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Mehr als nur ein Vergnügen: Drei Ardbeg-Legenden im Direktvergleich – Cask 2782, 575 und 2390

Heute soll es ans Eingemachte gehen – ein Ardbeg-Legenden-Tasting auf hohem Niveau. Im Glas: der Ardbeg 1972 cask 2782 for V.E.L.I.E.R. Italy 30yo 49.9% (limited 246), der Ardbeg 1976 cask 2390 Feis Ile 2002 Sherry Butt 25yo 53.1% (limited 494) und der Ardbeg 1967 cask 575 Signatory Vintage Collection Pale Oloroso 28yo 53.7% (limited 548).

Mehr muss heute nicht zu diesen Abfüllungen gesagt werden!

Tasting Notes


Ardbeg cask 2782 – 1972 30yo for ItalyArdbeg cask 2782 – 1972 30yo for Italy
95

Farbe: Strohgelb
Nase: „Old Style“-Ardbeg mit starken Torfaromen. Maritim (Meersalz, Seetang und Austern), Zitronen und cremig süßes Malz mit Honig verfeinert. Jetzt kommen medizinische Noten von Jod und Mullbinden hinzu. LECKER!
Geschmack: Cremig, süße, rauchig-torfige Medizin. Die Süße wird direkt zu Beginn von einer salzig-pfeffrigen Würze aufgewirbelt. Dann setzt sich der mächtige Torf, begleitet von medizinischen Aromen, immer stärker durch. Wunderbar ausgeglichen!
Abgang: Sehr lang und sehr, sehr torfig.
Bemerkung: Relativ viel Ähnlichkeit mit dem 1974er Ardbeg Kingsbury!
95 Punkte (Nase: 94 / Geschmack: 94 / Finish: 96)
Preis: ca. 1500 Euro


Ardbeg cask 575 – 1967 28yo Signatory Pale OlorosoArdbeg cask 575 – 1967 28yo Signatory Pale Oloroso
92

Farbe: Blasses Gold
Nase: Komplexe „alte“ Nase! Startet mit Kleber, Harz und Gummi, parfümierter Honig, Kräuter und Mandeln in Rum. Etwas Salz und zarte maritime Noten. Rauch- und torffrei!
Geschmack: Schwer und mächtig. Die Aromen des Oloroso-Fasses kommen jetzt richtig zur Geltung. Die Süße wird stärker, jedoch auch die klebrigen Gumminoten. Hinzu kommen bittere Orange und Kräuter, die stark salzig unterlegt sind; Anklänge von Eichenholz und Zitrone.
Abgang: Sehr lang, salzig und wieder Gummi. Die wachsartigen Holzaromen werden stärker – die sirupartige Süße bleibt bis zum Schluss. Erst jetzt kommt Rauch und etwas Torf zum Vorschein und macht den Abgang recht trocken.
Bemerkung: Der etwas zu starke Gummieinfluss verhindert für unseren Geschmack eine höhere Punktzahl!
92 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 93 / Finish: 92)
Preis: ca. 1500 Euro


Ardbeg cask 2390 – 1976 25yo Feis Ile 2002Ardbeg cask 2390 – 1976 25yo Feis Ile 2002
94

Farbe: Volles Gold mit Bernstein-Stich
Nase: Frisch mit viel Sherry. Zitrone, Limonen, Anklänge von Orangen, salzig, leicht erdig, torfiger Rauch und trockenes altes Leder. Ein paar Minuten „atmen“ im Glas – die Salzigkeit geht etwas zurück und die Orangen-Limettenaromen prägen sich stärker aus.
Geschmack: Mächtig, salzig-torfige Zitrusfrüchte, Pfeffer, Spuren von Schokolade und wieder Leder. Die Torfaromen werden stärker. Filigran und harmonisch.
Abgang: Sehr lang, ausgewogen und rund. Die gleichen Aromen wie im Geschmack. Gegen Ende bleibt trockener Sherry und Torf auf der Zunge zurück.
94 Punkte (Nase: 94 / Geschmack: 95 / Finish: 94)
Preis: ca. 2500 Euro


Fazit: Eine klasse Tasting, wobei wir vor Beginn auf einen anderen „Sieger“ getippt hätten. Diese drei „Legenden“ einmal gegeneinander probieren zu dürfen – mehr als nur ein Vergnügen!

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1 Kommentar

  1. Ich glaube ja in den ersten Uigeadails die Komplexität der alten Fässer zu erkennen, und ich finde sie einfach umwerfend. Solche Einzelfässer in Reinkultur zu probieren, muß schon ein Erlebnis sein. Leider haben die üblichen Preise für solch eine Flasche dies für mich bisher verhindert. Schön, daß man hier wenigstens nachlesen kann, was man vielleicht niemals selbst probieren wird;-)

    Gruß Marcus

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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