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Hochfeine Weißwein-Cuvée aus der Türkei

Nicht jeder neue Wein, der auf den Markt kommt, ist einer Erwähnung wert. Aber dieser Weißwein ist es. Nicht weil er aus der Türkei kommt, nicht weil es sich um eine Cuvée handelt, die es vermutlich in dieser Form nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Ich empfehle diesen Wein deshalb, weil er gut, sehr gut ist und weil er Charakter hat. So einen Wein zu einem Preis von unter zehn Euro gibt es nur selten.

Kein kurzlebiger Spasswein

Der Wein heisst Albarino & Narince nach den Rebsorten, aus denen er gewonnen ist. In die Kategorie der bei uns in Deutschland so populären Spaßweine, die wie eine Silvesterrakete gen Himmel schießen, um dann in wenigen Sekunden zu verglühen, gehört er nicht. Der Albarino & Narince, den ich hier empfehle, stammt aus dem Jahrgang 2016. Er wurde im (großen) Holzfass vergoren, besitzt Substanz, Armentiefe und präsentiert sich jetzt, drei Jahre nach der Freigabe, als herrlich fruchtiger, cremiger Wein, der mundfüllend und fein zugleich und immer noch pumperlfrisch ist (der Jahrgang 2018 ist genauso gut, aber noch primärfruchtiger. Ich ziehe gereiftere Variante vor). Die Sorte Albarino (bekannt aus Rias Baixas, wo aus ihr einer der besten spanischen Weißweine erzeugt wird) steuert die Säure, das Salz und die Limettennoten bei. Sie ist zu 72 Prozent in der Cuvée vertreten. Die Narince, eine einheimisch-türkische Sorte, liefert tropische Fruchtnoten und sorgt für die Struktur. Ihr Anteil an der Cuvée beträgt 28 Prozent.

Kein Leichtgewicht, aber leicht zu trinken

Mit 14,5 Vol.% ist der Albarino & Narince sicher kein Leichtgewicht – aber er trinkt sich so easy, als wäre er eines. Keine Angst: Eine Hollandaise, die jetzt, da die Spargelzeit beginnt, wieder vermehrt auf den Tisch kommt, ist auch kein leichtes Sößchen. Sie verlangt einen Wein, der nicht gleich schlapp macht, wenn sie zu den edlen weißen Stangen gereicht wird. Zu ihr und Spargel stelle ich mir den Wein am besten vor. Natürlich passt er auch allen Gemüse-Vorspeisen und zu Fisch. Wer dazu bislang Lugana oder Pinot Grigio trank, sollte diesen Wein mal probieren. Er wird ins Grübeln kommen.

Bestes Weingut auf dem Balkan

Ein paar Informationen zum Weingut:  Die Türkei ist ein Land, in dem zu 98 Prozent Menschen muslimischen Glaubens leben. Sie haben bekanntlich ein distanziertes Verhältnis zu Alkohol. Trotzdem verfügt sie Türkei über riesige Weinbergsflächen. Die Trauben werden dort vor allem zu Rosinen getrocknet und exportiert. Wein wird relativ wenig produziert. Eine Ausnahme macht der europäische Teil der Türkei mit seiner christlich-orthodoxen Minderheit. Dort um die Stadt Kırklareli nahe der bulgarischen Grenze liegt das Weingut Chamlija, das den Albarino & Narince erzeugt. Es wurde erst 2011 gegründet von Mustafa Çamlıca, der bis dahin Geschäftsführer der Istanbuler Niederlassung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young war. Er hat in diesem alten, relativ kühlen Anbaugebiet 85 Hektar Reben gepflanzt, die in Weinbergen von teilweise 400 Meter Höhe wachsen. Neben vielen internationalen Sorten finden sich dort auch autochthone Sorten wie Papaskarasi, Mavrud – und Narince. Sie stammt eigentlich aus Anatolien und bringt, solo vinifiziert, gelbfarbene, floral-nussig schmeckende Weine hervor, die gern im Holzfass ausgebaut und daher auch als „türkischer Chardonnay“ bezeichnet werden. Übrigens: Das Weingut Chamlija wurde 2018 zum besten Weingut auf dem Balkan gewählt. Die Kölner Weinhandlung Weinatolien hat das gesamte Sortiment im Programm.

Der Wein

2016 Albarino & Narince, Chamlija

Preis: 8,90 Euro (Sonderpreis)

Bezug: www.weinatolien.de


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https://www.bottleport.io/

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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