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Kingsbury’s 74er Ardbeg vs. 78er Lagavulin

Kingsbury – den Kennern der Szene ist die hohe Qualität der exklusiven alten Abfüllungen des unabhängigen Bottlers sehr wohl bekannt.  Früher in London, New Kings Road, ansässig, importierten die Japaner meist Abfüllungen von Cadenhead und Douglas Laing unter eigenem Namen.

Heute zwei ultra-rare Islay-Kingsbury’s im direkten Vergleich: ein gänzlich unbekannter 14yo Lagavulin von 1978, Ex-Bourbon-Fass 132 mit mächtigen 64,7% und ein 18yo Ardbeg von 1974, Ex-Sherry Butt 3345 mit 58,3%.


Tasing Notes


Ardbeg 18y 74-92 Kingsbury Ex-Sherry Butt #3345 - 58,3%Ardbeg 18y 74-92 Kingsbury Ex-Sherry Butt #3345 – 58,3%
93

Farbe: Gold
Nase: Zu Beginn unterlegte Fruchtaromen von Zitronen und Orangen mit viel trockenem Rauch, staubigem Leder, Vanille und dumpfen Torfaromen, aber auch frische maritime Aspekte mit salzigen Sardellen, Grapefruit und Ananassaft.
Geschmack: Mächtig, salzig, würzig und herb! Sehr maritim mit süßem, pfeffrigem Torf, salzigen Sardellen, viel Honig, Ananas, Limone, Vanille und trockenen Ledernoten.
Finish: Lang – torfig, würzig, holzig-frisch und jetzt nur noch mit zarter Süße. Diese Aromen-Kombination liegt lange auf der Zunge, bevor der torfige Rauch dann wieder dominanter wird.
Bemerkung: Insgesamt ein toller 74er, wenngleich auch nicht der Beste seines Jahrgangs!
93 Punkte (Nase: 94 / Geschmack: 93 / Finish: 93)


Lagavulin 14y 78-92 Kingsbury Ex-Bourbon Cask 132 – 64,7%
94

Farbe: Helles Gold
Nase: Salzige Zitronenaromen – messerscharf! Dazu der Saft von frischen Limonen, einige Spritzer Orangenextrakt und Vanille. Dem ersten Anschein nach recht verschlossen, wenig rauchig und nur schwach getorft. Warme Aromen von Leder, Schokolade mit einer floralen Tendenz (nun angenehm weich – niemals 65%!). Der torfige Rauch entfaltet sich mehr und mehr und geht mit trockenen Noten von Kohle und Asche. Aromen von cremigem Kakao und schwarzem Pfeffer wirbeln die Nase jetzt richtig auf.
Geschmack: Druckvolle 65%-Power, unvergleichlich fett und cremig! Salzige Zitrone und tatsächlich wieder Schokolade (und das aus einem Bourbon-Fass). Aufbauend und fordernd… Cayennepfeffer, Meersalzkörner, Kakao, Leder, Vanille … alles mit extrem voller Würze. Wow!
Finish: Unendlich lang und noch genauso prall wie im Geschmack. Trocken-fruchtig, rauchig-torfig und Unmengen von Bitterschokolade und Kakao. Eine Kombination, die durch filigrane, wachsartige Honignoten ihre Vollendung findet. Durchweg ungesüßt, staubig-trocken. Fantastisch!!!
Bemerkung: DAS war ein BOURBON CASK!  Etwas verschlossene Nase, ein genialer Geschmack und ein Finish par excellence…
94 Punkte (Nase: 92 / Geschmack: 95 / Finish: 96)


Fazit: Das sind so die Momente, die uns ein Lächeln ins Gesicht zurückbringen: alte, extrem seltene bis gänzlich unbekannte Malts auf höchstem Niveau. Der Lagavulin lässt den Ardbeg hier ganz schön alt aussehen. Mit einer der besten Malts, die wir je aus diesem Hause im Glas hatten und ganz bestimmt der geschmacklich Ungewöhnlichste. Warm regards to our friend KC from Taiwan…thank you so much!


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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