein­guts – irgend­wie ste­hen geblie­ben ist. Jahr­zehn­te­lang hat­ten die Biondi-Santi vor allem die glor­rei­che Ver­gan­gen­heit beschwo­ren, statt sich der schwie­ri­gen Gegen­wart zu stel­len. Ein rie­si­ger Inves­ti­ti­ons­stau entstand.

Die siegreiche Squadra Azzura stieß mit Brunello von Biondi-Santi an

Der Name Biondi-Santi genießt, spe­zi­ell in Ita­li­en, bis heu­te höchs­ten Respekt. Der Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no ist der inter­na­tio­nal bekann­tes­te Rot­wein Ita­li­en, und der „Erfin­der“ war einer der Ihren. Ein gewis­ser Bonus ist den Wei­nen die­ses Gutes daher immer sicher. Kein Zufall, dass die sieg­rei­che Fußball-Nationalmannschaft Ita­li­ens zwei Tage nach dem EM-Triumph im römi­schen Grand Hotel Par­co dei Prin­ci­pi mit einem Biondi-Santi-Brunello ange­sto­ßen hat. Der Mythos lebt also, auch unter den neu­en Besit­zern. Bevor ich detail­liert zu den Wei­nen kom­me, möch­te ich noch ein paar Din­ge rich­tig stel­len, die sich auf den Bru­nel­lo im All­ge­mei­nen und Biondi-Santi im Beson­de­ren beziehen.

 

Sieh dir die­sen Bei­trag auf Insta­gram an

 

Ein Bei­trag geteilt von Biondi-Santi (@biondisantigreppo)

Die Legende von der Sangiovese Grosso-Traube

Ein gros­ser Teil des­sen, was über den Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no in Zeit­schrif­ten, Händ­ler­pro­spek­ten oder im Inter­net publi­ziert ist, ist unrich­tig oder wenigs­tens ver­wir­rend. Etwa die Behaup­tung, der Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no wer­de aus San­gio­ve­se Grosso gewon­nen. Tat­säch­lich gibt es kei­ne Reb­sor­te die­ses Namens. Die Reb­sor­te heißt San­gio­ve­se. Da die San­gio­ve­se eine Sor­te mit hoher gene­ti­scher Vari­anz ist, gibt es von ihr zahl­rei­che Muta­tio­nen, Vari­an­ten, Klo­ne. Sie haben kei­nen spe­zi­el­len Namen, son­dern nur Regis­trier­num­mern. Kei­ne die­ser Spiel­ar­ten heißt San­gio­ve­se Grosso, kei­ne wird exklu­siv (oder auch nur beson­ders häu­fig) in Mon­tal­ci­no ange­baut. Wahr ist: In Mon­tal­ci­no wer­den die glei­chen Sangiovese-Klone ange­baut wie im Chi­an­ti Clas­si­co, im Chi­an­ti und in ande­ren Sangiovese-Appellationen der Tos­ka­na. Im Pro­duk­ti­ons­sta­tut des Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no heißt es ent­spre­chend, der Wein müs­se aus­schließ­lich aus „San­gio­ve­se“ erzeugt wer­den – egal wel­cher Spiel­art. Woher kommt dann die Bezeich­nung San­gio­ve­se Grosso? Der Sangiovese-Klon von Biondi-Santi basiert auf einer mas­sa­len Selek­ti­on, die Cle­men­te Biondi-Santi, der „Erfin­der“ des Bru­nel­lo, im 19. Jahr­hun­dert vor­ge­nom­men hat­te. Er war es, der sei­nen Klon „San­gio­ve­se Grosso“ und sei­nen Wein „Bru­nel­lo“ nann­te. Wis­sen­schaft­lich heißt der Klon BBS 11. Biondi-Santis Wein­ber­ge sind bis heu­te mit ihm bestockt, wes­we­gen das Wein­gut immer die haus­ei­ge­ne Bezeich­nung San­gio­ve­se Grosso benutzt – auch unter den neu­en Besit­zern. Eini­ge ande­re Wein­ber­ge in Mon­tal­ci­no sind eben­falls mit BBS 11 bestockt – die meis­ten aber nicht.

Die Legende von der jahrhundertealten Tradition

Eine ande­re frag­wür­di­ge Behaup­tung lau­tet, der Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no habe eine jahr­hun­der­te­al­te Tra­di­ti­on. Außer Biondi-Santi füll­te vor hun­dert Jah­ren kein ein­zi­ges Wein­gut einen Wein die­ses Namens ab. Und auch Biondi-Santi nann­te sei­nen Wein erst ab 1888 so. Bis zum Ende des Zwei­ten Welt­kriegs gab es bei Biondi-Santi über­haupt nur drei wei­te­re Jahr­gän­ge die­ses Weins: 1891, 1925 und 1945. Jahr­hun­der­te­alt ist der Wein­bau all­ge­mein in Mon­tal­ci­no, das stimmt. Aber wo in Ita­li­en ist er das nicht? Es war ein­fa­cher Bau­ern­wein, der dort erzeugt wur­de: ein Lebens­mit­tel, kein Genuss­mit­tel. Zwar gab es zwi­schen den bei­den Welt­krie­gen den einen oder ande­ren bau­ern­schlau­en Pro­du­zen­ten, der sei­nen Wei­nen Bru­nel­lo nann­te, um vom Renom­mé und den hohen Prei­sen der Biondi-Santi zu pro­fi­tie­ren (die Fami­lie hat­te es ver­säumt, den Namen schüt­zen zu las­sen). Aber die Pla­gia­te ver­schwan­den meist eben­so schnell, wie sie erschie­nen waren. Die eigent­li­che Geburts­stun­de des Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no fällt auf das Jahr 1960, als das Gebiet DOC-Status erhielt und der Name des Weins offi­zi­ell fest­ge­legt wurde.

Der Mythos der Langlebigkeit des Brunello di Montalcino

Irre­füh­rend ist auch die Behaup­tung, dass ein Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no beson­ders alt wer­den kön­ne – ein Mythos, der sich hart­nä­ckig hält, sich aber nach mei­ner Erfah­rung (und der vie­ler ande­rer Kri­ti­ker) nicht auf­recht erhal­ten lässt. Nimmt man zum Bei­spiel den gro­ßen Jahr­gang 2001, von dem es einst hieß, die Wei­ne besä­ßen das ewi­ge Leben: Vie­le 2001er Bru­nel­lo sind jetzt schon ver­blüht. Sie sind braun-orange in der Far­be, unfrisch in der Nase, span­nungs­los am Gau­men. Bei Robert Par­ker wer­den heu­te gera­de­mal drei von 139 getes­te­ten Wei­nen die­ses Jahr­gangs als frisch (ear­ly) ein­ge­stuft, alle ande­ren als old oder matu­re – egal wie hoch sie anfäng­lich bepunk­tet wur­den. Beim Jahr­gang 2011 ist Par­ker zufol­ge weit über die Hälf­te der Wei­ne bereits matu­re – also bereits nach zehn Jah­ren. Ande­re Sangiovese-Weine guter Erzeu­ger aus dem Chi­an­ti Clas­si­co oder dem Chi­an­ti Rufi­na ste­hen nach zehn, 20 Jah­ren Fla­schen­rei­fe wesent­lich bes­ser da. Und Lun­ga­rot­tis 1990er Tor­gi­a­no Riser­va „Vigna Mon­ti­c­chio“ aus Umbri­en ist fri­scher als fast alle Bru­nel­lo. Ich will hier kein Brunello-bas­hing betrei­ben. Ich trin­ke die Wei­ne aus Mon­tal­ci­no selbst ger­ne – aber nicht unbe­dingt die alten.

Geduld haben und warten – so lautete das Narrativ bei Biondi-Santi

Der Mythos der Lang­le­big­keit geht allein auf Biondi-Santi zurück. Sei­ne Wei­ne sind die gro­ße Aus­nah­me. Das hat damit zu tun, dass der „Stil“ von Biondi-Santi immer dar­in bestand, die Trau­ben als ers­te zu lesen und Wei­ne mit wenig Extrakt, nied­ri­gem Alko­hol und hoher Säu­re zu pro­du­zie­ren. Vie­le Jahr­gän­ge in den 1970er und 1980er Jah­ren wie­sen Säu­re­wer­te von 7,5 Pro­mil­le auf. Ent­spre­chend schwer genieß­bar waren die Wei­ne in jun­gen Jah­ren. Aber Fran­co Biondi-Santi, der letz­te Ver­tre­ter die­ser tos­ka­ni­schen Wein­dy­nas­tie, war dies­be­züg­lich unbe­irr­bar. Kun­den gegen­über gab er immer die Paro­le „War­ten“ aus, und zwar min­des­tens 25 Jah­re. Sein Wein brau­che Zeit zum Rei­fen, die Wein­trin­ker müss­ten mehr Geduld auf­brin­gen, so lau­te­te sein Nar­ra­tiv. Ein zwei­schnei­di­ger Rat: Wein, der nicht aus phy­sio­lo­gisch rei­fen Trau­ben gekel­tert wird, wird in der Fla­sche nicht bes­ser. Er behält sei­ne Fri­sche, bleibt aber karg und tann­in­hart. Und so schme­cken vie­le Biondi-Santi-Brunello auch heu­te, nach Jahr­zehn­ten, noch. Bestä­tigt wur­de der Mythos der Lang­le­big­keit durch weni­ge genia­le Riser­ve wie 1955, 1964, 1983, die sich lan­ge gehal­ten und auf der Fla­sche enorm ver­fei­nert haben. Sie kamen alle­samt aus war­men Jahr­gän­gen, in denen trotz frü­her Lese voll­rei­fes Lese­gut  ein­ge­bracht wer­den konn­te. Was aber war mit den weni­ger guten Jahr­gän­gen? Sie ent­täusch­ten. Die Kri­ti­ker lob­ten zwar den „klassisch-traditionellen“ Stil Biondi-Santis (wie die Sprach­re­ge­lung lau­tet), gaben den Wei­nen am Ende aber oft nur 90 oder 92 Punk­te – weit weni­ger als ande­ren Bru­nel­los. So kam es, dass sich in den Kel­lern der Tenu­ta Grep­po zuletzt gro­ße Men­gen an unver­kauf­tem Bru­nel­lo sta­pel­ten. Der Legen­de zufol­ge „war­te­te“ Dot­to­re Fran­co gedul­dig auf die Rei­fe sei­ner Wei­ne. In Wirk­lich­keit war­te­te er unge­dul­dig auf Kund­schaft, die aber nicht kam. Sicher, der hohe Preis hat bei der Ver­mark­tung eine Rol­le gespielt. Einen ame­ri­ka­ni­schen Impor­teur gab es zuletzt nicht mehr. Dabei ist die USA der mit Abstand wich­tigs­ten Brunello-Markt der Welt.

Die Erben haben das Weingut nach wenigen Jahren verkauft

Fran­co Biondi-Santi, der „Dot­to­re“, ist 2013 gestor­ben. Er wur­de 91 Jah­re alt. Sein Sohn Jaco­po hat das Wein­gut ein paar Jah­re lang wei­ter­ge­führt und dabei eini­ge Ände­run­gen am „klassisch-traditionellen Stil“ vor­ge­nom­men, ohne den Mythos zu beschä­di­gen. 2017 ver­kauf­ten er und sei­ne Schwes­ter dann die Tenu­ta Grep­po. Jaco­po wid­met sich seit­dem ganz sei­nem eige­nen Maremma-Weingut Cas­tel­lo di Mon­tepò. Aller­dings soll­te nicht unter­schla­gen wer­den, dass die Biondi-Santi-Brunello sich in den letz­ten Jah­ren vor dem Tod von „Dot­to­re“ deut­lich ver­bes­sert zeig­ten. Ob an den Stell­schrau­ben gedreht wur­de oder die Kli­ma­er­wär­mung dazu bei­getra­gen hat, ist für Außen­ste­hen­de schwer zu beur­tei­len. Aber Jahr­gän­ge wie 2006, 2007 und 2010 spie­len zwei­fel­los ganz oben in der Brunello-Liga mit – zumin­dest die Riserve.

Auch die neuen Besitzer wollen die Biondi-Santi-DNA bewahren

Natür­lich gehen auch die Fran­zo­sen mit dem his­to­ri­schen Erbe der Biondi-Santi behut­sam um. Offi­zi­ell wol­len sie die DNA bewah­ren. Fak­tisch dre­hen sie jeden Stein um und scheu­en sich nicht, Ände­run­gen vor­zu­neh­men, wo sie nötig sind. Erst ein­mal haben sie wis­sen­schaft­li­che Boden­un­ter­su­chun­gen ver­an­lasst, eine meter­ge­naue Par­zel­lie­rung der Wein­ber­ge vor­ge­nom­men, sepa­ra­te Vini­fi­zie­run­gen ein­ge­führt, wozu wie­der­um vie­le neue Holz­fäs­ser klei­ne­rer Grö­ße (20 Hek­to­li­ter) ange­schafft wur­den, aus sla­wo­ni­scher und erst­mals auch aus öster­rei­chi­scher Eiche. Die alten Holz­fäs­ser waren teil­wei­se hun­dert Jah­re alt und viel zu groß für ein Fein­tu­ning bei der Assem­bla­ge. Inzwi­schen wur­den auch sechs Hekt­ar neue Wein­ber­ge zuge­kauft. Der Plan, einen neu­en Kel­ler zu errich­ten, reift eben­falls schon in den Köpfen.

 

Sieh dir die­sen Bei­trag auf Insta­gram an

 

Ein Bei­trag geteilt von Biondi-Santi (@biondisantigreppo)

Die Wei­ne

2012 Brunello di Montalcino Riserva, Tenuta Greppo di Biondi-Santi

Zu den Wei­nen. Die Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no Riser­va 2012 ist der letz­te Wein, der unter der Ver­ant­wor­tung von Fran­co Biondi-Santi vini­fi­ziert wur­de. Um es vor­weg zu sagen: Der Wein ist einer der Gro­ßen des Jahr­gangs: trans­pa­ren­tes Gra­nat­rot in der Far­be, Iris, Veil­chen, Süß­la­kritz, Pfef­fer im Bou­quet, am Gau­men leicht­fü­ßig mit gut ver­schmol­ze­nem Tan­nin, eben­so frisch wie druck­voll am Gau­men, im Gegen­satz zu vie­len Riser­ve vom Beginn der Nuller­jah­re durch­aus schon zugäng­lich. Kurz: eine Riser­va, die zwar immer noch „klassisch-traditionell“ ist, aber eine bes­se­re Balan­ce auf­weist als vie­le frü­he­re Wei­ne und sich inso­fern schon Stück von der alten Sti­lis­tik ent­fernt hat. Das ist inso­fern nicht ver­wun­der­lich, als Jaco­po, der Sohn, zu die­sem Zeit­punkt Ein­fluss auf tech­ni­sche Ent­schei­dun­gen genom­men hat, etwa auf den Lese­zeit­punkt. Die Lese begann am 10. Sep­tem­ber, was zwar früh ist. Aber 2012 war ein hei­ßes Jahr, in dem prak­tisch alle Wein­gü­ter frü­her gele­sen haben als nor­mal. Danie­le Cer­nil­li, einer der füh­ren­den ita­lie­ni­schen Wein­kri­ti­ker, hat der 2012er Riser­va von Biondi-Santi 100 Punk­te gege­ben – aus Respekt vor der gran­de per­son­ag­gio des „Dot­tor Fran­co“, wie er bei der Ver­lei­hung der Urkun­de anmerk­te. Von der Per­fek­ti­on ist die­se Riser­va mei­ner Mei­nung aber doch noch ein gan­zes Stück ent­fernt. Mit 96 Punk­ten wäre sie rich­tig ein­ge­ord­net – so wie es die meis­ten ande­ren Wein­kri­ti­ker tun.

Preis: ca. 550 Euro

Bezug: www.ludwig-von-kapff.de, www.superiore.de, www.selection-widmer.ch

2015 Brunello di Montalcino, Tenuta Greppo di Biondi-Santi

Der 2015er ist der bes­te Basis-Brunello, die ich seit lan­gem getrun­ken habe. Das hat sicher auch mit dem gran­dio­sen Jahr­gang zu tun, der (neben dem 2010er) der bes­te des bis­he­ri­gen Jahr­hun­derts ist – aber nicht allein damit. Biondi-Santi ist es gelun­gen, dass sich in die­sem Wein alles spie­gelt, was die­ser Jahr­gang mit­bringt. Der Wein besitzt Klas­se und Ras­se. Er ist „klassisch-traditionell“ spon­tan ver­go­ren und drei Jah­re im gro­ßen Holz­fass gereift, ohne karg oder kno­chig zu sein. Die Far­be ist Rubin­rot, das Bou­quet geprägt von Veil­chen, Brom­bee­ren, Dörr­pflau­men, Thy­mi­an, getrock­ne­tem Lor­beer­blät­tern. Am Gau­men sorgt die reich­lich vor­han­de­ne Extrakt­süs­se für sanf­te, wei­che Tex­tu­ren und eine gewis­se Opu­lenz. Das Sangiovese-Tannin gibt dem Wein Biss und hält ihn zusam­men, bleibt jedoch im Hin­ter­grund. Den gan­zen Wein durch­zieht eine unge­heu­re Fri­sche. Dabei ist die Säu­re anders als frü­her nicht über­trie­ben hoch. Die Lese begann erst am 21. Sep­tem­ber – für Biondi-Santi-Verhältnisse spät. Der Alko­hol­ge­halt liegt denn auch mit 14,5 Vol.% deut­lich höher, als man es von den Wei­nen die­ses Gutes gewohnt ist. Für mich ist das der ein­zi­ge Wer­muts­trop­fen in dem Wein: Der Alko­hol ist nicht per­fekt ein­ge­bun­den. Trotz­dem bin ich mit vie­len ande­ren Kri­ti­kern einig: Die­ser Wein ist sehr, sehr gut gelun­gen. 96 Punkte.

Preis: ca. 170 Euro

Bezug: www.ludwig-von-kapff.de, www.lieblings-weine.de, www.gute-weine.de, www.mair-mair.com, www.selection-widmer.ch

2 Kommentare

  • Dan­ke für den inter­es­san­ten Arti­kel. Wenn die Lang­le­big­keit ein Mythos ist: Wann ver­mu­ten sie denn die Spit­zen­jahr­gän­ge 2015 und 2016 auf ihrem Höhepunkt?

Antwort schreiben