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Paso Robles: Die Boom-Region der Rhône-Rangers

Später Boom

Während die Prohibition (1920 bis 1933) die Mafia reich machte und den Weinbau in den USA praktisch zerstörte, war Paso Robles („Weg der Eichen“) noch die Welthauptstadt der Mandeln, die neben Gerste das wichtigste landwirtschaftliche Erzeugnis dieses Abschnitts der Central Coast war. Erst in den 1950er und 1960er Jahren pflanzten zugezogene Winzer in großem Stil Weinberge, bevorzugt mit Zinfandel und Cabernet Sauvignon.

Reben von der Rhône

In den 1980er Jahren hielten Rebsorten von der Rhône Einzug, die sich als bestens geeignet für das trockene Klima mit heißen Tagen und vergleichsweise kühlen Nächten erwiesen. Der nahe Pazifik mit seinen kühlen Luftmassen ermöglicht es erst, hier hochwertige trockene Wein anzubauen. Paso Robles liegt auf demselben Breitengrad wie die Nordküste Afrikas.

Rasches Wachstum

Seit den 1990ern wuchs die Rebfläche rasch – auf mittlerweile 14 000 Hektar (etwas weniger als Baden), die Zahl der Betriebe auf über 200. So wurde Paso Robles zur Hauptstadt der „Rhône-Rangers“, wie die Paso-Robles Winzer oft tituliert werden. Jedes Frühjahr präsentieren sich hier beim Weinfestival „Hospice du Rhône“ über 120 Winzer und Winemaker aus der ganzen Welt, die mit Rebsorten aus Südfrankreich arbeiten.

Ausgewählte Weine aus Paso Robles

2020 Pessimist by Daou Red Blend Paso Robles
“A pessimist is never disappointed” ist auf dem Rückenetikett zu lesen. Man muss kein Pessimist sein, um von diesem Wein erfreut oder sogar begeistert zu sein. Die größte Rolle spielt in der Cuvée der Petite Syrah, in Frankreich als Durif bezeichnet und bis auf ein paar Hektar in der Provence praktisch ausgestorben. Dazu kommen der Local Hero Zinfandel, Syrah und ein kleiner Anteil Lagrein, der kernigen autochthonen Rebsorte aus Südtirol. Intensive dunkle Frucht (Kirsche, Pflaume, Blaubeere) markante Würze (Zedernholz, Leder) und polierte Gerbstoffe schaffen ein komplettes Bild eines Premium-Rotweins von internationalem Format. Um 35 Euro. Über weingarten-eden.de

2020 Austin Hope Cabernet Sauvignon
Die Familie Hope kam in den 1970ern nach Paso Robles und verkaufte ihre Trauben zunächst an andere Kellereien. Mit dem Jahrgang 1995 begann Austin Hope selbst zu keltern und die Weine auszubauen. Er machte sich einen klangvollen Namen für kraftvolle, strukturierte Rotweine wie diesen Cabernet Sauvignon. Der Wein ist ein Blend aus neune der elf Subzonen von Paso Robles. Er reift 11 Monate in Barriques aus französischer Eiche, präsentiert sich mit satter Frucht und Würze und viel reifem Tannin. Wer Geduld hat, legt ihn ein paar Jahre weg und öffnet ihn zu einer BBQ-Hochrippe. Um 88 Euro. Über weingarten-eden.de

2019 Côtes de Tablas Red Blend Tablas Creek Vineyards
Die französischen Wurzeln dieses Weins werden von seinen Machern ganz offensiv freigelegt. Schließlich ist an Tablas Creek Vineyard die Familie Perrin (Château de Beaucastel etc.) beteiligt. Die Rebstöcke stehen im Adelaide District, einer der elf Subregionen von Paso Robles. In der Cuvée trifft sich der Süden der Rhône in Form von Grenache, Syrah, Counoise und Mourvedre. Mit wilder Kräuterwürze, Kraft und Frische passt er zu Pasta mit Fleisch, Rind vom Grill und Hartkäse. Um 39 Euro. Über koelner-weinkeller.de

Wine Tasting at Lone Madrone, Lifestyle wine tasting, Paso Robles, California

2020 Patelin de Tablas blanc, Tablas Creek Vineyard
Das weiße Gegenstück wird aus den klassischen Rhônesorten Grenache blanc, Viognier, Marsanne, Roussane und Clairette blanche gekeltert. Kräuterwürze, balsamische Noten verbinden sich mit Blüten und Frucht, die weiche aber tragende Säure sogt für einen harmonischen Trinkfluss. Zu gehaltvollen Salaten, Fisch in leichten Varianten wie Ceviche, Sushi oder gegrillt mit Mangosalsa. Um 29 Euro. Über maluni-weine.de

2019 Cabernet Sauvignon True Myth, Paso Robles
Ein Wein wie eine US-Familienserie: Ein wenig laut, leicht zu verstehen und dabei sehr charmant. Viel Frucht (Pflaume, Kirschen), viel Würze (Vanille, Röstnoten vom Barrique) und viel weiches Tannin im Abgang. Passt perfekt zum Familien-BBQ. Um 21 Euro. Über neunweine.de

2019 Cabernet Sauvignon Seven Oaks, J. Lohr
Neben 80 Prozent Cabernet Sauvignon stecken in diesem Wein noch kleinere Anteile von Petite Syrah, Petit Verdot und Merlot. Sie vervollständigen das Bild eines runden, balancierten Weins mit reifer Frucht, Würze von amerikanischer Eiche und präsenten, polierten Gerbstoffen. Zu kräftiger Pasta, Fleisch vom Grill und BBQ-Tofu mit pikanter Sauce. Um 20 Euro über www.hpjwine.com.

Fotos: Courtesy of Paso Robles Wine Country Alliance

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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