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Bordeaux 2010 – Der erste Premier Cru ist raus: Château Margaux +9%

Alain Juppé, Bürgermeister von Bordeaux und französischer Außenminister, erklärte auf der letzte Woche zu Ende gegangenen Weinmesse Vinexpo, die derzeit aufgerufenen Preise spiegelten nur die Nachfrage des Marktes wider. Tatsächlich war der Markt gestern bereit, die geforderten Preise zu zahlen. Die Quotierung für den Margaux kletterte binnen kurzer Zeit von 600 auf 660 Euro. Und der Pavillon Rouge ging  trotz der exorbitanten Preiserhöhung auf 108 Euro pro Flasche locker weg. Zuletzt wurden für ihn sogar 120 Euro geboten.

Fachleute sehen den Grund für die Akzeptanz der hohen Preise in dem Umstand, dass  diese immer noch unter dem Preis liegen, die aktuell für Futures auf die 2009er gezahlt werden – selbst beim Pavillon Rouge. Außerdem waren die angebotenen Mengen gering. Die Stunde der Wahrheit schlage erst, wenn die 2. und die 3. Tranche offeriert werden. Dann zeige sich, wie groß die Aufnahmebereitschaft des Marktes wirklich ist.

Bordeaux kein Must Buy mehr?

Einige Zeichen deuten allerdings darauf hin, dass Marktteilnehmer genervt, ja gelangweilt auf die zögerliche Kampagne reagieren. Die Zahl derer, für die ein Bordeaux zu diesen Preisen ein must buy ist, scheint abzunehmen. Der englische Weinkritiker Tim Atkin spricht in seinem Blog von einer „gewissen Müdigkeit“ des Marktes gegenüber den kursierenden Superlativen wie „Jahrhundertwein“.
Die englische Financial Times verweist darauf, dass die Budgets vieler Händler nach der Vorjahres-Bonanza um den 2009er erschöpft seien. Es fehle zumindest in Europa und in Amerika an Liquidität. Frisches Geld komme derzeit praktisch nur aus Asien.

Aber auch in Hongkong ist der Hype nicht grenzenlos. „Haben die Chinesen die Nase voll von Lafite?“, fragen die Analysten des Londoner Fine Wine Index Liv-Ex angesichts stagnierender Preise. Cos d’Estournel, ein gefragter Super Second, kam gestern vorsichtshalber mit einem Minus von knapp 6% auf den Markt, Ducru Beaucaillou sogar mit einem Minus von 30%. L’Evangile hatte sich schon letzten Freitag nicht getraut, seinen Preis zu erhöhen.

Auch die Châteaux scheinen unsicher zu sein. Robert Parker, der den Jahrgang 2010 hochgeschrieben hatte, bezeichnete auf seiner Website www.erobertparker.com die diesjährige en-primeur-Kampagne als „Idioten-Roulette“. Seine Punktwertungen sind für Anleger jedoch wichtiger als seine Marktkommentare.

die Preise

1. Juli 2011
Yquem € 420,00 (-22%)
Petit Cheval € 165,00 (+53%)
Cheval Blanc € 850,00 (+21,4%)
Ausone € 1120,00 (+17%)
Latour € 780,00 (+30%)
Clarence Haut Brion € 108,00 (+20%)
30. Juni 2011
Haut Brion € 660,00 (+20%)
Léoville-Las-Cases € 192,00 (-11%)
Pavie € 225,00 (+14,8%)
Bellevue Mondotte € 216,00 (+/-0%)
29. Juni 2011
Les Forts de Latour € 162,00 (+82%)
Chapelle Mission € 108,00 (-)
Carruades de Lafite € 108,00 (+59%)
Lafite € 600,00 (+9%)
La Mission Haut-Brion € 600,00 (+11%)
Figeac € 168,00 (+5%)
Eglise Clinet € 276,00 (+104%)
28. Juni 2011
Vieux Chateau Certan € 180,00 (+15,4%)
La Conseillante € 150,00 (+8,7%)
Ducru Beaucaillou 2. Tranche € 165,00 (+10%)
Troplong Mondot € 98,50 (+9,3%)
Mouton Rothschild € 600,00 (+9%)
Petit Mouton € 108,00 (+80%)
Pichon Lalande € 138,00 (-6%)
La Mondotte € 236,00 (-3,5%)
Palmer € 215,00 (+/-0%)
27. Juni 2011
Croix de Beaucaillou € 30,60 (-30%)
Ducru Beaucaillou € 150,00 (-16,7%)
Clerc Milon € 48,00 (+33%)
Pavillon Rouge € 108,00 ()
Margaux € 600,00 (+9%)
Cos d’Estournel € 198,00 (-5,7%)
24. Juni 2011
L’Evangile € 180,00 (+/-0%)
16. Juni 2011
Lascomes € 72,00 (+20%)
Pavie Macquin € 78,00 (+60%)
Haut Bailly € 89,00 (+16%)
Pichon Lalande € 138,00 (+9%)
15. Juni 2011
Montrose 2. Tranche € 149,00 (+13%)
Pape Clément € 94,80 (+2,6%)
Pichon Baron € 132,00 (+47%)
Montrose 1. Tranche € 132,00 (+22%)
Branaire € 48,00 (+11%)
Lynch-Bages € 100,00 (+39%)
14. Juni 2011
Lagrange € 39,60 (+6,4%)
Grand Puy Lacoste € 57,60 (+20%)
Smith Haut Lafitte Rouge € 77,00 (+48%)
Pontet-Canet 2. Tranche € 115,00 (+15%)
Pontet-Canet 1. Tranche € 100,00 (+39%)
Gruaud-Larose € 45,00 (+14%)
Monbousquets € 27,00 (+ 0%)
Domaine de Chevalier Rouge € 48,00 (+5,3%)
La Lagune € 38,80 (+21%)
Léoville-Poyferré € 85,00 (+18%)
Talbot € 39,60 (+10%)
Giscours € 43,50 (+19%)
Pagodes de Cos € 40,00 (+11%)
Eco de Lynch-Bages € 25,00 (+16%)
Calon-Ségur € 67,60 (+12,5)
Beychevelle € 67,60 (+23%)
Cantemerle € 21,00 (+5,5%)
Langoa-Barton € 45,00 (+19%)
Gazin € 48,00 (+4%)
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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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