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Spätburgunder Baden: die 2019er GROSSEN GEWÄCHSE im Test

Von Berti Vogts, dem früheren deutschen Fußball-Bundestrainer, stammt der Satz: „Die Breite an der Spitze ist größer geworden.“ Sein Wort gilt auch für den Spätburgunder. Das bestätigen die Großen Gewächse (GG) der badischen VDP-Güter. Baden ist ein Kern-Anbaugbiete für den Spätburgunder in Deutschland. Ein Drittel der Rebfläche ist dort mit ihr bestockt. Vor allem im Breisgau, an Kaiserstuhl und Tuniberg sowie im Markgräflerland ist die Sorte weit verbreitet. Mit der Klimaerwärmung wird sie vermehrt auch in den nördlichen Unterzonen, also in der Ortenau und dem Kraichgau, angebaut. Den Ruf, bräsige oder banale Spätburgunder hervorzubringen, hat Baden inzwischen abgelegt. Und das gilt nicht nur für die VDP-Betriebe, sondern auch für die zahlreichen Genossenschaften. Berti Vogts hat Recht behalten.

Die letzten Feinheiten herausgekitzelt

Es waren überwiegend die 2019er GG vom Spätburgunder, die ich verkosten konnte (das erste Mal Ende August 2021 auf der Vorpremiere des VDP in Wiesbaden), dazu einige wenige 2018er und 2017er – insgesamt über 50 GG. im Oktober und November letzten Jahres konnte ich fast alle bei verschiedenen Gelegenheiten nachverkosten. Einige wichtige VDP-Betriebe mit exzellenten Spätburgundern stellten ihre Weine allerdings nicht an: zum Beispiel Seeger, Schlör und Wöhrle. Offiziell werden die Weine jedes Jahr am 1. September nach der Lese zum Verkauf freigegeben. Faktisch sind die meisten bis heute noch nicht im Handel. Viele Weingüter sind dazu übergegangen, ihre besten Weine erst nach zwei, manchmal auch erst nach drei oder mehr Jahren in den Verkauf zu bringen. Alle diese GG sind ambitiöse Weine. Bei keinem hatte ich Zweifel, dass sie die Bezeichnung Großes Gewächs verdienen. Alle bewiesen, dass die Weingüter in den letzten zehn Jahren erfolgreich damit beschäftigt waren, an vielen kleinen Rädchen zu drehen, um die letzten Feinheiten herauszukitzeln.

Die jungen Winzer setzen mehr auf Frische und Leichtigkeit

Allerdings muss man differenzieren. Es gibt beim Spätburgunder alias Pinot Noir keinen Prototypen, den man als benchmark heranziehen könnte. Was die Stilistik angeht, gibt es erhebliche Unterschiede. Da sind Weine, die mehr auf Kraft und Fülle setzen, während anderen die Eleganz und Feinheit wichtiger ist und die dafür auf Vollmundigkeit und Körperreichtum verzichten. Vor allem für jüngere Winzer ist Frische und Leichtigkeit derzeit die wichtigste Option beim Spätburgunder, auch wenn ihre Weine dadurch etwas karger ausfallen, was vermutlich nicht jedem Spätburgundertrinker lieb ist. Aber die Konsumenten können entscheiden, welche Stilrichtung ihnen besser gefällt. Wein gibt es genug.

Salwey wartet mit einer großen Kollektion auf

Kommen wir zu den Weingütern. Eine ganz große 2019er Kollektion hat Konrad Salwey abgeliefert (übrigens nicht nur beim Spätburgunder). Selten habe ich im jungen Stadium solch erkennbar gute Weine getrunken wie seine GG vom „Kirchberg“ und „Eichberg“, wobei ich persönlich den „Eichberg“ vorziehe, obwohl er in der Betriebshierarchie niedriger steht. Der Wein besitzt etwas weniger Facetten als der strukturiertere „Kirchberg“, der einfach mehr Fleisch am Knochen hat (94/100).

Konrad Salwey, Winzer und Oenologe. © Weingut Salwey

Doch er  überzeugt mit Textur und Balance (95/100). Beide GG sind ein großer Wurf. An sie kommt der „Henkenberg“, Salweys drittes GG, nicht ganz heran (93/100). Er ist stärker extrahiert und besitzt nicht ganz deren Eleganz (die Nase ist allerdings toll). Ein leichter Holztouch ist übrigens allen Salwey-GG zu eigen. Aber Röstaromen können, wenn sie nicht aufdringlich sind, dem Spätburgunder ein weiteres Geschmackselement geben. Die Preise der 2017 er lagen zuletzt zwischen 40 und 55 Euro.

Friedrich Keller: Von der Sonne verschont

Ähnlich eindrucksvoll die Spätburgunder des Weinguts Franz Keller – aber ganz anders. Friedrich Keller, der Junior, hat in 2019 extrem spannende Weine gefüllt. Sie sind farblich die hellsten, geschmacklich die leichtesten. Der Sohn von Fritz Keller, dem ehemaligen Fußball-Präsidenten, extrahiert sehr vorsichtig. Er reduziert damit die strukturgebenden Elemente wie Tannin und Farbe, betont dafür Frucht und Würze – und vor allem die Frische. Der „Eichberg“ aus Oberrottweil ist mit seinen 12,5 Vol.% so hellfarbig, dass er fast als Rosé durchgehen könnte, wenn er geschmacklich nicht so komplex wäre: rote und blaue Früchte in der Nase, dazu grüne Kräuterwürze, subtile Pinotsüsse und eine spürbare Säure (94/100). Ähnlich der „Kirchberg“, nur weicher, beeriger, florealer (94/100).

Am spannendsten finde ich persönlich das GG vom „Enselberg“ aus dem benachbarten Jechtingen, mit 32 Euro das preiswerteste GG des Sortiments: ein Bâtonnage-Spätburgunder mit viel Hefe, markanter Sponti-Note, subtiler Frucht – noch leichter als die beiden vorher erwähnten Weine (93/100). Traditionelle Weintrinker werden diesem und den beiden anderen Spätburgundern möglicherweise etwas distanziert gegenüber stehen. Sie werden Fülle und Körper vermissen. Keller aber will pure, reduzierte (nicht reduktive!) Weine, will kühle Frucht. Will Weine, die nicht französischen Burgundern nacheifern, sondern eine eher nordische Stilistik entfalten nach dem Motto: nicht von der Sonne verwöhnt, sondern von der Sonne verschont.

 

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Kellers „Schlossberg“ und „Steinriese“

Das Publikum für diese Stilistik ist, wie es scheint, vorhanden: Alle GG sind im Weingut ausverkauft, auch der „Schlossberg“, mit 70 Euro Kellers teuerster Spätburgunder. Er ist das hedonistischste GG seines Sortiments mit reifer Frucht, zimtiger Würze, schmauchigen Unternoten, feinkörnigem Tannin, eingehüllt in ein samtenes Gewand (95/100) – ein großer Wein aus der berühmten Terrassenlage in Achkarren, bestockt mit einer alten Kaiserstühler Spätburgunder-Selektion. Seit dem Jahrgang 2018 sattelt  Keller auf den „Schlossberg“ noch einen Super-Spätburgunder drauf. Er ist (noch) kein GG, sondern kommt „nur“ aus der Ersten Lage „Bassgeige“. Genauer: aus dem Gewann „Steinriese“. Ich habe den 2019er im November bei Meiningers Finest 100 in Neustadt probieren können: wieder so ein schwereloser, ja transparenter Wein, obwohl gut strukturiert und dicht gewoben (95). Mit 105 Euro ist er allerdings auch gut bezahlt.

Denkwürdige 2019er von Julian Huber

Denkwürdige Weine hat in 2019 Julian Huber aus Malterdingen gefüllt. Von der Herangehensweise her sind er und Keller sich sehr ähnlich. Beider Motto lautet: Weniger ist mehr. Das gilt für die Erträge im Weinberg, aber auch für die Weine selbst: niedrigere Reifegrade der Trauben (aber hohe phenolische Reife), weniger Extraktion bei der Vinifikation. Dennoch sind Hubers und Kellers Weine völlig verschieden. Malterdingen, wo Huber zu Hause ist, liegt 20 Kilometer weiter nördlich in einer Senke zwischen Kaiserstuhl und Schwarzwald-Vorland. Dort findet man keine vulkanischen, sondern Muschelkalkböden.

© Weingut Bernhard Huber

Außerdem hat Bernhard Huber, Julians Vater, schon früh französische Pinot Noir-Klonen und burgundische Selektionen gepflanzt, die vom Behang her nur ein Viertel der deutschen Klone bringen. Konkret: etwa 30 Hektoliter pro Hektar (was dann auch erklärt, weshalb Hubers Weine ein bisschen teurer sind als andere Spätburgunder). Das Kapital des Weingutes sind mehrere Filetstücke in drei Spitzenlagen des Breisgau: Sommerhalde, Bienenberg und Schlossberg. Die Steillage Schlossberg in Hecklingen gilt als bester Spätburgunder-Cru im Breisgau. Im Herzstück dieser Lage sind die Hubers mit 6 Hektar vertreten, die fast ausschließlich als Grosse Lage klassifiziert sind. Die Pflanzdichte einzelner Flächenstücke beträgt in der Spitze 13.000 Stöcke/Hektar. Selbst die Zisterzienser haben vor 800 Jahren nicht so dicht gepflanzt. Dazu kommt, dass die Böden im Schlossberg extrem steinig sind. Es gibt wenig Mutterboden. In niederschlagsarmen Jahren leiden die Reben oft unter Trockenstress. In 2019 war das glücklicherweise nicht der Fall.

Der 2019er „Schlossberg“ – kein Schnellstarter

Das GG vom „Schlossberg“ ist eines der beiden Flaggschiffe Julian Hubers. Der Wein besitzt viel gut verschmolzenes Tannin, auch reifere Aromen sowie einen feinen Mokka-Ton und eine unnachahmlich süße Pinot-Nase. Dennoch ist der „Schlossberg“ das verschlossenste GG im Sortiment des Gutes. Wer jetzt eine Flasche öffnet und ein Erlebnis erwartet, wird von diesem Wein enttäuscht sein. „Nicht sonderlich animierend“ stand auf meinem Probenzettel. Den Wein heute zu beurteilen, ist so ähnlich, wie eine Neubauwohnung vom Reißbrett zu kaufen: Man kann sich vorstellen, wie sie mal aussieht. Es gibt aber nur eine Skizze von ihr. Nach den hundert Euro, die er kostet, schmeckt der Wein derzeit nicht. Doch gemessen an der Dichte, der Präzision seiner Frucht und daran, wie eng er am Gaumen liegt, erwartet den Fan ungefähr 2038, wenn das letzte Kohlekraftwerk spätestens vom Netz gehen soll, ein Spektakel (95/100).

Der „Wildenstein“: verschlossen, aber transparant

Etwas anders verhält es sich mit dem „Wildenstein“. Er ist das Non Plus Ultra der Huberschen Kollektion und der rarste Wein des Gutes, dessen Preis sich irgendwo um 150 Euro eingependelt hat. Er kommt aus dem Malterdinger Bienenberg, und zwar von ein paar handtuchgroßen Terrassen, die von alten Natursteinmauern gestützt werden. Der Untergrund besteht dort aus rötlichem, eisenhaltigen Fels, der dem Wein seinen mineralischen Stempel aufdrückt. Auch wenn der „Wildenstein“ der dunkelste, aromentiefste, straffste und tanninreichste Wein ist und immer am längsten braucht, um sich zu entfalten: Er ist im Glas präsenter als zum Beispiel der „Schlossberg“. In meinen Notizen steht: „Blaurot die Farbe, Feuerstein und Hefe in der Nase, trotz Tannin saftig mit verspielter Frucht von schwarzer Johannisbeere und gerösteten Zwetschgen, samtene Textur, sublime Fülle, leichte Extraktsüße…“ Ein Wein, der verschlossen, aber gleichzeitig völlig transparent ist. Ein Sleeper, würde Parker sagen (96/100).

Der „Bienenberg“: Engelhaft über die Zunge schwebend

Aber – und das ist in 2019 die Überraschung gewesen – das GG vom „Bienenberg“, wo die Hubers 15 Hektar besitzen, davon über zehn Hektar Grosse Lagen, ist in 2019 keine Lichtjahre entfernt vom „Wildenstein“. Es prunkt mit Sauerkirsch- und Veilchenduft, brilliert mit Süße und Säurenerv. Auch wenn es nicht die Tiefe des „Wildenstein“ besitzt, so ist es von jener Leichtigkeit, die es fast engelhaft über die Zunge schweben lässt (94/100). Die knapp 50 Euro, die der Wein kostet, ist er mit jedem Tropfen wert. Wie packend Julian Hubers Spätburgunder sind, zeigt sein viertes GG von der „Sommerhalde“ in Bombach. Es präsentiert sich von allen GG derzeit am offensten. Wer nicht zehn Jahre warten will, bekommt mit diesem Wein einen kleinen Einblick in Hubers Spätburgunderwelt – mehrstündiges Karaffieren vorausgesetzt (93/100).

Hubers Problem ist, die Nachfrage zu befriedigen

Das Problem ist, von diesen GG ein paar Fläschlein zu ergattern. Am Weingut ist der Jahrgang 2019 längst ausreserviert (obwohl der Vorgängerjahrgang gerade erst in den Handel gekommen ist), Die Händler geben die Weine meist nur an treue Kunden ab. Oder sie werden per Koppelgeschäft mit anderen Weinen des Gutes angeboten, meist im Verhältnis 1 : 5. Der „Wildenstein“ taucht in Angebotslisten gar nicht erst auf. Koppelgeschäfte sollte niemanden vom Kauf abhalten, denn auch mit den anderen Weinen Hubers sind Spätburgunder-Freunde gut bedient – etwa mit den „Alten Reben“. Dieser Spätburgunder ist für mich eine Art Geheimtipp in 2019. Auch wenn er nicht offiziell als GG klassifiziert ist: Die Trauben kommen aus Großen Lagen und werden sehr ähnlich vinifiziert (94/100). Die Tatsache, dass die „Alten Reben“ nicht viel weniger kosten, beweist, dass der Wein durchaus auf Augenhöhe mit den Spitzenweinen ist.

Michel, Stigler, Bercher, Staatsweingut, Blankenhorn

Die Spätburgunder der anderen badischen VDP-Vertreter zeigen eher eine konventionelle Stilistik, was keineswegs negativ ist, auch wenn ihnen das Leichtfüssige manchmal abgeht. Josef Michels GG vom „Schlossberg“ aus Achkarren überzeugt mit satter, sauberer Frucht und guter Balance: Da ist Esprit drin (90/100). An Eleganz zugelegt hat in den letzten Jahren Stigler in Ihringen. Gleich fünf GG hat die Familie im Angebot. Drei habe ich probieren können. Am deutlichsten ist die Philosophie von Maximilian Stigler, der seit 2017 im Betrieb ist, am GG vom Oberrotweiler „Eichberg“ abzulesen (Jahrgang 2018): ein zarter Spätburgunder mit kühler Frucht und spürbarer Säure, früh gelesen mit erdiger Rote Bete-Note und ohne jegliche Reife-Arabesken (91/100). Etwas anders Stiglers 2017er GG vom Vorderen Winklerberg aus dem Gewann „Backöfele“: opulent, kraftvoll, mit weicher Säure und filigraner Tanninstruktur (90). Das intensiv-fruchtigste GG kommt vom „Schlossberg“ aus Freiburg. Es wartet mit eher warmer Frucht und milder Säure auf (90/100). Von engelhafter Eleganz sind die Stiglerschen GG allerdings noch ein kleines Stück entfernt.

Das gilt auch für die Bercher-Brüder in Burkheim. Ihr 2019er GG vom „Feuerberg Kesselberg“ ist ein leichtes Kaliber, aber dicht gewoben mit kräftiger, würzig-blumiger Vulkanboden-Aromatik plus frecher Säure (90/100). Das Staatsweingut Freiburg hat mit seinem „Doktorgarten“ ein GG erzeugt, das ohne Fehl und Tadel ist, aber eher in die Kategorie „brav“ gehört (89/100). Ich konnte den 2019er allerdings nur als Fassprobe probieren. Außerordentlich gut gelungen ist das 2018er „Sonnenstück“ aus dem Weingut Blankenhorn in Schliengen. Dieses GG besitzt Substanz, ist kräftig und zart zugleich, präzis gearbeitet mit warmer, fein ziselierter Frucht (92/100). Dass es aus dem Markgräflerland, also dem Süden Badens kommt, schmeckt man schnell heraus.

Kein Freund der hypereleganten Leichtweine: Dr. Heger

Bleibt Dr. Heger, einer der Referenzbetriebe am Kaiserstuhl. Vielleicht sind die Hegers schon zu lange im Geschäft, um dem Trend zu hypereleganten Leichtweinen nachzulaufen, deren Eleganz ja immer auch ein bisschen auf Kosten der Geschmacksfülle geht. Wer Joachim Heger kennt, der weiß, dass er kein Freund der Kargheit ist, sondern bei allem Sinn für die Feinheiten des Spätburgunders die Fülle, das Herzhafte, das Vollmundige liebt – im Glas, bei Tisch und auch im gesprochenen Wort. Sein 2019er „Häusleboden“ ist das Epitom eines Kaiserstühler Spätburgunders: schlank, aber generös mit viel mineralischer Würze, reifer Frucht, pikanter Pinot-Süße. Die Trauben kommen von über 60 Jahre alten Rebstöcken – Feldselektionen aus eigenen und benachbarten Weingärten, gewachsen in einer kühlen Südwestlage im wärmsten, südlichsten Teil des Kaiserstuhls.

Joachim Heger und Pferd Willi © Baschi Bender

Das Resultat ist ein Wein, der subtil und powerful zugleich ist (94/100 Punkte). „Winklerberg Wanne“ heißt die Große Lage offiziell. Hegers zweites GG, der „Rappenecker“, besitzt nicht ganz die Struktur des „Häusleboden“, lebt aber auch von der Spannung zwischen reifer (nicht zu früh gelesener) Frucht und kühler Frische (93/100). Leider gibt es nur etwa 700 Flaschen. Das dritte GG kommt vom „Schlossberg“ in Achkarren und ist derjenige Spätburgunder im Hegerschen Sortiment, der sich ein paar barocke Schnörkel leistet (92/100). Alle 2019er Weine gehen vermutlich erst im nächsten September in den Verkauf. Wer die Zeit bis dahin überbrücken will, ist mit Hegers Spätburgunder „Mimus“ aus einer Ersten Lage immer bestens bedient. Oder mit der Pinot Noir „Edition A“ der Winzergenossenschaft Achkarren, wenn es nicht Heger und nicht unbedingt ein VDP-Betrieb sein muss, wohl aber ein sehr, sehr guter Grand Cru sein soll.

© Weingut Burg Ravensburg

Heitlinger, Burg Ravensburg und ein paar Weine außerhalb des VDP

Überhaupt dürfen Weingüter außerhalb des VDP Baden nicht ignoriert werden. Martin Wassmer, Fritz Wassmer, Hanspeter Ziereisen, Reinhold und Cornelia Schneider, Johner, Shelter Winery, Vorgrimmler – sie alle erzeugen Spätburgunder auf hohem und höchstem Niveau. Leider habe ich deren 2019er noch nicht verkosten können. Zwei GG aus dem VDP habe ich allerdings noch auf meinem Notizblock. Es sind 2018er. Ich erwähne sie als letzte, weil sie im Sommer, als ich sie probierte, noch ziemlich ruppig und ungeordnet waren – obwohl sie ein Jahr Reifezeit mehr hatten als die jungen 2019er.

Die Rede ist vom 2018er „Löchle“ von Burg Ravensburg und dem 2018er „Königbecher“ von Heitlinger. Beide sind Schwesterweingüter und haben den gleichen Kellermeister. Beide sind kompakt, fast muskulös, haben ein kräftiges Tanninrückgrat, eine kesse Säure, die langfristig Frische garantieren dürfte. Beide zeigen derzeit noch wenig von ihrer Klasse. Ihre Stunde ist noch nicht gekommen – noch lange nicht. Der „Löchle“ ist kräftiger, der „Königsbecher“ einen Tick spielerischer. Beide verdienen 92 Punkte. Nicht probieren konnte ich Heitlingers Spitzen-Pinot Noir vom „Wormsberg“ in Tiefenbach. Er ist extrem rar und wird nur flaschenweise an eine ausgesuchte Klientel verkauft. Der 2015er, den ich zuletzt trank, imponierte mit hoher Eleganz und riesigem Potenzial, das er damals noch nicht abgerufen hatte – um zur Fussballsprache zurückzukehren.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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