Alter Blended Scotch ist immer für eine Tasting-Überraschung gut! Heute starten wir einen Dreiteiler in der Kategorie „alte Blends“, der im letzten Teil mit einem ganz berühmten Süd-Islay-Juwel abschließt. Auf der Suche nach den Besten sind wir wieder ein Stückchen weiter gekommen…
Tasting Notes
Teacher’s ~ 1970er Highland Cream Blended Scotch Whisky – 44%
Farbe: Blasses Gold
Nase: Blumig, frisch und maritim-salzig, leichte Zitrusaromen und etwas (Einmach-)Gummi, der aber mit der Zeit verfliegt – rund und unbeschwert, aber ohne sonstige Fruchtaromen.
Geschmack: Stark salzig und sogar leicht scharf, schwerer Pfeffer, Zitrone und Honigmelone, cremiger werdend, dumpfes Leder, herb und nun sogar leicht bitter, dann süßer werdend mit dezenten Schokoladenaromen.
Finish: Mittellang – trocken, süß mit leicht herben Noten von Kakaopulver und Vanille ausklingend.
83 Punkte (Nase: 83 / Geschmack: 84 / Finish: 83)
Rob Roy ~1976 Blended Scotch Whisky – 43%
Farbe: Blasses Gold
Nase: Hier auch wieder anfangs mit einer schönen, blumigen Frische, die jedoch vergleichsweise fruchtig-süß begleitet wird. Bergamotte und etwas Honig – auch hier eine zarte Gumminote.
Geschmack: Würzig und überraschenderweise sehr mächtig für 43%! Sehr viel Salz und leicht scharf mit Chili und roter Paprika, dann etwas süßer werdend mit Aromen von Malz, Karamell und Honig – immer noch sehr voluminös.
Finish: Mittellang – rund und etwas herb werdend. Alte Noten von Kräutern, Tabak und Leder, aber auch blumig-würzig mit süßem Honig. Dazu angenehme, abrundende Noten von Malz, Karamell und dumpfen Kräutern. Herb ausklingend.
87 Punkte (Nase: 85 / Geschmack: 88 / Finish: 87)
Haig ~1970er Gold Label Blended Scotch Whisky – 43%
Farbe: Blasses Gold
Nase: Alles drin – salzige Würze, Kräuter, Honig, Tabak, cremige, dunkle Schokolade, leichter Rauch, getrocknete Orangenscheiben, rote und dunkle Beeren – lecker!
Geschmack: Cremig, ölig, unendlich fett für 43% – rund und mächtig! Wieder viel Salz, schwarzer Pfeffer, Leder, Schokolade, Kakao, leicht herbe Kräuter und etwas bitteres Lakritz. Hinzu kommt eine maritime Note mit Aromen von salzigen Sardellen und Algen.
Finish: Lang – perfekt abgestimmt! Cremiger Schokoladenpudding (hochwertige, dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil), immer trockener und salziger werdend. Auch hier wieder die gleichen Aromen wie zuvor, jedoch noch besser harmonierend.
Bemerkung: Die Aromen von der Nase gehen nahtlos in den Geschmack und ins Finish über – ein Blend mit perfekt eingebundenen Schokoladenaromen von A bis Z.
90 Punkte (Nase: 90 / Geschmack: 89 / Finish: 91)
Haig’s ~1950er Gold Label 70 Proof Blended Scotch Whisky – 40%
Farbe: Blasses Gold
Nase: Ein Kräuterbeet mit Blattpetersilie, Thymian, Dill und Bohnenkraut. Zu Beginn recht herb mit viel Salz und einer leichten Rauchnote. „Farmy Notes“ im Zusammenspiel mit erdig- dumpfen Ledernoten und etwas Vanille. Im Vergleich zum Haig aus den Siebzigern sind hier keine nennenswerten Fruchtaromen vorhanden.
Geschmack: Supercremiges und salziges Mundgefühl. Gleiche Aromenpalette wie der Siebziger im Geschmack – zwar nicht so mächtig, dafür aber noch ausgewogener. Noch cremiger, noch schokoladiger und nicht ganz so herb.
Finish: Lang und perfekt ausbalanciert! Auch hier wieder fantastische Schokoladenaromen und ziemlich identisches Finish, lediglich etwas honigreicher und nicht ganz so herb.
Bemerkung: Die Nase bringt die größten Unterschiede mit sich. Die 40% wirken ruhiger, sanft und ausgewogen.
90 Punkte (Nase: 88 / Geschmack: 90 / Finish: 91)
Fazit: Haig Gold Label und Haig’s Gold Label – zwei alte Blends der Oberklasse. Aromatisch gesehen, bis auf die Nase, relativ identisch, jedoch in ganz unterschiedlichen Preisklassen zu Hause. Während der Jüngere nicht an die 100-Euro-Grenze herankommt, muss man für den älteren Bruder schon mehr als das Doppelte einkalkulieren. Aber auch hier gilt wieder: Über mehrere Jahre hinweg fast identische Labels bedeuten nicht, dass der darin enthaltene Whisky auch immer von gleicher Qualität ist. Unsere beiden Proben haben jedenfalls mehr als gepasst! Die Umstellung des Labels von „Haig’s“ auf „Haig“ kam im Übrigen Ende der Fünfziger-, Anfang der Sechzigerjahre.