St. Magdalener „Huck am Bach“: Aus dem Burgunderglas am besten

Der Lagenwein der Kellerei Bozen ist „nur“ ein Vernatsch-Gewächs, aber so elegant und zartfruchtig, dass man ihn für einen kleinen Burgunder halten könnte.

Gela­den waren rund 80 Per­so­nen, alles Gas­tro­no­men, Jour­na­lis­ten und ande­re Wein­ex­per­ten. Sie saßen in dem spek­ta­ku­lä­ren Kubus der Kel­le­rei Bozen an lan­gen Tafeln, genos­sen die Krea­tio­nen des Vinsch­gau­er Sterne-Kochs Jörg Tra­foier und tran­ken dazu die Wei­ne der Genos­sen­schaft. Zu jedem Gang gab es, wie bei der­ar­ti­gen Anläs­sen üblich, einen ande­ren Wein: den aro­ma­ti­schen Sau­vi­gnon zum Alpen­lachs, die Mer­lot Riser­va zu geschmor­ten Kalbs­bäck­chen, den berühm­ten Lag­rein „Taber“ zum Wei­de­och­sen. Hoch­de­ko­rier­te Wei­ne alle­samt, die von den ein­schlä­gi­gen Wein­gui­des regel­mä­ßig mit Punk­ten, Trau­ben, Glä­sern oder ande­ren Sym­bo­len über­häuft wur­den. Aber die größ­te Über­ra­schung war für vie­le Anwe­sen­den ein Wein, der nie aufs Sie­ger­trepp­chen kommt, der sich nie blu­mi­ger Beschrei­bun­gen oder Lobes­hy­men erfreut, der noch nie zum dar­ling der Sommelier-Garde avan­ciert ist. Es war der St. Mag­da­le­ner clas­si­co „Huck am Bach“: ein gra­nat­ro­ter, eher hel­ler als dunk­ler Rot­wein mit zar­tem Veil­chen­bou­quet, am Gau­men sam­tig mit wenig Gerb­stoff, mil­der Säu­re und einem Aro­ma, das ein biss­chen an Kirsch­mar­zi­pan erin­nert. Seit Jahr­zehn­ten ist der „Huck am Bach“ fes­ter Bestand­teil im Sor­ti­ment der Boz­ner Genos­sen, ohne je Furo­re gemacht zu haben. Er ist ja „nur“ ein Vernatsch-Wein, also ein Wein aus der außer­halb Süd­ti­rols wenig gelieb­ten Sor­te. Sie ähnelt dem würt­tem­ber­gi­schen Trol­lin­ger und ergibt nach Mei­nung vie­ler Wein­ken­ner gar kei­ne Wei­ne, son­dern höchs­tens Weinchen.

Der Wein ist herrlich unanstrengend

Das Komi­sche ist nur, dass die­ser St. Mag­da­le­ner an jenem Abend gera­de denen so gut schmeck­te, die sich von Berufs wegen sonst über­wie­gend mit Cham­pa­gnern, Bur­gun­dern, Super-Tuscans und ähn­li­chen Wein-Celebritäten beschäf­ti­gen. Mir als einem der Gäs­te war sofort klar war­um: Die­ser Wein ist herr­lich unan­stren­gend. Man muss nicht über ihm grü­beln, sich nicht in ihn ver­tie­fen, um ihm irgend­wel­che Geheim­nis­se zu ent­lo­cken. Man braucht ihn nicht wort­reich beschrei­ben. Man muss auch nicht Jah­re war­ten, bis er einen Höhe­punkt erreicht hat. Er hat ihn eigent­lich immer. Man schenkt sich ein, lehnt sich zurück, führt die Gabel mit dem Schlutz­krap­fen, dem Kas­press­knö­del, dem Tiro­la Bau­ern­gröstl ent­spannt zum Mund und spült her­nach mit einem Schluck aus dem Glas nach. So mag es der „Huck am Bach“ am liebs­ten. Glau­be ich.

Wer keinen total verrückten Geschmack hat, wird diesen Wein mögen

Dabei ist der Wein durch­aus anspruchs­voll: zart­fruch­tig, mit vie­len Facet­ten, trink­freu­dig und eine gewis­se Tie­fe andeu­tend. Ich traue mich sogar zu sagen: Wer nicht gera­de einen total ver­rück­ten Geschmack hat, wird die­sen Wein mögen. Dass er einen für gute Rot­wei­ne sehr güns­ti­gen Preis hat, wird die Freu­de an ihm noch ver­stär­ken. Übri­gens kann man ihn locker auch zwei oder drei Jah­re lagern, ohne dass er an Fri­sche und Geschmack ver­liert. Im Gegen­teil: Schon nach einem Jahr nimmt er leicht bur­gun­di­sche Züge an, ent­wi­ckelt Noten von Him­bee­re und Rote Bete. Ich trin­ke ihn dann bevor­zugt aus einem Glas mit brei­tem Kelch. Das Wich­tigs­te aber ist: Er muß kühl getrun­ken wer­den. Nicht so kühl wie ein Weiß­wein, aber kei­nes­falls so warm wie ein nor­ma­ler roter. 14°C wären ide­al. Und er schmeckt nicht nur zu Süd­ti­ro­ler Schman­kerln, son­dern auch zu edlem Iberico-Schinken, zu einem Gemüse-Börek, einem Hummus-Burger oder – mein Vor­schlag – zu einem lau­war­men Oktopus.

Archi­tek­to­nisch spek­ta­ku­lär – die neue Kel­le­rei Bozen

Beim St. Magdalener sind 15 Prozent Lagrein erlaubt

Was bedeu­tet „Huck am Bach“? Es ist der Name eines alten Hofes ober­halb von Bozen. Gott­fried Platt­ner und sein Sohn Han­nes, die Besit­zer, sind seit lan­gem Mit­glied der Kel­le­rei Bozen. Die Wein­ber­ge um den Hof her­um gehö­ren zu den bes­ten Lagen im Anbau­ge­biets St. Mag­da­le­ner. Des­halb kommt der „Huck am Bach“ auch als Lagen­wein auf den Markt. Im Unter­schied zu ande­ren Vernatsch-Weinen dür­fen einem St. Mag­da­le­ner bis zu 15 Pro­zent Lagrein-Trauben bei­gemischt wer­den (bzw. Lagrein-Wein). Auch der „Huck am Bach“ ent­hält einen klei­nen Anteil die­ser Sor­te. Die Lag­rein wächst am Fuß des Rit­ten, wie der Hang ober­halb von Bozen heißt. Sie dun­kelt den Wein ab, wes­we­gen ein St. Mag­da­le­ner nie so hell­rot aus­sieht wie zum Bei­spiel der Kal­ter­er­see, der Mera­ner oder der gemei­ne Süd­ti­ro­ler Ver­natsch. Außer­dem ent­hält der Lag­rein mehr Tan­nin. Dadurch besitzt der St. Mag­da­le­ner etwas mehr Struk­tur als ande­re Vernatsch-Weine.

Kellerei Bozen: Architektonisch spektakulär

Die Kel­le­rei Bozen ist eine von 12 Kel­le­rei­ge­nos­sen­schaf­ten in Süd­ti­rol. Sie liegt am Stadt­rand von Bozen bei Morit­zing und gilt als bes­ter Rot­wein­pro­du­zent Süd­ti­rols. Der archi­tek­to­nisch sehens­wer­te Bau mit den unter­ir­di­schen Kel­lern und dem weit­hin sicht­ba­ren Kubus davor wur­de erst vor zwei Jah­ren ein­ge­weiht. Im Base­ment befin­det sich die Vino­thek Vin­a­ri­us, in der alle Wei­ne der Kel­le­rei ver­kos­tet und erwor­ben wer­den kön­nen. Aller­dings sind sie in Deutsch­land, in der Schweiz und in Öster­reich gut dis­tri­bu­iert und auch dort bequem erhältlich.

2019 St. Madgda­le­ner clas­si­co „Huck am Bach“, Kel­le­rei Bozen

Preis: 9,95 Euro

Bezug über: www.gerado.de


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1 Kommentar

  • Ja, ein her­vor­ra­gen­der Wein, ohne Tra­ra zum Grü­beln, ein­fach gut. Für mich hat es ein Blau­bur­gun­der schwer, dage­gen zu bestehen.

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