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Alter Glen Grant – immer wieder eine Sünde wert

Es wurde mal wieder Zeit, dass ein paar alte Glen Grant ins Glas kommen. Gespannt waren wir vor allem auf die Hochzeitsabfüllung von Prinz Andrew und Miss Sarah Ferguson (1959/60-1986). Aber die beiden anderen, ein 25yo G&M und eine uralte „Dumpy Bottle“- Dark Sherry Wood von Cadenhead, sollten auch ganz gut ins Programm passen.


Tasing Notes


Glen Grant 25y ~1960er G&M Licensed Bottling 0,75L - 40%Glen Grant 25y ~1960er G&M Licensed Bottling 0,75L – 40%
87

Farbe: Rostrot / Amontillado Sherry
Nase: Salzig mit eingelegten Rosinen, viel Orangenextrakt, altem Sherry, Holz, Leder und Spuren von Möbelpolitur. Weich, ohne jegliche Spitzen, fruchtig und mit öligen Nussaromen recht süß gehalten.
Geschmack: Auch auf der Zunge liegt eine weiche Struktur von Orangen, Minze, Holz, Nuss, viel klebrigem Honig und Zuckerlikör. Die salzige Würze polarisiert, bevor der Malt in die zart-bittere und kräuterbehaftete Schiene abtaucht.
Finish: Mittellang – jetzt bitter, mit etwas Holz und vielen Kräutern versehen. Kaffee, Mokka, Lakritze, Papier und rauchige Seifenaromen liegen auf der Zunge.
87 Punkte (Nase: 90 / Geschmack: 87 / Finish: 85)


Glen Grant 19y Cad. Dumpy Bottle Dark Sherry Wood 26 2/3 Oz - 46%Glen Grant 19y Cad. Dumpy Bottle Dark Sherry Wood 26 2/3 Oz – 46%
91

Farbe: Volles Gold
Nase: Zitronentee mit wenig Würze, dafür aber sehr rauchig. Kräuter aller Art mit großem Anteil von Minze und Chinagras, Grapefruit, nasse Erde und gepresster nasser Pappkarton. Nicht die allermächtigste Nase, aber sehr ausgewogen und angenehm.
Geschmack: Weich, weich und nochmals weich – aber dann zeigt er sein wahres Gesicht: salzige Würze, Orangen, Grapefruit und fette Noten von Pfefferminze. Rauch, Holz, Muskatnuss und getoastete Aromen im alten Stil – klasse!
Finish: Vielleicht nur mittellang. Würzige Kräuter mit etwas Chiliextrakt, Salz, Spuren von Holz, Honig und mit viel dumpfem Charakter von Erde, Pappe und Leder versehen. Im Hintergrund liegt während des gesamten Finishs die frische Grapefruit an.
91 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 92 / Finish: 91)


Glen Grant 59/60-86 G&M Marriage Prince Andrew to Miss S. Fergusson – 40%
92

Farbe: Amontillado Sherry
Nase: Alt, dumpf, aber auch spritzig zugleich. Grobes Meersalz, rote und schwarze Pfefferkörner, Orangen, Holz, Bohnerwachs, Möbelpolitur und dicke, fette Aromen von altem Sherry. Dazu Motoröl, der Duft von frisch gewickelten Zigarren und feine Nussaromen. Fruchtig-prickelnd und teilweise leicht stechend (und das mit 40%!!!)
Geschmack: Wuchtig, würzig und mit einem prall gefüllten Kräuterkorb gespickt. Zu Beginn Eukalyptus, Minze, Chili und allerhand Nüsse. Saftige Rosinen, Orangenschalen, Zimt, Muskatnuss, Cayennepfeffer kommen hinzu – und immer wieder salzige Einschläge. Was für ein genialer Geschmack!
Finish: Lang, sogar unglaublich lang für 40%. Die markante Würze verliert nun deutlich an Kraft und die Aromenstruktur geht ins zart-bittere über. Holz (nicht unbedingt von bester Güte) kommt hinzu, sowie Kräuter, Lakritze, Kaffeebohnen und bittere Orange.
Bemerkung: Abgesehen vom letzten Teil des Abgangs eine echte Granate!
92 Punkte (Nase: 92 / Geschmack: 94 / Finish: 91)


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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