2010 Nierstein Ölberg Riesling Spätlese trocken von Louis Guntrum

Etikett 2010 Nierstein Ölberg Riesling Spätlese - Louis Guntrum
Der Rote Hang bei Nierstein ist eine historische Rieslinglage. Doch im Moment gibt es nur wenige große Weine von dort. Vielleicht wird sich das bald ändern. Im Weingut Louis Guntrum tut sich jedenfalls etwas. Dessen trockene 2010 Nierstein Ölberg Riesling Spätlese ist ein überraschend guter Wein und kostet nur 9,50 Euro.

Das Wein­gut Lou­is Gun­trum pro­du­ziert viel Wein, besitzt aber nur 11 Hekt­ar Reben, die auf elf Lagen ver­teilt sind. Ent­spre­chend klein sind die Par­zel­len. Auch Gun­trums Anteil am Nier­stei­ner Ölberg ist nicht groß.

Aber die tro­cke­ne 2010er Spät­le­se aus die­ser Lage besitzt, obwohl noch jung, alles, was die Beson­der­heit eines Ölberg-Weins aus­macht: den mineralisch-salzigen Geschmack, einen lang­sa­men, cre­mi­gen Trink­fluss, die stahli­ge Säu­re und ein wür­zi­ges Bou­quet, in dem sich neben Apfel und Grape­fruit immer auch ein Hauch Apri­ko­se oder Man­da­ri­nen­scha­le offen­bart – typisch für sehr war­me Lagen.

Der Ölberg ist fast gänz­lich nach Süden aus­ge­rich­tet und zu 60 Pro­zent steil. Die Son­ne trifft fast im rech­ten Win­kel auf. Der Boden besteht aus leuch­tend rot­brau­nem Ton­schie­fer – so ent­stand die Bezeich­nung Roter Hang für die zur Rhein­front gele­ge­nen Wein­ber­ge Nier­steins. Schon auf­grund der Far­be wirkt der Hang als Wär­me­spei­cher. Frü­her befand sich ein Klos­ter, wo heu­te die Reben ste­hen. Mög­li­cher­wei­se war es von Oli­ven­bäu­men umstan­den. Daher könn­te der Name Ölberg stammen.

Von Weinführern gern übersehen

Da auch der Wein nach Mei­nung der Ein­hei­mi­schen etwas dick­flüs­si­ger ist als ande­re Wei­ne, kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass auch sei­ne beson­de­re Vis­ko­si­tät zu der Namens­ge­bung bei­getra­gen hat. Auf jeden Fall gehört der Ölberg zu jenen Lagen, die die Bezeich­nung Ter­ro­ir verdienen.

Von den Wein­füh­rern wird Lou­is Gun­trum gern über­se­hen. Zu beschei­den waren die Wei­ne bis in die jüngs­te Ver­gan­gen­heit. Weder im Eichelm­ann noch im FEINSCHMECKER-Guide der „900 bes­ten Wein­gü­ter in Deutsch­land“ taucht der Name auf. Gun­trums Fokus auf Wei­ne aus zuge­kauf­ten Trau­ben, die im gro­ßen Stil ins Aus­land expor­tiert wer­den (noch heu­te zu 70 Pro­zent), hat dazu geführt, dass die­se tra­di­ti­ons­rei­che Kel­le­rei qua­li­ta­tiv nicht mehr mit­hal­ten konn­te – und wohl auch nicht wollte.

Hier schmeckt man das Terroir

Unter dem jun­gen Lou­is Kon­stan­tin Gun­trum scheint sich das Blatt nun zu wen­den. Die Guts­ab­fül­lun­gen ste­hen plötz­lich wie­der im Mit­tel­punkt. Sie sind kla­rer, sau­be­rer, aus­drucks­vol­ler gewor­den. Man schmeckt Ter­ro­ir, wo vor­han­den. Die tro­cke­ne Spät­le­se vom Ölberg ist ein gutes Bei­spiel dafür: ein leich­ter, zart­fruch­ti­ger Ries­ling (11,5 Vol.%) mit kla­rer Hand­schrift, der in die­ser Qua­li­täts­klas­se bei den ört­li­chen VDP-Gütern min­des­tens fünf­zig Pro­zent teu­rer wäre.

Dabei ist der 2010er jahr­gangs­be­dingt kein ein­fa­cher Wein. Die Säu­re ist hoch und immer noch etwas krat­zig. Trotz leich­ter Rest­sü­ße (7,6 Gramm/l) wirkt er kno­chen­tro­cken. Mit den ers­ten vor­sich­ti­gen Rei­fen­o­ten, die jetzt spür­bar sind, wird er jedoch zugäng­li­cher. Wenn er sich in den nächs­ten Mona­ten öff­net, erhält man einen ker­ni­gen, straf­fen Wein von gro­ßer Distinktion.

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