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Weinkeller des “Kronenschlösschens” geplündert

Am 13. Januar veröffentliche das (geschlossene) Hotel Kronenschlösschen in Hattenheim im Rheingau auf Facebook noch eine Kinderzeichnung mit der Unterschrift „Ein Glücksbringer fürs neue Jahr…Es kann nur besser werden.“ Ein Irrtum. Einen Tag später verschafften sich Einbrecher gewaltsam Zugang zu dem berühmten Weinkeller des Feinschmecker-Restaurants und klauten rund 500 Flaschen Luxus-Wein. Geschätzter Wert: zwischen 350 000 und 450 000 Euro. „Dabei gingen die Täter gezielt vor“, wie Johanna Bächstädt, die Besitzerin, gegenüber dem Hessischen Fernsehen berichtete. Sie brachen vier Türen mit Sicherheitsschlössern auf. Eine Panzertür, die mit Fingerabdruck-Sensoren gesichert war, rissen sie aus der Wand. Dabei kam ihnen zugute, dass das Restaurant wegen des Lockdowns geschlossen war und niemand den Lärm hörte.

Die Einbrecher suchten gezielt nach Kultweinen bestimmter Jahrgänge, für die auf den internationalen Weinmärkten eine große Nachfrage besteht und hohe Preise gezahlt werden. So ließen sie unter anderem die gesamte Sammlung von Pétrus-Weinen mitgehen und 20 Flaschen der Domaine de la Romanée-Conti, die bei Sammlern in aller Welt hoch im Kurs stehen. Von den Bordeaux Premiers Mouton-Rothschild, Lafite-Rothschild und Latour raubten sie nur die besten Jahrgänge. Den mittelmäßigen 1981er Jahrgang rührten sie beispielsweise nicht an. Auch die Champagner von Roederer und Krug wurden ihre Beute, während sie den italienischen Kultwein Sassicaia und die riesige Sammlung von Rieslingen aus Deutschland liegen liessen. „Die Täter waren Profis, sie müssen eine genaue Bestellliste gehabt haben“, folgert Bächstädt. Sie warnt alle Händler und privaten Sammler vor den Ankauf der gestohlenen Weine.

Hans B. Ullrich, Bächstädts Vater, ist ein legendärer Weinsammler. Er hatte die Sammlung in den letzten 30 Jahren aufgebaut. Restaurantführer wie der Gault Millau und Weinführer wie VINUM hatten das „Kronenschlösschen“ mit der Auszeichnung für die „beste Weinkarte des Jahres“ bedacht. Dabei ist Ullrichs Weinsammlung nicht die erste in Deutschland, die in den Fokus von – vermutlich – internationalen Weinräuber-Banden geraten ist. In den letzten Jahren wurden auch die Weinkeller des „Schwarzen Adler“ in Vogtsburg am Kaiserstuhl und des 3 Sterne-Restaurants „Traube Tonbach“ in Baiersbronn im Schwarzwald von Profi-Dieben geplündert. Beim Saar-Winzer Egon Müller wurden im August letzten Jahres nummerierte Etiketten gestohlen, die für seine berühmte Scharzhofberg Trockenbeerenauslese vorgesehen waren. Die Rarität wird auf Auktionen für rund 10 000 Euro pro Flasche versteigert. Vermutlich sollen die Etiketten auf Flaschen mit minderwertigem Inhalt geklebt werden und dieser dann als Scharzhofberger teuer in den Handel gebracht werden.

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