Seine Kunstsammlung hat er schon vor vier Jahren verkauft. Jetzt lässt Alain Delon auch spektakulär seine Weine versteigern. Der französische Schauspieler, gerade 76 Jahre alt geworden, möchte seine „Angelegenheiten zu Lebzeiten regeln“. Allerdings birgt sein Keller nicht annähernd so wertvolle Schätze wie seine Kunstsammlung – von ein paar Ausnahmen abgesehen.
Alain Delon ist der alte geblieben – nur etwas älter. Die Gesichtshaut ist schlaffer, die Tränensäcke sind größer, die Haare grauer geworden. Nur die Augen sind noch immer die des „Eiskalten Engels“, seines berühmtesten Films. Der französische Schauspieler, einst Geliebter von Romy Schneider und Mireille Darc, trennt sich beizeiten von seinen Besitztümern. Im November 2007 versteigerte er seine Kunstsammlung, die ihm 7,5 Millionen Euro brachte. Jetzt kommen rund tausend Flaschen aus seinem Weinkeller unter den Hammer. Ein schlagzeilenträchtiges Ereignis, das am 26. November 2011 im Restaurant Fouquet’s an des Champs Elysées über die Bühne gehen wird, Paris’ legendärstem Terrassenrestaurant mit dem angeblich besten Café der Stadt.
Viele Weine aus Alain Delons Geburtsjahr
Verantwortlich für den Verkauf ist das Auktionshaus Cornette de Saint Cyr, mit dessen Inhaber Arnaud Cornette der Schauspieler befreundet ist. Dieser wird auch die Auktion leiten. Zum Ausruf kommen fast ausschließlich französische Weine und Cognacs. Der Katalog liest sich wie ein Who is Who der großen Weine der Welt: Latour, Lafite, Mouton-Rothschild, Cheval Blanc, La Mission-Haut Brion, Haut Brion, Pétrus. Tatsächlich sind jedoch viele kleine und sehr alte Jahrgänge darunter, etwa der 1935er, Delons Geburtsjahr. Keiner der Weine dieses verregneten Jahrgangs dürften heute noch trinkbar sein, auch nicht die Premiers Crus.
Großes Trinkvergnügen dürfte dagegen eine Magnumflasche 1966er La Mission-Haut Brion bereiten, für die der Schauspieler offenbar keine Mittrinker mehr gefunden hat. Delon lebt zurückgezogen in Douchy, rund 130 Kilometer südlich von Paris, wo er sich um Hunderte von Hunden kümmert, die von ihren Besitzern ausgesetzt worden sind oder misshandelt wurden.
Die Frage ist: Wie groß wird der Delon-Bonus sein?
Interessant sind auch die sechs Flaschen 1970er Chateau Latour, die zum Mindestpreis von 1.680 Euro ausgerufen werden sollen. Ob der berühmte Name des Einlieferers allerdings seine inspirierende Wirkung auf die Bieter entfaltet, ist fraglich. Im Handel sind diese Flaschen noch zu einem ähnlichen Preis erhältlich. Durchaus gesucht sind auch Weine wie Montrose, Cos d’Estournel, Talbot und anderen klassifizierten Bordeaux-Gewächsen aus dem Jahrgang 2000, die Delon anbietet. Allerdings ist auch hier die Frage, wie groß der Bonus sein wird, den die Bieter für den Namen Alain Delon zu zahlen bereit sind.
Der größte Teil besteht aus einfachen Weinen
Der größte Teil der 600 Lots aber besteht aus einfachen und einfachsten Weinen, etwa ältere Jahrgänge des Chateau La France aus Léognan oder ein namensloser 1970er Pomerol, der schon für zehn Euro zum Ausruf kommt. Für noch weniger, nämlich fünf Euro, kann man einen weißen 1984er Entre-Deux-Mers ersteigern – was, wie Fachleute wissen, genau fünf Euro zu viel sind.
Der Katalog steht ab 16. November 2011 unter http://encheres.lefigaro.fr/fr-fr/catalogues-ventes-encheres zum Download bereit. Er erscheint auf Französisch und Chinesisch. Partner der Auktion ist der Shanghai Savour Club, größter Importeur französischer Weine nach China.
Die sechs Flaschen Mouton 1945, die auf dem Foto zu sehen sind, wieso werden die nicht erwähnt?