Italien ist der größte Weinproduzent der Welt. Kaum ein Winkel, in dem keine Reben wachsen. Einige dieser Winkel sind nur wenig bekannt sind, obwohl sie optimale Weine hervorbringen: zum Beispiel die Euganeischen Hügel, eine Hügelgruppe zwischen Venedig und Verona, das sich aus der flachen Po-Ebene bis auf 601 Meter auftürmt. So hoch ist der Monte Venda, eine kegelförmige Erhebung, auf deren Spitze sich die Ruinen eines früheren Olivetano-Klosters befinden. Von der Stadt Padua mit seinen berühmten Freskenzyklus aus dem 14. Jahrhundert (heute UNESCO-Weltkulturerbe) sind es nur zehn Kilometer bis an den Fuß der Hügel, von Verona eine Stunde mit dem Auto, von Venedig drei Stunden mit dem Trekkingrad.
Ein Paradies auch für Wanderer und Radler
Die Euganeischen Hügel sind nicht nur ein Paradies für Weintrinker, sondern auch für Radtouristen und Wanderer. Für Freizeitradler gibt es einen flachen, ringförmigen Radweg um die Hügelgruppe herum, für Mountainbiker und Sportradler unbefestigte Pisten, die durch schattige Wälder und sonnenbeschienene Weinberge führen, vorbei an alten Abteien, zahlreichen venezianischen Villen mit prächtigen Gärten, bis hin nach Arqua Petrarca, dem Mittelpunkt der Hügelgruppe: ein mittelalterliches Dörfchen mit engen Gassen und lauschigen Trattorien.
Vulkanische Böden geben dem Wein eine besondere Würze
Zurück zum Wein. Die Euganeischen Hügeln sind ein kleines Weinanbaugebiet. Es umfasst nicht mehr als 2500 Hektar Reben. Eine Weinindustrie gibt es nicht. Es gibt nur kleine Familienweingüter, rund 100 an der Zahl. Etwa die Hälfte davon füllt ihren Wein selbst ab, um ihn an Ristoranti und Osterien in der Region verkaufen – und natürlich an Besucher. Da die Gegend in den vergangenen Jahrhunderten immer das wichtigste Handelszentrum im Nordosten Italiens war, gelangten viele Rebsorten in die Euganeischen Hügel. Etwa die Moscato-Reben, die venezianische Kaufleute schon Anfang des 14. Jahrhunderts pflanzten, als sie ihre Sommerresidenzen dort errichteten, später um 1870 die roten Cabernet franc, Cabernet Sauvignon und Merlot. Dieselben Sorten pflanzten die Bauern nach der Reblauskatastrophe wieder an. Tradition verpflichtet. Doch die Tradition macht Sinn. Die vulkanischen Böden geben den Weinen eine unnachahmliche Würze mit, die sie besonders macht unter den Weinen Norditaliens. Und durch die Klimaerwärmung können die Trauben jedes Jahr voll ausreifen, vor allem die rote Carmenere, die zwar schon seit dem 18. Jahrhundert angebaut wird, aber immer ein Außenseiter blieb, weil sie so selten reif wurde. Jetzt wird sie wieder vermehrt angebaut. So entstehen Weine mit satter Frucht und feinkörnigem Tannin, die ideale Begleiter zu den Gerichten der mediterranen Küche sind.
Auch die Weißweine sind sehr gelungen
Die Weißweine zeichnen sich durch schmelzige Frucht aus, die von mineralischen Noten unterlegt wird. Pinot Bianco, Garganega und Chardonnay sind die häufigsten Sorten. Aber es gibt auch alte, lokale Sorten wie die Pinello und Serprina. Die Serprina ist entfernt mit der Prosecco-Traube Glera verwandt. Doch möchten sich die euganeischen Winzer unbedingt von den Prosecco-Produzenten unterscheiden, weshalb sie ihren Serprino unter eigenem Namen als leichten Frizzante auf den Markt bringen.
Die Spezialität: Fior d’Arancio
Einige Weingüter haben Verkostungsräume, in denen man die jeweiligen Weine probieren kann, zusammen mit dem Olivenöl, das fast alle Winzer in den Euganeischen Hügeln produzieren, und dem Grappa, den ebenfalls viele brennen. Unbedingt probieren sollte man auch den Fior d’Arancio, einen süßen Schaumwein aus Gelben Muskateller-Trauben, dessen Aroma an Orangen- und Zitronenblüten erinnert. Er weist nur 6 Vol.% Alkohol auf und ist eine Spezialität der Euganeischen Hügel. Die trockene Variante ist der Secco. Zu einem Kürbisrisotto gibt es nichts Besseres als ihn. Der entsprechende Dessertwein heißt Fior d’Arancio Passito. Er wird aus angetrockneten Muskateller-Trauben gekeltert und von den Einheimischen zu Zaetti getrunken, einem traditionell venezianischen Gebäck aus Maismehl. Natürlich findet man all diese Weine auch in den Ristoranti, Weinbars, Cafés und Osterien, die es in jedem Dorf gibt. Sie laden zur mittäglichen Rast und zur cena ein, dem Abendessen.
Am Ende ein Thermalbad in Abano oder Montegrotto
Ob mit Rucksack, Rad oder Auto: all die Dörfer und Städtchen sind lohnenswerte Ausflugziele für Leute, die sich für Traditionen und eine authentische, bäuerliche Kultur interessieren. In Teolo gibt es jeden April das Gnocchi-Festival, in Baone im Mai das Erbsen-Fest. Dörfchen wie Arqua Petrarca, Galzignano, Torreglia und andere halten regelmäßig ihre Bauernmärkte ab, auf denen frisches Gemüse, jede Menge Salami sowie die nach Birnen schmeckende Jujube-Frucht (die um jedes Bauernhaus wächst) und Maraschino-Kirschlikör angeboten werden. In Vò lohnt ein Besuch des Weinmuseums MUVI. Wer am Ende von all den Sehenswürdigkeiten so erschöpft ist, dass er ein paar Stunden Erholung braucht, geht am besten in eine der Thermen nach Montegrotto und Abano. Die beiden Städte liegen direkt am Fuße der Euganeischen Hügel. Sie waren es, die die Gegend überhaupt erst überregional bekannt gemacht haben. Übrigens: Im Juni findet in Abano das große Bigoli-Fest statt. Bigoli sind die typischen, dicken venezianischen Spaghetti. Man isst sie mit Hühnchen- oder Entenragout und trinkt dazu einen würzigen Rotwein.
Nützliche Adressen:
www.collieuganeidoc.com, www.collieuganei.it, https://de.visititaly.com
Iniziativa finanziata dal Programma di sviluppo rurale per il Veneto 2014-2020
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