Sonntag, September 15, 2024
7.8 C
München
spot_img

Südtirols Weißweine: Frische und Vielfalt

Stattliche 11 weiße Rebsorten sind in Südtirol für den Anbau von Qualitätswein zugelassen. Die Mehrzahl von ihnen sind Edelreben, die bereits im 19. Jahrhundert eingeführt wurden und so auf eine respektable Geschichte zurückblicken können. Über 60 Prozent der 5300 Hektar Südtiroler Weinbaufläche sind aktuell mit Weißburgunder, Gewürztraminer & Co. bestockt.

Die fünf häufigsten Sorten im Kurzportrait:

Grauburgunder

Der Grauburgunder (Ital. Pinot Grigio) hat sich den ersten Platz unter den weißen Sorten erobert. Seinen Namen hat er von der graublauen Farbe, die die Trauben  bei Reife annehmen. Er gedeiht am besten auf warmen Schwemmlandböden im Südtiroler Unterland sowie  im Überetsch, rund um den Kalterer See. Die stilistische Bandbreite reicht vom fruchtigen Easy-Drinking-Wein bis zu kraftvollen, tiefgründigen Tropfen mit Reifepotenzial.

Probiertipps:

2017 Pinot Grigio Opes, Ritterhof

Im Holzfass gereift zeigt er neben Frucht auch feine Würz- und Röstnoten. Kraftvoll und geschmeidig am Gaumen. Passt zu Fisch und Fleisch mit hellen Saucen. Um 18 Euro.

2018 Pinot Grigio, Kellerei Andrian
Fruchtiger Duft (Honigmelone) und trockener Geschmack mit weicher, runder Säure zeichnen diesen Grauburgunder aus. Zu moderner leichter Küche mit Gemüse und Fisch sowie zu mildem Käse. Um 12 Euro.

Weißburgunder

Lange Zeit die weiße Südtiroler Sorte schlechthin, verkörpert der Weißburgunder, (ital. Pinot Bianco), ebenfalls ein Spross der französischen Burgunderfamilie, noch immer die Tugenden der Region: Frisch, belebend, ein vielseitiger Essensbegleiter. Seine Hochburgen sind das Terlaner Becken sowie das Überetsch um Eppan und Girlan, bevorzugt auf Kalkböden und in Höhenlagen bis 800 Meter über dem Meer.

 

Probiertipps:

2018 Pinot Bianco Penon, Kellerei Nals-Margreid

Feine Frucht und Kräuter im Duft, zeigt Druck und Schmelz am Gaumen. Zu moderner Gemüseküche und Süßwasserfisch. Um 12 Euro.

2018 Pinot Bianco Riserva Isos, Ansitz Waldgries
Von kalkigem Moränenschotter in der Lage Schwarzhaus bei Eppan. Ein Teil reifte im Tonneau (Holzfass mit ca. 500 Litern

Volumen), der andere im Stahltank auf der Hefe. Feiner Duft von gelben Früchten; dicht, kräftig und anhaltend im Geschmack. Um 20 Euro.

 

Chardonnay

Chardonnay ist ein Spätzünder in der Südtiroler Weinwelt. Jahrzehntelang wurde er statistisch mit dem äußerlich sehr ähnlichen Weißburgunder zusammengefasst und auch mit ihm zusammen gekeltert. Reinsortig ausgebaut zeigt er meist ein intensiveres Aroma und mehr Körper. Fruchtig und lebendig präsentieren sich im Stahltank ausgebaute Vertreter, voluminös, würzig und buttrig solche, die im kleinen Holzfass (“Barrique“) ausgebaut werden.

2018 Chardonnay Doss, Castelfeder
Typische Apfel- und Bananennoten im Duft, markant und frisch zugleich im Geschmack. Zu (Gemüse-)Vorspeisen und leichten

Pasta- und Risottogerichten. Um 11 Euro.

2018 Chardonnay Lafoa, Kellerei Schreckbichl
Der im Barrique ausgebaute Chardonnay aus der Top-Linie der Kellerei Schreckbichl stammt von sandig-schottrigem Moränenboden. Er zeigt neben der Frucht auch nussige und vanillige Aromen, am Gaumen ist er druckvoll und elegant-balanciert zugleich. Kann noch reifen. Um 23 Euro.

Gewürztraminer

Der Gewürztraminer hat seinen Namen nicht vom Weindorf Tramin, wie man mittlerweile weiß, sondern es verhält sich umgekehrt. Auf jeden Fall ist die Namensgeschichte ein Beleg für die innige Verbundenheit des aromatischen Klassikers mit diesem Flecken Erde im Südtiroler Unterland, der sich vor allem durch warme Böden auszeichnet.

2018 Gewürztraminer Vigna Kastelaz, Elena Walch
Der Weinberg (ital. „Vigna“) Kastelaz liegt oberhalb von Tramin. Hohe Temperaturen am Tag und kühle Luft in der Nacht sorgen für besonders ausgeprägte Aromen. Rosen und tropische Früchte sowie mineralische Akzente bestimmen das intensive Bouquet, kraftvoll, weich und saftig zeigt sich der Geschmack. Ein Wein der solo genossen bestens zur Geltung kommt –  in kleinen Schlucken aus einem großen  Glas. Um 35 Euro.

2018 Gewürztraminer Frauenrigl, Peter Zemmer
Von den Hügeln um Kurtatsch stammen die Trauben für diesen intensiv-aromatischen komplexen Wein. Zum

typischen Rosenduft kommen Noten von Muskat, gelbem Steinobst und tropischen Früchten. Dank seines anhaltenden Geschmacks macht er sich gut zu kräftig auch asiatisch gewürzten Gerichten sowie zu reifem Weichkäse. Um 19 Euro.

Sauvignon blanc

Sauvignon blanc ist ebenfalls eine der im 19. Jahrhundert aus Frankreich eingeführten Edelreben. Zunächst fand er vor allemrund um Terlan Verbreitung und darf dort die Bezeichnung „Terlaner Sauvignon“ tragen. Doch längst wurden für die hocharomatische Traube auch passende Lagen im Überetsch und auch im Eisacktal gefunden.

2018 Sauvignon blanc Palladium, K. Martini & Sohn
Intensives Bouquet von Stachelbeere, Holunder und tropischen Früchten. Weich und zugleich lebendig im Geschmack. Ein kleiner Teil wurde im Barrique ausgebaut, was Kraft und Schmelz steigert. Zu Gemüsegerichten, Fisch und Meeresfrüchten. Um 12,50 Euro.

2019 Sauvignon blanc Aristos, Eisacktaler Kellerei
Animierender Duft von Kräutern und tropischen Früchten; ebenfalls sehr animierend aber nicht spitz ist die Säure, die dem Wein große Lebendigkeit verleiht. Als Aperitif mit Anspruch und zu würzigen (Vor-)Speisen mit Fisch. Um 15 Euro.

- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img