Mittwoch, September 18, 2024
10.2 C
München
spot_img

Tierisch guter Giovinetti Glen Grant aus den Sechzigerjahren

Nachdem wir vor drei Wochen schon einmal alten Glen Grant im Glas hatten und dieser für uns eigentlich „wenig legendär“ gewesen ist, heute nun ein zweites Tasting. Ob diese alten Giovinetti Malts, destilliert in den Vierziger- und Fünfzigerjahren, uns mehr in ihren Bann ziehen konnten, jetzt hier… Unser Zwergkaninchen Paula konnte sich jedenfalls nur sehr schweren Herzens vom 1958er trennen.


Tasting Notes


Glen Grant 19y ~1960er OB for Giovinetti, over 19yo, square bottle, oval label - 45%Glen Grant 19y ~1960er OB for Giovinetti, over 19yo, square bottle, oval label – 45%
90

Farbe: Blasses Gold
Nase: Cremig, dunkler Geruch mit Aromen von karamellisiertem Zucker, Toffee, Wald, nassem Moos und mit Wasser verdünntem Zitronensaft. Jetzt mehr Vanille und Karamell-Sahne-Bonbons („Werther’s Echte“), Tannenzapfen, Farn, Heidekraut und Honig.
Geschmack: Historisch, fett und cremig im Geschmack. Angenehme, würzig- herbe Aromen entfalten sich auf Basis von getrockneten Gartenkräutern und dumpfen Noten von Moor, Erde, Humus und nassem Fensterledertuch. Aber das ist noch lange nicht alles. Salzige Zitrone, Vanille, Aromen von Brot und altem Malz entwickeln sich ebenso auf der Zunge.
Finish: Mittellang bis lang – trockener und etwas herber werdend. Eine  leckere Honigsüße in Verbindung mit trockenen Kräutern kommt auf, und der Malt klingt mit leicht modrigen Noten aus.
90 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 91 / Finish: 89)


Glen Grant 10y 1958 OB for Giovinetti, over 10yo, white letters on glas - 45%Glen Grant 10y 1958 OB for Giovinetti, over 10yo, white letters on glas – 45%
93

Farbe: Altes Gold
Nase: Sehr alt daherkommende Aromen von Orangenextrakt, mildem Hustensaft, Leder, nasser Pappe und alten Zeitungen. Nun klebrig aufgelöste Eukalyptusbonbons mit dumpfen Anklängen von würzig-frischen Kräutern und Tabak. Ultra-lecker!
Geschmack: Rund und ausgewogen mit salzigen Kräutern in einer öligen Lake (erinnert an  alten White Horse aus den 1950ern). Tabakblätter, Humidor und etwas Zigarrenrauch (volle Tabakschiene) ergänzen perfekt den Old-Style-Sherry, der sich nun mit saftigen Orangen und feinem Honig zum Abgang hin entwickelt.
Finish: Lang! Schwarzer Tee, Kräuter, Tabak, etwas trockener und leicht bitter werdend. Tannennadeln, und ein Feeling von einem Saunaaufguss (frische grüne Noten von Minze) runden das Finish ab.
93 Punkte (Nase: 94 / Geschmack: 93 / Finish: 91)


Fazit: Was für ein Cracker, dieser junge 1958er Glen Grant. Da haben wir ja doch noch „legendär“ gefunden!


- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img