St. Magdalener: Rotweine mit Eleganz und Charakter

St. Magdalena und hinten der Rosengarten © Südtirol Wein / Tiberio Sorvillo
An den Hängen oberhalb Bozens wachsen Weine, die mit Finesse und Frische überzeugen.

Schon im Mit­tel­al­ter war der St. Mag­da­le­ner das Aus­hän­ge­schild der Süd­ti­ro­ler Wein­wirt­schaft. Weit­hin wur­de das Lob­lied auf den Wein von den son­ni­gen Hän­gen ober­halb Bozens gesun­gen. 1927 schlos­sen sich die Win­zer aus St. Mag­da­le­na und den umlie­gen­den Dör­fern zu einer Schutz­ge­mein­schaft zusam­men und defi­nier­ten so das Kern­ge­biet, des­sen Wei­ne den Zusatz „clas­si­co“ bzw. „klas­sisch“ tra­gen dürfen.

Das faschis­ti­sche Mussolini-Regime reih­te den St. Mag­da­le­ner 1931 unter die gro­ßen Wei­ne Ita­li­ens, neben Baro­lo und Bar­ba­res­co, was aber eher zyni­schem Macht­kal­kül ent­sprang und die Ita­lia­ni­sie­rung Süd­ti­rol unter­strei­chen sollte.

Wel­che Sor­ten bis in die Neu­zeit in und um St. Mag­da­le­na ange­baut wur­den, weiß man heu­te nicht mehr genau, als gesi­chert gilt, dass der Ver­natsch seit Lan­gem eine wich­ti­ge Rol­le spiel­te und heu­te die wich­tigs­te. Auf dem Quarz­por­phyr­bo­den schwingt sich die bis in die 1990er Jah­re in ganz Süd­ti­rol vor­herr­schen­de Sor­te zu beson­de­ren Qua­li­tä­ten auf, die dem aktu­el­len Trend zu Leich­tig­keit und Fines­se im Wein voll entgegenkommen.

Tra­di­tio­nell ste­hen der Ver­natsch im Wein­berg im gemisch­ten Satz mit Lag­rein, der zwei­ten auto­chtho­nen roten Sor­te Süd­ti­rols. Das bedeu­tet, der Lag­rein wird zur sel­ben Zeit gele­sen und mit den Ver­nats­ch­trau­ben ver­go­ren. Der als Solist sehr zupa­cken­de und manch­mal unge­stü­me Lag­rein steu­ert Far­be und Struk­tur bei. Es ist auch erlaubt, den ver­go­re­nen Ver­natsch mit 15 Pro­zent ande­ren roten Wei­nen zur Cuvée zusammenzuführen.

Der Ort St. Mag­da­le­na und dahin­ter die Stadt Bozen. © Süd­ti­rol Wein / Tiberio Sorvillo

St. Mag­da­le­ner über­zeu­gen mit zar­ter Frucht, aro­ma­ti­scher Tie­fe und einem fein aus­ta­rier­ten Ver­hält­nis von bele­ben­der Säu­re und fei­nen, dezen­ten Gerb­stof­fen. Leicht gekühlt aus einem gro­ßen Glas genos­sen beglei­ten sie deftig-traditionelle Gerich­te eben­so spie­le­risch wie eine moder­ne leich­te Küche.

Sieben Ausgewählte St. Magdalener-Weine

2018 St. Mag­da­le­ner Clas­si­co Schlö­ter­pöck, Kandlerhof

Die nach einem frü­he­ren Besit­zer des Kand­ler­hofs benann­te Selek­ti­on reift 12 Mona­te im gro­ßen Holz­fass. Sehr ele­gant gebaut, braucht Luft und Zeit im Glas um sich mit sei­ner gan­zen Fines­se zu ent­fal­ten. Passt zu fei­nen Fleisch- und Gemü­se­ge­rich­ten. Um 16 Euro.

2020 St. Mag­da­le­ner Clas­si­co, Huck am Bach, Kel­le­rei Bozen

Ein Dau­er­bren­ner – und das völ­lig zu Recht. Der „Huck am Bach“ ist mit sei­nem typi­schen Duft nach Kir­schen und Veil­chen und sei­ner unauf­ge­reg­ten Art eine weit ver­brei­te­te Visi­ten­kar­te der Regi­on. Um 11 Euro.

2020 St. Mag­da­le­ner  Clas­si­co Vigna Ron­dell, Franz Gojer, Glögglhof

Franz Gojer sagt es ganz offen: Mit sei­nem „Vigna Ron­dell“ ori­en­tier­te er sich am Bur­gund. Schon  sein Vater bau­te die bes­ten Par­zel­len die­ses Wein­bergs sepa­rat aus. Leich­tig­keit, Fines­se und dabei ein respek­ta­bles Rei­fe­po­ten­zi­al zeich­nen die­sen Wein aus. Um 17 Euro.

2020 St. Mag­da­le­ner Clas­si­co, Ansitz Waldgries

Chris­ti­an Platt­ner hat sich um den St. Mag­da­le­ner ver­dient gemacht. Er rode­te einen Wein­berg, der hoch bewer­te­ten Caber­net Sau­vi­gnon erbrach­te, um alte Vernatsch-Klone und ande­re alte Sor­ten auf die Reben zu pfrop­fen. Sein Klas­si­scher St. Mag­da­le­ner wird aus Edel­ver­natsch und Lag­rein gekel­tert, wobei rund 20 Pro­zent der Trau­ben nicht ent­rappt wer­den, also mit­samt den Stän­geln ver­gä­ren, was eine für Bur­gun­der typi­sche küh­le Ele­ganz unter­streicht.  Um  13 Euro.

2020 St. Mag­da­le­ner Clas­si­co Gran Marie, Ste­fan Ramo­ser, Fliederhof

Von bis zu 50 Jah­re alten Reb­stö­cken mit nied­ri­gen Erträ­gen gele­sen und im gro­ßen Holz­fass aus­ge­baut. Die­se dicht gewo­be­ne, gehalt­vol­le Selek­ti­on ist Maria Ebni­cher Ramo­ser gewid­met, die 1930 den Flie­der­hof von ihrem Onkel als Erbe über­nahm. Um 28 Euro.

2020 St. Mag­da­le­ner Clas­si­co Vigna Prem­stall­er­hof Sel­ect, Rottensteiner

Die Reben der ein­ge­tra­ge­nen Ein­zel­la­ge („Vigna“) Prem­stall­er­hof  wer­den seit vie­len Jah­ren kon­se­quent bio­dy­na­misch bewirt­schaf­tet. Der Sel­ect ist noch­mals eine  Aus­wahl der bes­ten Par­zel­len. Der Wein zeigt viel aro­ma­ti­sche Tie­fe, Fines­se und dank fei­ner Gerb­stof­fe eine gera­de­zu spie­le­ri­sche Leich­tig­keit für einen Wein die­ser Aus­drucks­kraft. Um 16 Euro.

2016 St. Mag­da­le­ner Clas­si­co Der Pfan­nen­stiel, Pfannenstielhof

Der Pfan­nen­stiel­hof hat Süd­ti­ro­ler Wein­ge­schich­te geschrie­ben. Sein St. Mag­da­le­ner war 2009 der ers­te Ver­natschwein, der vom Gam­be­ro Rosso mit der Höchst­no­te von drei Glä­sern bewer­tet wur­de. Seit­her hat Johan­nes Pfei­fer noch zwei­mal einen drauf­ge­setzt: erst mit der Selek­ti­on „Ann­ver“, die den Töch­tern Anna und Vero­ni­ka gewid­met ist und zuletzt mit dem „der Pfan­nen­stiel“. Der Wein reif­te respekt­ein­flö­ßen­de vier­ein­halb Jah­re im Stahl­tank und zeigt sich mit außer­ge­wöhn­li­cher Fül­le, Dich­te und Rei­fe, ohne die typi­sche Fri­sche ver­mis­sen zu las­sen. Um 42 Euro.

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