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Große Gewächse 2017: Pfalz so gut wie 2008 – oder besser

Sabine Mosbacher ist keine Frau, die zum Übertreiben neigt. Aber wenn es um die Großen Gewächse (GG) des Jahrgangs 2017 geht, die jetzt im Verkauf sind, beginnen ihre Augen zu glänzen: „Sehr, sehr gute Weine, nicht zu üppig und mit schöner Säure, die in ein paar Jahren größtes Trinkvergnügen bereiten werden.“ Teilweise auch jetzt schon. Weil die Hauptlese in 2017 rund vier Wochen früher begann als normal, nämlich schon um den 8. September herum, hatten die Weine schon einen Monat länger gereift, als sie auf die Flasche kamen. Das wirkt sich heute positiv auf die Trinkreife aus.

Sabine Mosbacher
Sabine Mosbacher

Über das einfachste GG aus dem Weingut Georg Mosbacher, dem „Kieselberg“ in Deidesheim, heißt es auf meinem Probenzettel. „Nervös und frech, aber trinkbereit.“ Riesling-Liebhaber, die es gravitätischer mögen, warten noch etwas zu und entscheiden sich dann für die GG aus den Forster Lagen: das geschmeidige „Ungeheuer“, den saftig-mineralischen „Jesuitengarten“ und – als Spitze – den „Pechstein“, den mitreißensten, komplettesten Riesling mit dem größten Spannungsbogen. Das einzige Mosbacher-GG, das mir weniger gut gefallen hat, ist das Freundstück: zu rund, zu gefällig.

Rebholz: „So gut wie 2008“

Die 2017er GG hatte ich bereits Ende August 2018 auf der so genannten „Vorpremiere“ in Wiesbaden verkosten können, auf der sie erstmals offiziell vorgestellt worden waren. Mein Urteil war schon damals positiv, obgleich die Weine frisch gefüllt waren und die Kommentare der anwesenden Händler und Journalisten noch etwas verhalten klangen. Bestätigt in meinem Urteil hat mich die Nachprobe bei VDP On Tour vor ein paar Tagen, als der Winzertreck in München Station machte (nach Hamburg und Köln vorher), um die Weine einem breiten Publikum vorzustellen.

Die Weine besitzen unstrittig Substanz, ohne ins Üppige zu gehen (wie teilweise 2016). Sie sind gut balanciert mit teilweise hoher Säure, die fast ausschließlich aus Weinsäure besteht und daher weich und saftig ist. „Ein ganz großer Jahrgang“, ist Hansjörg Rebholz überzeugt. „Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich glaube, dass 2017 mindestens genauso gut und langlebig sein wird wie 2008, für mich der bislang beste Jahrgang in diesem Jahrhundert.“

Das Gros der GG liegt zwischen 92 und 94 Punkten

Wollte man die 2017er Weine mit Punkten bewerten, lägen die guten, gelungenen Exemplare zwischen 92 und 94 Punkten, die raren Spitzen auch bei 96 Punkten, der eine oder andere vielleicht sogar darüber. Das ist Weltklasse. Anmaßend? Wer sich klar macht, dass es sich bei den GG um die Königsklasse des deutschen Weins handelt, wird die Frage verneinen. Denn die Weine sind rar, mit erheblichem Aufwand erzeugt und nicht beliebig vermehrbar. Billig können solche Hochgewächse nicht sein. Das Gros liegt preislich zwischen 30 und 45 Euro mit einer klaren Tendenz nach oben. Spitzenweine wie die GG vom „Kirchenstück“ in Forst haben schon die 70 Euro-Schwelle überschritten. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Viele Riesling-Liebhaber werden ob dieser Preise den Kopf schütteln. Doch das Gute ist, dass es unterhalb der Königsklasse exzellente Weine für unter 20 Euro, teilweise auch für unter zehn Euro gibt, die nicht nur alltagstauglich sind, sondern den GG manchmal nahe kommen.

Philipp Kuhn, Knipser, Pfeffingen

Fangen wir im Norden an, in der Mittelhardt. Philipp Kuhn, der immer noch als „Aufsteiger“ tituliert wird, obwohl er seit 1992 im Weingut ist und spätestens seit 2005 zur A-Garnitur der Pfalz gehört, hat in 2017 fünf GG vom Riesling gefüllt. Drei habe ich verkosten können. Das vermeintlich einfachste ist der „Schwarze Herrgott“ aus Zell, ein feinfühlig-routiniert gemachter Kalkstein-Riesling, verhalten fruchtig mit ausgeprägt salziger Komponente und riesigem Spannungsbogen. Dramatisch. Der „Kirschgarten“ und der „Saumagen“ sind voluminöser: erster mit viel tropischer Frucht, letzterer mineralisch-rauchig.

Philipp Kuhn
Philipp Kuhn

Kuhns Laumersheimer Nachbar Knipser  wartet in 2017 mit einem fantastischem GG vom „Steinbuckel“ auf, das mich begeisterte, wenngleich ich nicht sicher bin, ob es allen gut gefällt: zu phenolisch, zu graphitisch, zu viele medizinale Noten, folglich wenig Charme. Ein abgefahrener Wein, um es im Gangsta-Sprech der Generation Riesling zu sagen. Knipsers zweites GG vom „Mandelgarten“ ist jedenfalls wesentlich liebenswürdiger, schmelziger, zarter.

Pfeffingen in Ungstein hat zwei Riesling GG im Angebot, die beide sehr gut, aber nicht unbedingt Mainstream sind: der flintsteinige, erdig-würzige „Weilberg“ und der klotzige „Herrenberg“ mit hoher Säure und reifer Frucht – ein Wein für Anspruchsvolle und Geduldige.

Rings, Karl Schäfer, Ritter

Ein Kraftpaket wie aus der Muckibude ist das „Saumagen“-GG von Steffen und Andreas Rings. Bei RTL hätte es vielleicht Chancen Bachelor zu werden, mit seiner schroffen Säure und der herben Frucht aber wieder auch nicht. Mir persönlich hat Rings „Weilberg“ etwas besser gefallen, weil er weniger urwüchsig, dafür etwas geschliffener ist. Übrigens: Die Rings sind wirklich „Aufsteiger“. Atemberaubend, was die Brüder in den letzten Jahren geschaffen haben, nicht nur bei den Topweinen.

Aus dem Bad Dürkheimer Weingut Karl Schäfer kommen diesmal zwei sehr unterschiedliche GG. Der „Weilberg“ holt weit aus, ist reich dotiert mit tropischer Frucht auf der einen und Kräuterwürze auf der anderen Seite, besitzt eine kräftige, aber nicht schmerzhaft hohe Säure, ist majestätisch und quicklebendig zugleich. Ein high potential, dessen Stunde noch lange nicht schlagen wird. Der „Michelsberg“ enttäuscht mich dagegen: ein altmodischer Wein, leicht restsüß bei sehr moderater Säure und reifer, fast überreifer Frucht. Was sich Job von Nell und sein Kellermeister dabei gedacht haben, erschließt sich mir nicht.

Wer Weine von Typ Everybody’s Darling sucht, wird bei Fitz-Ritter in Bad Dürkheim fündig. Sowohl das GG vom „Herrenberg“ als auch das vom Michelsberg sind schön rund, richtig lecker, ziemlich unanstrengend. Man könnte auch sagen: etwas seicht.

Bürklin-Wolf kommt jetzt erst mit den 2016er raus

Die Musik spielt, was den Wein angeht, natürlich in Forst, diesem niedlich-harmlosen Straßendörfchen, von dem die Worscht- und Dampfnudeltouristen nicht ahnen, dass es eine Art Puligny-Montrachet des Rieslings ist. Die großen Lagen der Mittelhaardt liegen sämtlich auf Forster Gemeindegebiet. Das „Ungeheuer“ zum Beispiel, ein legendärer Weinberg, aus einem Gemisch von Basalt, Kalkmergel, Buntsandstein bestehend, hat in 2017 charmante, leichtfüssige Rieslinge hervorgebracht, und zwar durch die Bank. Das gilt für Bassermann-Jordan ebenso wie für Reichsrat von Buhl, Georg Siben, Acham-Magin und – wie oben schon erwähnt – für Georg Mosbacher. Die „Ungeheuer“-Weine sind der Einstieg in die Welt der GG, nicht übermäßig komplex, aber ausdrucksvoll und schon antrinkbar. Das Niveau von 2016 erreichen sie meiner Meinung nach allerdings nicht. Das zeigt Bürklin-Wolf, das seine GG immer ein Jahr später herausbringt und jetzt mit seinem 2016er „Ungeheuer“ aufwartet: irre komplex, schier unendliches Aromenspektrum, entschieden trocken – ein spektakulärer Wein. Die anderen 2016er, die Bettina Bürklin im Keller hat, sind ebenfalls großartig, aber in der gleichen Liga wie die 2017er der Kollegen: der kraftvolle „Pechstein“ mit seiner donnernden Säure und der rauchigen Mineralik sowie der jetzt noch sperrige, fast abweisende, aber ungemein zukunftsträchtige „Reiterpfad in der Hohl“.

Bassermann-Jordan und die lockere Hand

Zurück zu den 2017ern. Bei Bassermann-Jordan ist der „Pechstein“ diesmal nicht der überragende Wein der 2017er Kollektion. Beim „Jesuitengarten“ knistert es wesentlich mehr. Das heißt nicht, dass man den „Pechstein“ vergessen könnte. Vielleicht kommt in fünf oder zehn Jahren die ganze Exotik und die geballte Mineralität, die ihn auszeichnet, besser zum Ausdruck. Derzeit überlagern die jugendlich-fruchtigen Aromen den Wein, die niemand so gut herausarbeiten kann wie Kellermeister Ulrich Mell, was dazu führt, dass die GG von Bassermann-Jordan in den ersten Jahren immer heiter und harmonisch, fast vordergründig wirken, so als seien sie mit lockerer Hand gemacht (das gilt auch für die Deidesheimer GG von „Kalkofen“ und „Langenmorgen“). Ein GG ist aber kein Gute-Laune-Wein. Den kriegt man für weniger Geld. Wer ein GG kauft, will ein Erlebnis haben.

Eine Ausnahme macht, was die lockere Hand angeht, das „Kirchenstück“ von Bassermann-Jordan, der rarste (nur ca. 1500 Flaschen) und teuerste trockene Wein des Hauses (ca. 75 Euro). Er thront wie ein Fixstern über dem Sortiment des ehemaligen Geheimen Rates: ein Wein im Spannungsfeld reifer Maracuja- und packender Limetten-Noten, dazu subtile jodige Aromen und ein Hauch schmauchiges Schießpulver. Einmal im Leben sollte man ihn getrunken haben – in reifem Zustand natürlich, nicht in embryonalem Zustand. Das heißt: jetzt kaufen, später öffnen.

Reichsrat von Buhl das Gegenstück von Bassermann

Von Reichsrat von Buhl sind aus 2017 nur das „Ungeheuer“ und der „Kieselberg“ (aus Deidesheim) sowie das „Reiterpfad-Hofstück“ (aus Ruppertsberg) freigegeben: alle drei streng, schnörkellos, von einer packenden Säure durchzogen (alle über 8 gr/l), mehr Limetten als Maracuja-Aromen, knochentrocken – das Gegenstück zu Bassermann-Jordan. Trotzdem sind sie nicht, wie so oft in der Vergangenheit, völlig unnahbar in diesem jungen Stadium. Für mich herausstechend ist der „Reiterpfad“ mit dem Aroma von reifer Grapefruit und Litschi. Aus 2016 waren zur Probe angestellt die Toplagen „Freundstück“, „Jesuitengarten“ und „Kirchenstück“. Beim kompromisslos trockenen „Freundstück“ kommt jetzt der süße Schmelz zum Tragen, der andeutet, welche Aromenkomplexität in dem Wein steckt. Auch der „Jesuitengarten“ ist innerhalb eines Jahres zu einem schmelzig-weichen Wein mutiert, der seine Unnahbarkeit verloren hat. Über das „Kirchenstück“ steht in meinem Notizblock: „Vielleicht sowas wie der Montrachet des Rieslings…“

Etikett Kirchenstück

Reichlich schwärmerisch, zugegeben. Aber bei so einem Wein darf man mal unsachlich werden. Von Winning, das dritte der Niederberger-Güter an der Mittelhaardt, hatte diesmal keine GG nach Wiesbaden geschickt. Die 2017er GG werden erst ab Mai dieses Jahres freigegeben.

Siben, Bergdolt, Acham-Magin, Müller-Catoir

Georg Siben Erben (hat im letzten Jahr das Restaurant „Sibens Gutsküche“ in Deidesheim aufgemacht) hat mit dem „Grainhübel“ und – mehr noch – mit dem „Ungeheuer“ zwei beachtliche GG im Keller, die den Vorteil haben, vergleichsweise preiswert und nicht sofort ausverkauft zu sein. Ähnliches gilt für Rainer und Carolin Bergdolt vom völlig unterschätzten Klostergut St. Lamprecht in Duttweiler, das eigentlich für seine famosen Weißburgunder berühmt ist. Ihr Riesling-GG vom „Reiterpfad-Achtmorgen“ ist zwar von den Spitzengewächsen noch ein kleines Stück entfernt, aber sehr achtbar.

Barbara Acham
Barbara Acham

Den allergrößten Respekt aber habe ich (zum wiederholten Mal) vor der Kollektion von Acham-Magin. Das Weingut ist nicht nur in den besten Lagen von Forst begütert, Barbara Acham und Vincent Troesch haben auch den Ehrgeiz, ebensolche Weine aus ihnen zu erzeugen. Ihre vier GG stehen den Weinen der illustren Nachbarn kaum nach. Das „Kirchenstück“ schießt auch hier den Vogel ab. Trotz seiner Aromentiefe und inneren Fülle ruht der Wein in sich. Der „Pechstein“ ist nervöser. Mit seiner hellen Mineralik, der ausgeprägten Gelbfruchtigkeit und den chlorophyllig-grünen Aromen im Hintergrund gehört er zu den herausragenden Weinen aus dieser Lage. Noch dramatischer ist der „Jesuitengarten“, während das „Ungeheuer“ mit hoher Komplexität und meisterhafter Balance beeindruckt.

Völlig kalt gelassen hat mich dagegen Müller-Catoirs GG vom „Bürgergarten ‚Im Breumel’“, das Stuart Pigott auf dem Portal von James Suckling großzügig mit 96 Punkten bedacht hat. Konventionell in der Stilistik und verdächtig süß – dieser Wein war für mich der schwächste der ganzen Verkostung.

Christmann ist großes Theater

Bleibt Steffen Christmann, der 2017 eine bärenstarke Kollektion vorgelegt hat. Ich würde das (erst vor drei Jahren wieder ins Kataster eingetragene) GG „Meersprinne im Mandelgarten“ fast so hoch taxieren wie das vom „Idig“, der Monopollage des Weinguts: ganz dicht gewoben, reife Beere mit viel Physalis und einem Hauch Walnuss, Tendenz zum Barocken. Der „Idig“ dagegen zurückhaltend im Duft mit zarter Mineralik, kaum Frucht, sehr präzise und extrem fein. Auch das GG vom „Reiterpfad- Hofstück“ besitzt einen großem Atem, während der „Langenmorgen“ mit seiner speckig-eleganten Art  und der geschliffenen Säure überzeugt. Was Christmann aus seinen Großen Lagen rausholt, ist nicht großes Kino, sondern großes Theater.

Messmer, Minges, Münzberg, Siegrist

Ab in die Südpfalz, die immer ein wenig im Schatten der Mittelhaardt steht. Die Burgundersorten spielen bei den Südpfälzer Winzern eine entschieden grössere Rolle als bei ihren Kollegen weiter nördlich. Insbesondere der Weißburgunder erreicht Qualitäten, wie sie in der Mittelhaardt selten bis nie erreicht werden. An dieser Stelle soll es jedoch ausschließlich um Riesling gehen. Etwa um Gregor und Martin Messmers GG vom „Schäwer“ in Burrweiler. Ein Grauschiefer-Riesling: herzhaft, kernig, rustikale Eleganz. Den Schliff eines „Ungeheuers“ oder die Mineralik eines „Pechsteins“ hat er nicht. So what: alles andere als ein langweiliger Wein.

Grauschiefer in Burrweiler Schäwer
Grauschiefer in Burrweiler Schäwer

Aus der gleichen Lage präsentieren Theo Minges und seine Tochter Regine einen urwüchsigen, muskulösen Riesling mit bester Substanz und großem Reifepotenzial: saftig, straff, voller Temperament. Ihr zweites GG aus der Lage „Hölle – Unterer Faulenberg“ ist wild, ungezähmt, noch wenig zusammengewachsen, aber äußerst vielschichtig und komplex. Wer Minges’ Rieslinge kennt weiß, dass sie mehr Zeit als andere Weine brauchen, nach fünf Jahren aber Begeisterungsstürme auslösen können wie ein Siegtor in der Nachspielzeit.

Etwas rustikaler ausgefallen ist Gunter Kesslers GG vom „Münzberg – Schlangenpfiff“ – gut fundiert, vom Keuperboden mit schöner Mineralik gesegnet, aber mit etwas rauher Säure. Auch Thomas Siegrists „Sonnenberg“ ist kein Wein von der Präzision eines Schweizer Chronometers. Aber wer will ständig Perfektion? Quietschiger grüner Apfel trifft in diesem GG auf hochreife Quitte. Die Säure kratzt. Aber der Wein hat eine Botschaft. Gemein ist diesen vier Südpfälzer Weingütern übrigens, dass die Preise für ihre GG sehr bodenständig sind – und damit äußerst trinkanimierend.

Kranz jedes Jahr ein bisschen besser

Boris Kranz aus Ilbesheim hat sich mit seinem GG von der „Kalmit“ in den letzten Jahren schon einen Namen gemacht (vielleicht beim Weißburgunder noch mehr als beim Riesling). Nicht nur ich, sondern auch andere haben den Eindruck, dass der Winzer jedes Jahr ein bisschen zulegt – 2017 abermals. Sein „Kalmit“-Riesling bündelt die Mineralik des Landschneckenkalks, der den Untergrund bildet, wie ein Strahl, so dass ein kraftvoller, extrem gradliniger Wein entstanden ist, der neben Zitrusfrucht Anklänge an salzige Austernschalen und grüne Algen aufweist und zu großen Hoffnungen Anlass gibt. Zum ersten Mal hat Kranz ein zweites GG von Riesling gefüllt, den „Kirchberg“. Ihn habe ich leider noch nicht probieren können.

Rebholz und Wehrheim

Drei begeisternde GG hat Hansjörg Rebholz geerntet. Sie alle kommen vom „Kastanienbusch“, der Paradelage von Siebeldingen, die bodenmäßig allerdings sehr heterogen und ausdehnungsmäßig etwas zu groß geraten ist. Doch aus dem hochwertigen hinteren Teil kommen Rieslinge (und Weißburgunder), die schlanker sind als die Mittelhaardt-Gewächse, aber dafür oft finessenreicher.

Hansjörg Rebholz
Hansjörg Rebholz

Mir persönlich hat in 2017 das GG von der Muschelkalk-Insel „Im Sonnenschein“ am besten gefallen: ein salziger, sehr trockener Wein, der kühle mineralische Noten und warme tropische Fruchtaromen in sich vereint. Andere mögen den „Ganz Horn“ vorziehen, der auf Buntsandstein wächst und etwas üppiger ausfällt. Oder das GG vom „Kastanienbusch“, das von den höchsten Parzellen der Lage kommt und in diesem Jahr trotz bester Substanz ungeheuer leichtfüßig daherkommt.

Fazit: Rebholz’ GG sind eine Art Messlatte für die Pfalz. Ähnlich hoch würde ich allerdings uch Wehrheims „Kastanienbusch”-Riesling einordnen, der aufgrund des Stahltank-Ausbaus natürlich eine etwas andere Stilistik aufweist als die im großen Holz gereiften Rebholz-Rieslinge. Wehrheims GG vom „Kastanienbusch – Köppel“ kommt erst später auf den Markt.

Übrigens: In den Kellern vieler VDP-Winzer herrscht Tristesse, weil sie leer sind. Ausverkauft. Die Konsumenten haben begriffen, dass 2017 ein guter Jahrgang war, ein sehr, sehr guter.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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