Argyros: kühler Weißwein von der heißen Insel Santorin

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Santorin ist ein Touristenmagnet. Doch nur wenige Besucher wissen, dass von der griechischen Ägäis-Insel einige der charakterstärksten Weißweine ganz Europas kommen. Jens Priewe hat einen gefunden, der besonders gut ist.

San­to­rin ist ein Tou­ris­ten­ma­gnet. Doch nur weni­ge Besu­cher wis­sen, dass von der grie­chi­schen Ägäis-Insel eini­ge der cha­rak­ter­stärks­ten Weiß­wei­ne ganz Euro­pas kom­men. Jens Prie­we hat einen gefun­den, der beson­ders gut ist.

Weiß­wein vom Estate Argyros

Das Wein­gut, von dem die­ser Wein kommt, heißt Argy­ros Estate und liegt rund vier Kilo­me­ter vom Flug­ha­fen der Insel San­to­rin ent­fernt im Lan­des­in­ne­ren. Ein Fami­li­en­be­trieb, der heu­te von Matthew Argy­ros in der vier­ten Gene­ra­ti­on gelei­tet wird. Was er auf die Fla­sche bringt, gehört zum Bes­ten, was Grie­chen­land an Weiß­wein erzeugt. Mehr noch: Kaum ein ande­rer Weiß­wein aus dem Mit­tel­meer­raum besitzt ein so eigen­stän­di­ges Pro­fil wie er.

Assyrtiko – die Weißweinrebe Santorins

Er wird aus der Assyrtiko-Rebe gewon­nen. Sie ist die typi­sche Weiß­wein­re­be San­torins. Zwar wird sie inzwi­schen auch in ver­schie­de­nen Gebie­ten auf dem grie­chi­schen Fest­land kul­ti­viert. Doch nir­gends erreicht sie die Qua­li­tä­ten wie auf der wind­um­tos­ten Vul­kan­in­sel inmit­ten der azur­blau­en Ägäis.

San­to­rin

Argy­ros erzeug­te meh­re­re Assyrtiko-Weine: vom ein­fa­chen Atlan­ti­ko, der eher ein Durst­lö­scher ist, über den aus­ge­prägt fruchtig-mineralischen Assyr­ti­ko bis zum Barrique-vergorenen Premium-Wein. Ich emp­feh­le einen Wein unter­halb des Premium-Assyrtiko. Er heißt ein­fach Estate Assyr­ti­ko, ist zu 80 Pro­zent im Stahl­tank und zu 20 Pro­zent in 500-Liter-Tonneaux ver­go­ren und zeigt am bes­ten die Beson­der­heit der Reb­sor­te und sei­ner Her­kunft: kräf­ti­ge Zitrus­frucht, unter­legt mit einer rau­chi­gen Note. Die­ses Aro­men­pro­fil fin­det sich in allen Wei­nen die­ser Reb­sor­te wie­der. Bei Argy­ros kom­men Stof­fig­keit, Dich­te und eine mar­kan­te Säu­re hin­zu. Die Trau­ben stam­men von Reb­stö­cken, die durch­schnitt­lich 50 Jah­re alt und ent­spre­chend klein­beer­ig sind. Ein Wein für Anspruchs­vol­le, die der immer gleich fruch­ti­gen Mit­tel­meer­wei­ne mit ihrer mil­den Säu­re über­drüs­sig sind und Geduld haben, die­sen Wein ein paar Jah­re lie­gen zu las­sen, wie es zum Bei­spiel für wei­ße Bur­gun­der aus Frank­reich selbst­ver­ständ­lich wäre.

Aromentief und langlebig

Im Moment ist der 2015er Estate Argy­ros auf dem Markt. Er ist noch von Pri­mär­aro­men geprägt wie ein jun­ger Ries­ling. Nach zwei, drei Jah­ren, wenn die stür­mi­sche Pha­se vor­bei ist, wird er sei­ne Fein­hei­ten ent­wi­ckelt haben. Ich habe vor ein paar Tagen den 2011er Jahr­gang die­ses Weins getrun­ken. Er erreicht jetzt sei­nen ers­ten Höhe­punkt. Das heißt: Er ist noch voll­kom­men frisch, deu­tet aber bereits gro­ße Aro­m­en­tie­fe an. Weder in Ita­li­en noch in Spa­ni­en ken­ne ich Weiß­wei­ne mit einer der­art star­ken mine­ra­li­schen Prägung.

Rebberg auf Santorin
Reb­berg auf Santorin

San­to­rin ist eine Vul­kan­in­sel. Erd­ge­schicht­ler haben errech­net, dass sie etwa drei Mil­lio­nen Jah­ren durch Absin­ken der kykla­di­schen Plat­te ent­stan­den ist. Der Unter­grund besteht teils aus erstarr­ter Lava, Bims­stein und schwar­zen Sän­den, teils aus Kalk­sand­stei und Mar­mor. Der Boden ist arm an orga­ni­schen Sub­stan­zen, reich an mine­ra­li­schen Sub­stra­ten – also nicht nur bes­tens geeig­net für den Reb­bau, son­dern auch ein­ma­lig im Mit­tel­meer­raum. Ein gro­ßer Teil der Reben ist noch wur­zel­echt. Phyll­o­xera – also eine Reb­laus­ka­tats­to­phe – hat es auf San­to­rin wegen der san­di­gen Böden nicht gege­ben. Das heißt: Es gibt noch vie­le alte Reb­stö­cke, und Argy­ris ist ein Wein­gut, das beson­ders vie­le alten Reben besitzt. Der in Ton­neaux ver­go­re­ne Assyr­ti­ko stammt zum Bei­spiel von 150 Jah­ren alten Reben, eben­so die Tro­cken­bee­ren­aus­le­sen aus son­nen­ge­trock­ne­ten Trauben.

Der Wind hat die Reben zu Bodenkriechern gemacht

Zum Wein­gut gehö­ren 65 Hekt­ar Reben, was für die Insel viel ist. Doch die Reben ste­hen nicht in auf­rech­ten Zei­len wie auf dem grie­chi­schen Fest­land und wie über­all sonst auf der Welt, son­dern wach­sen in fla­chen Nes­tern am Boden. Der Wind, der stän­dig über die Insel streicht, hat sie zu Boden­krie­chern gemacht. Ent­spre­chend gering sind die Erträ­ge. 5000 Kilo­gramm Trau­ben pro Hekt­ar sind das Maxi­mum, das die Lese­hel­fer ern­ten, nicht sel­ten nur 3500 Kilo­gramm. Apro­pos Lese­hel­fer: Ohne Men­schen, die bereit sind, die Wein­ber­ge in gebück­ter Hal­tung und auf Knien abzuern­ten, gäbe es auf San­to­rin kei­nen Wein.


2015 Argy­ros Estate
Preis: 19,50 Euro
Bezug: www.griechischer-weinversand-vindusud.de


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