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Lo Sparviere: Franciacorta der höchsten Kategorie

Wer über den Brenner nach Süden fährt und bei Verona rechts in Richtung Mailand abbiegt, passiert nach etwa 45 Minuten die Franciacorta. Reben wird er aus dem Auto heraus kaum sehen. Die Autostrada ist gesäumt von Fabrikgebäuden, Logistikhallen, Lärmschutzwänden oder Reklametafeln. Dass dahinter eine der schönsten Weinlandschaften Italiens liegt, ahnt er nicht: die Franciacorta, ein hügeliges Anbaugebiet mit Feldern, Wiesen, kleinen Feldgehölzen, dazwischen eingestreut bukolische Dörfer mit alten Palazzi, Klöstern, Natursteinhäusern, im Hintergrund der Iseo-See und dahinter die schneebedeckten Gipfel der Rätischen Alpen – eine Landschaft von magischer Schönheit.

Am Fuße der Alpen gelegen

Ganz hinten, am Fuße der Alpen im Dörfchen Monticelli Brusati, liegt das Weingut Lo Sparviere: einst die Sommerresidenz einer wohlhabenden Familie aus der nahen Stadt Brescia, seit 50 Jahren ein Weingut. Zudem Anwesen gehören 150 Hektar Wald, Wiesen, Felder und 30 Hektar Weinberge. Sie sind mit Chardonnay und Pinot Nero bestockt, den beiden wichtigsten Sorten in der Franciacorta. Aus ihnen werden die Schaumweine des Gebiets gewonnen. Sie heißen – wie die Landschaft – Franciacorta. Es sind nach Expertenmeinung die besten flaschenvergorenen Weine Italiens. Und was aus den Kellern von Lo Sparviere kommt, gehört zu den edelsten Exemplaren der Franciacorta.

Iseo-See

Schaumweine von höchstem Niveau

Lo Sparviere gehört Monique Poncelet aus der italienischen Industriellenfamilie Gussalla-Beretta. Sie hatte das Anwesen – Sommersitz einer wohlhabenden Bürgerfamilie aus dem nahen Brescia – 1974 erworben und in ein Weingut umgewandelt. Es wurden Edelstahltanks angeschafft, in denen der Wein vergoren wird, ein unterirdischer Keller angelegt, in dem er jahrelang reifen kann. Vor allem aber wurden Weinberge angelegt. Lo Sparviere verarbeitet bis heute nur eigenes Lesegut. Poncelet: „Unser Bestreben war es von Anfang an, einen Franciacorta auf höchstem Niveau zu erzeugen, der auf Augenhöhe mit den besten flaschenvergorenen Schaumweinen der Welt ist und gleichzeitig ein eigenständiges Profil hat.“ 

„Präzision, Purheit, Stil“

Das Ziel ist bei allen sechs Schaumweinen erreicht, die Lo Sparviere produziert. Dem 2015er Brut Millesimato verlieh die englische Weinfachzeitschrift Decanter 93 Punkte – ein für Schaumweine sehr hohe Bewertung. Der Kommentar: „Ein Premium Franciacorta, der seine Cremigkeit einem 48-monatigen Hefekontakt verdankt…“ Der 2014er Extra Brut Millesimato erhielt bei den World Wine Awards sogar 95 Punkte. Daniele Cernilli, der italienische Weinpapst, lobte „die Präzision, die Purheit und den Stil“ des Weins und verglich ihn mit dem „Meistersück eines Maßschneiders“. Der Gambero Rosso, der maßgebliche italienische Weinguide, verlieh beiden Franciacorta die legendären 3 Gläser. Die deutsche Weinzeitschrift VINUM attestierte Lo Sparviere ganz allgemein „höchstes Prestige“ und belohnte den Wein mit 17,5 Punkten.  

Mindestens 30 Monate auf der Hefe

Der Aufwand, der bei Lo Sparviere getrieben wird, zeigt sich schon bei der Vinifikation. Die Trauben werden grundsätzlich von Hand gelesen und in Kistchen von maximal 10 Kilogramm zum Keller gebracht. Sie sollen während des Transports nicht aufplatzen. Im Keller werden die Trauben nicht gleich abgepresst, sondern lagern erst einmal 24 bis 36 Stunden in einer Kühlkammer bei 4° Celsius. So wird das natürliche Aroma besser erhalten.  Erst danach kommen sie auf die Kelter. Vergoren wird nur der erste ablaufende Saft – also nur die ersten 60 Prozent der Saftausbeute. Dieser mosto fiore ist der hochwertigste Teil des Mostes. Die ersten Monate verbringt der Wein im Edelstahltank. Erst im Mai des auf die Lese folgenden Jahres wird er in Flaschen gefüllt und durch Zugabe von Zucker und Hefe ein zweites Mal vergoren – das klassische Verfahren der Flaschengärung, das der Schaumbildung dient. Die Flaschen sind nur mit einem Kronkork verschlossen, so dass das bei der Gärung entstehende Kohlendioxyd nicht entweichen kann. Es bleibt im Wein gelöst. Mindestens 30 Monate lang lagert der Wein so auf der Hefe. Dann erst wird er degorgiert und endverkorkt.

Auf dem Kamin im großen Salon prangt das Symbol: ein Sperber

Monique Poncelet wacht aber nicht nur über die Weinproduktion. Sie möchte die abwechslungsreiche Landschaft um das Weingut erhalten und die lokale Kultur mit ihren zahlreichen Traditionen stärken. Und dem historischen Erbe von Lo Sparviere begegnet sie mit allerhöchstem Respekt. So hat sie die herrschaftliche Villa, deren Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen, umfassend renovieren und restaurieren lassen. Die Malereien an den Holzdecken im großen Salon wurden freigelegt und penibel nachgearbeitet, der alte Kamin detailgetreu restauriert. Auf dem Abzug prangt übrigens jenes Symbol, das dem Weingut den Namen gegeben hat: ein Sperber – lateinisch Lo Sparviere.   

Wer in der Franciacorta unterwegs ist, kann das Weingut auf Voranmeldung besuchen und die Weine probieren. Aber man muss nicht unbedingt in die Franciacorta reisen, um ein Kistchen zu erstehen. Die Weine werden in viele Länder der Welt exportiert – drei der wichtigsten sind auch in Deutschland erhältlich.

Die Weine

Franciacorta Brut Cuvée No.7

Der charmanteste und frischeste Franciacorta des Weinguts: reinsortig Chardonnay, gewachsen in sieben verschiedenen Parzellen mit teils sehr alten Reben. Blütenduft und Akazienhonig im Bouquet, später gelber Pfirsich und ein vanillig-buttriges Finale. 30 Monate auf der Hefe und 8 Gramm Dosage: der beste Einstiegswein in die Welt von Lo Sparviere.

Preis: 22,70 Euro

Bezug: www.weinwerk.de

Franciacorta Brut Millesimato 2015

Auch dieser Jahrgangs-Schaumwein ist ein Blanc de Blancs, also nur aus Chardonnay-Trauben gewonnen. Allerdings kommen diese komplett von alten Stöcken, die auf verwittertem Kalkschiefer und rötlicher Tonerde wachsen. Der Wein hat 48 Monate auf der Hefe gelegen und 7 Gramm Dosage, die ihn rund und harmonisch macht. Trotz der langen Hefelagerung ist er unheimlich frisch, wartet mit Noten von Pasticceria, Geleefrucht und Honigbienenwachs auf. Er eignet sich nicht nur als Aperitiv, sondern ist auch als Speisebegleiter perfekt.

Preis: 25,50 Euro

Bezug: www.weinwerk.de

Franciacorta Extra Brut Millesimato 2014

Der Spitzen-Franciacorta von Lo Sparviere, gewonnen aus zwei historischen Chardonnay-Parzellen mit uraltem Rebbestand und ganz niedrigen Erträgen. Nach 60 Monaten auf der Hefe brilliert er mit goldgelber Farbe und einem verführerischen Bouquet von Ananas, getrockneten Aprikosen und Walnuss-Macaron. 30 Prozent des Grundweins wurde in Barriques ausgebaut und hat dort einen biologischen Säureabbau durchgemcht. Ein nobler Franciacorta, der auf kräftige, aromenintensive Speisen begleiten kann.

Preis: 48,50 Euro

www.weinwerk.de

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