Neben industrieller Billigware toppt der Discounter Aldi sein Weinsortiment immer wieder spektakulär auf. Am 26. April kommen für kurze Zeit drei neue Weine aus Baden ins Sortiment, die der Kaiserstühler Winzer Fritz Keller initiiert hat und für die er mutig seinen Namen hergibt. Einer der Weine ist richtig gut.
Riesling ist nicht gerade die Parade-Rebsorte Badens. Aber der 2009 Riesling der Edition Fritz Keller, der im Rahmen eines Aktionsangebots ab Montag in den Regalen von Aldi Süd und Aldi Nord steht, ist ein respektabler Wein: sauber und ausdrucksvoll im Bouquet mit würziger Pfirsich- und Zitrusnote, saftig, schnörkellos, mit lebendiger, aber nicht kratziger Säure (6,9 g/l). Ein delikater Sommerwein, der zwar nicht mehr ganz leicht (13 Vol.%), aber leicht und umkompliziert zu trinken ist: 85/100 Punkte. Kompliment!
Spätburgunder ist in Baden zum Problemwein geworden
Spätburgunder ist dagegen eine der Stärken Badens. Vor allem vom Kaiserstuhl, vom Tuniberg und aus dem Markgräflerland kommen einige der besten Rotweine Deutschlands. Aber Spätburgunder wächst nicht nur dort, sondern auch in weniger glücklichen, um nicht zu sagen: ungeeigneten Lagen Badens. Ersprechend dürftig ist der Wein. Spätburgunder ist also auch eine der Schwächen Badens: Es gibt zuviel von ihm. Diese Situation hat Fritz Keller, Winzer und Gastronom am Kaiserstuhl („Schwarzer Adler“) ausgenutzt. Er hat ein paar hundert Winzer zusammengetrommelt, die bereit sind, nach von ihm gesetzten Qualitätskriterien zu arbeiten. Dazu gehören weitgender Verzicht auf Düngung, mindestens 12 Jahre alte Rebstöcke, Ertragsreduzierung durch Traubenteilung und im Herbst Lese von Hand. Die Weinbereitung übernehmen die Kellermeister der Breisacher Zentralkellerei – nach seinen Vorgaben.
2009 Baden Roséwein QbA
Der erste Spätburgunder, der gekeltert wurde, war der 2006er. Ein schwieriger Jahrgang, der gut gemeistert wurde, so dass der Wein am Ende für günstige 6,99 Euro bei Aldi Süd ins Sortiment fand. Der Spätburgunder aus dem wesentlich besseren Jahr 2007, der folgte (und sich noch immer im Aldi Süd-Sortiment befindet), gelang weniger gut. Vielleicht kostet er deshalb nur 5,99 Euro. Zum Frühlingsbeginn bringen Keller und Aldi jetzt einen 2009 Spätburgunder Roséwein heraus: lachsrote Farbe, leicht himbeerfruchtig, ansonsten aber etwas flau und undifferenziert in Nase und auf der Zunge. Wegen der kräftigen Säure, die er aufweist (6,6 g/l) vielleicht ein durstlöschender, aber letztlich biederer Wein, der mit 4,99 Euro dann auch entsprechend bescheiden ausgepreist ist: 83/100 Punkte.
2008 Baden Pinot Sekt Rosé
Richtig gut ist dagegen der flaschenvergorene Rosésekt, den Keller im Jahre 2008 in limitierter Auflage aus Spät- und Weißburgunderwein produziert hat und den Aldi als dritten Editionswein anbietet: kräftige Mousse, anhaltende Perlage, zarte Burgunderfrucht mit würzigen Hefenoten, belebend frisch, dabei mundfüllend und sehr trocken schmeckend (trotz 9,9 g Restzucker). Neun Monate lang lag der Sekt aus der Hefe. Dadurch ist er abgeklärt, rund, harmonisch – ein zwiebelrot schäumender, vielleicht etwas modischer Wein, mit dem man aber bestens über den Sommer kommen kann. Mit 9,99 Euro ist er zwar kein Schnäppchen mehr, dafür aber qualitativ besser als die Billig-Champagner zum gleichen Preis, die diverse Discounter zeitweise feilgeboten haben. Bewertung: 88/100 Punkte.