Während die Frühburgunder der Ahr zu einem wichtigen Alleinstellungsmerkmal und einer faszinierenden Facette der Pinot-Familie werden, hat der Spätburgunder längst seinen Platz in Deutschland gefunden, inzwischen auch über Deutschland hinaus. Und die Großen Gewächse (GG) 2013 sind dazu angetan, diese Stellung zu festigen.
Die Vielfalt der Stile von Adeneuer über Kreuzberg bis Stodden ist atemberaubend. Die Terroir-Unterschiede zwischen Sonnenberg, Kräuterberg, Herrenberg oder Pfarrwingert sind an ihren Weinen deutlich ablesbar.
Extreme Anstrengungen nötig
Herbstliches WeinlaubTrotz aller Unterschiede im Einzelnen – selten hatten die GG von der Ahr ein so hohes Niveau. Und das, obwohl 2013 ein extrem schwieriges Jahr war. Ein kühler Auftakt mit viel Regen und Spätfrösten, was die Vegetation verzögerte. Warme Tage dagegen erst im Juli, August und bis Anfang September. Der Vegetationsrückstand konnte in dieser Zeit voll aufgeholt werden.
Dann ein wechselhafter Herbst mit viel Wärme, aber auch mit viel Feuchtigkeit, was vielerorts zur Fäulnisbildung führte. Gute Weine konnte unter diesen Bedingungen nur einbringen, wer seine Trauben skrupulös verlas, teilweise mit der Schere.
Erfreuliches Endergebnis
Durchschnittlich lag der Mengenverlust an der Ahr bei 25 Prozent. Was dann im Körbchen lag, war allerdings von guter bis sehr guter Qualität, in der Spitze sogar großartig. Was besonders erfreulich ist: Das Vertrauen in die eigenen Weinberge, die eigenen Reben ist bei der zweiten Generation von Winzern, die heute am Ruder ist, so hoch, dass die Krücke Eiche keine dominierende Rolle mehr spielt. Natürlich werden die meisten GG in kleinen Holzfässern ausgebaut, aber viel vorsichtiger als früher und ohne die Neuholz-Exzesse von einst.
Die Weine
GG Frühburgunder 2014
Ort | Lage | Weingut | Beschreibung | Punkte |
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Neuenahr | Sonnenberg | J. J. Adeneuer | Wunderbar transparent, etwas rauchig mit dem frischen Aroma von Waldhimbeerblättern. Saftig und duftend, voller Charme und sehr verführerisch. Die Beerenfrucht am Gaumen ist an der Grenze zu Konfekt, so viel gibt es davon, aber die Säure rettet. Preiselbeer und reife Himbeeren stehen im Vordergrund, gefolgt von Holunderbeeren und Rauchfleisch zum Abgang. | 94 |
Rech | Herrenberg | Jean Stodden | Sehr rauchige Eiche, der Duft von Holzfeuer an einem Wintertag – die Eiche ist immer noch ausdrucksstark. Der Gaumen ist üppig, die Säure bietet jedoch den Mittelpunkt um welche die roten Früchte tanzen: Preiselbeere und Kirsche. Total charmant und jetzt schon zu genießen. | 94 |
Dernau | Hardtberg | Kreuzberg | Nase ist noch verschlossen. Noten von Rauch, Fleisch und Torf treten vor. Am Gaumen ist der Eindruck von roten Johannisbeeren und Himbeeren geprägt – mit Tanninrückgrat und erdigem Hintergrund. Ein eher maskuliner Eindruck mit wundervoller Struktur. | 93 |
GG Spätburgunder 2013
Ort | Lage | Weingut | Beschreibung | Punkte |
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Neuenahr | Sonnenberg | Kreuzberg | Zu Anfang verschlossen, aber sanfte Noten von reifen, roten Kirschen stehlen sich durch. Am Gaumen ist die Frucht herb und reintönig: Preiselbeer, Himbeere und wiederum Kirsche – etwas herber aber gewiss keine Sauerkirsche. Der Wein ist schlank und gelenkig, biegsam und elegant, nahezu spielerisch. Wunderbar, charmant und zum Glück nicht überarbeitet oder überreif, sondern ungezwungen. Ein ganz ehrlicher Wein. | 94-95 |
Neuenahr | Sonnenberg | Meyer-Näkel | Auch wenn der Wein eher verschlossen wirkt, so ist bezaubernde Frucht dennoch dezent angedeutet. Schlank und steinig, weder überarbeitet noch überreif. Sehr hübsch und voller Schieferduft, so biegsam und schlank und voller Frucht, die auf alle Sinne gleichzeitig wirkt. Der Abgang ist rauchig und nahezu mystisch. Sauber und geradlinig. | 94-95 |
Walporzheim | Kräuterberg | Meyer-Näkel | Dunkle, rauchig-rote, aber sehr schöne Farbe. Auf der Nase herbe Frucht, die an Waldhimbeeren und deren aromatische Blätter, Unterholz und unheimlich aromatische Frucht erinnert. Der Duft steigt einem zu Kopfe, die Reinheit der Frucht, hie und da mit Eiche gezeichnet, ist umwerfend. Sehr aromatischer Ausdruck. Schlank und biegsam, nur der Abgang ist etwas heiß. | 94 |
Rech | Herrenberg | Jean Stodden | Verschlossene, steinige Nase, herbe rote Frucht. Immens elegante Frucht scheint durch den edlen Duft feiner französischer Eiche – Frucht und Holz mögen jetzt noch nicht ganz im Einklang sein, aber das wird sich noch geben. Alkoholische Hitze trifft den Gaumen am Schluss – aber Aromen und Textur sind geschliffen. | 94 |
Neuenahr | Sonnenberg | Jean Stodden | Die Nase will nicht so richtig (das mag aber an dieser Flasche liegen). Am Gaumen jedoch ist alles üppig, abgerundet, nahezu luxuriös, beinahe etwas zu üppig für Spätburgunder – es fließen sogar aromatische Noten vom Amarenakirschen mit. Zum Schluss wieder ein wenig alkoholische Hitze. | 93 |
Neuenahr | Kirchtürmchen | Deutzerhof – Cossmann-Hehle | Die Nase ist verschlossen, aber am schlanken, nahezu mageren Hintergrund tummelt sich betörende, schlanke, reine und unverdorbene Frucht. Ihre Reintönigkeit ist wundervoll: Waldbeeren mit einem fleischigen Ton am Abgang. | 92-93 |
Dernau | Pfarrwingert | Meyer-Näkel | An der Nase eine verführerische Melange aus Kräutern, französischer Eiche und üppiger Kirsche. Der Gaumen ist leichter als die Nase verspricht, aber auf eine sehr elegante Art. Spürbarer Alkohol lenkt etwas vom Geschehen ab, Reinheit und Fruchtausdruck machen das aber wieder wett. | 92 |
Ahrweiler | Rosenthal | J. J. Adeneuer | Duftende, bewegende rote Frucht: Preiselbeere, eingemachte Erdbeeren und rote Kirschen. Am Gaumen tritt die Kirsche richtig hervor. Wie immer ist Rosenthal schon früh zugänglich und ein unverbesserlicher Charmeur. Alkoholische Hitze ist etwas zu spüren aber bei so viel Parfum, Elan und Charme vergibt man das leicht. | 91 |
Ahrweiler | Silberberg | Kreuzberg | Sehr würzige Nase, die Frucht am Gaumen ist nahezu herb, aber zum Glück unverdorben von zu viel Extrakt. Da ist etwas angenehm Rustikales und eine sehr charmante Frucht. Der Abgang ist resonant und ausgewogen. | 91 |
Neuenahr | Schieferlay | Kreuzberg | Noch verschlossen, aber sehr schöne Frucht im Kern. Etwas Struktur fehlt, und alkoholische Hitze ist spürbar, die Frucht, wenn auch reif, ist etwas undefiniert. | 90 |
Ahrweiler | Rosenthal | Jean Stodden | Rauchige Eiche dominiert bis jetzt noch die Nase, zusammen mit warmem Alkohol übertönt sie die Frucht. Es gibt aber willkommene Pfefferwürze. | 90 |
Walporzheim | Gärkammer | J. J. Adeneuer | Sehr zurückhaltend mit einem Hauch roter Johannisbeeren – dennoch ist irgendwas hier nicht am Platze – die Frucht verschwimmt etwas und wird fleischig – aber die Länge ist da. Vielleicht fehlt es nur an Zeit. | 90 |
Mayschoss | Mönchberg | Deutzerhof – Cossmann-Hehle | Herbe rote Früchte mit einer Spur würziger, erdiger Sojasauce. Vielleicht nicht ganz auf GG-Niveau. | 89 |
Altenahr | Eck | Deutzerhof – Cossmann-Hehle | TCA – Kork | n/a |