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Baron Longo: Neue Kapitel für eine große Geschichte

Seit acht Jahren verantwortet Anton Baron Longo das Weingut seiner Familie und sorgt mit großen Schritten für neuen Glanz. Im Weinbau eine kurze Zeitspanne, auf diesem historischen Terrain gilt das in besonderem Maße. Schon in antiker Zeit bauten die Römer hier im Süden Südtirols Wein an und erlernten von den rätischen Ureinwohnern den Bau von Holzfässern. 400 Jahre reicht die Historie des Weingutes Baron Longo zurück, dessen Rebstöcke heute auf den sanften Hügeln östlich von Neumarkt (ital. Egna) stehen, dem Städtchen mit seinen berühmten Laubengängen aus dem Mittelalter.

Historisches Herz

Nahe der Ortsmitte, im Palais Longo, schlägt das Herz des Weinguts. Aus dem historischen Keller kommen heute überschaubare 60000 Flaschen. Rund 20 Hektar bewirtschaftet das Gut unter der Leitung von Anton Baron Longo. Er hatte die Führung im Jahr 2012 von seinem Vater übernommen und ab dem Jahrgang 2015 die Trauben wieder selbst gekeltert und die Vermarktung der Weine wieder in den Betrieb geholt. Seit der Vertreibung seines Großvaters Dr. Anton Baron Longo von Liebenstein durch die Mussolini-Faschisten im Jahr 1922 Jahren hatte das Gut nur zum Eigenbedarf Wein abgefüllt, der weitaus größte Teil der Trauben wurde an renommierte Kellereien im Südtiroler Unterland verkauft.

Natürlichkeit und Identität

Anton Longo sucht in seinen Weinen sowohl Natürlichkeit als auch eine ortsbetonte Identität. Das bedeutet für ihn „Vitalisierung des Bodens und Verwendung robuster autochthoner Sorten, die der jeweiligen Lage entsprechen“. Wobei das Lagenportfolio recht vielseitig ist; es reicht von den Schwemmlandböden in Talnähe bis zu neu angelegten Weinbergen in über 1000 Metern Höhe.

Das malerische Neumarkt in Südtirol

Warme Böden, kühle Luft

Ein großes Kapital des Gutes sind die Weingärten rund um das denkmalgeschützte Villner Schlössl, einem der beliebtesten Fotomotive Südtirols. Die warmen Böden sorgen dafür, dass auch die Bordeaux-Rebsorte Cabernet Sauvignon zuverlässig ausreift, in Südtirol nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. Kühle Luft, die nachts aus Richtung Dolomiten herabstreift, sorgt für die Ausbildung einer komplexen Aromatik und erhält die angestrebte Frische im Wein. Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht kann hier durchaus 20 Grad Celsius betragen.

Harmonie mit der Natur

„Wir arbeiten in Harmonie mit der Natur und legen besonderen Wert auf die traditionelle Anbauweise. So gelingt es uns, die einzigartigen Eigenschaften der unterschiedlichen Reben zu interpretieren und das Beste aus jeder Traube hervorzuholen“, erklärt Anton Longo seine Philosophie. Seit 2017 bewirtschaftet er die Reben biologisch, mit dem Jahrgang 2020 ist die Zertifizierung abgeschlossen. Für die weitere Optimierung der Vinifikation hat Longo, selbst ausgebildeter Kellermeister, den Önologen Pierre Millemann an Bord geholt, dessen Rat auch Spitzenweingüter in Burgund suchen.

Zwei Spitzen-Cuvées

Sein Sortiment unterteilt Anton Longo in Rebsortenweine, die nach den vielfältigen Bodenformationen der Weinberge benannt werden, wie etwa der ausgewogene, fruchtig würzige Merlot „Kieselstein“ oder der geschmeidige Weißburgunder „Schutterstein“ sowie die  Premiumlinie „Nobilis“, deren Namen eine Hommage an die Familie und ihre Geschichte darstellen. Ganz oben stehen der weiße „Liebenstein“, der rote „Wellenburg“, eine Vermählung von Cabernet Sauvignon und Merlot.

 

Probierttipps

2018 Weißburgunder Schutterstein

Geschmeidiger und zugleich tiefgründiger Südtiroler Klassiker, vielseitiger Speisenbegleiter

Ca. 15 Euro

 

 

 

 

 

2018 Liebenstein

Edle Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay. Im Holz ausgebaut verbindet der Wein komplexe Aromatik, Fülle und Finesse.

Ca. 30 Euro

 

 

 

 

 

2016 Wellenburg

Kraftvoller, vielschichtiger Wein aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot. Zeigt reife Frucht, Würze und markantes, dabei geschliffenes Tannin. Großes Reifepotenzial.

Ca. 30 Euro

 

 

 

 

 

Bezug u.a. unter www.bergwein.de

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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