Selbstklebende Weinetiketten ablösen: so geht’s!

Angelöstes Weinetikett
Das Sammeln von Weinetiketten gehörte schon immer zum Hobby vieler Weinliebhaber dazu. Doch seit einigen Jahren finden sich moderne selbstklebende Etiketten auf den Flaschen. Diese widersetzen sich hartnäckig dem schnellen Ablösen. Andreas Bühl hat experimentiert und stellt eine Methode vor, mit der es gelingt.

Anlei­tung:


Ich samm­le ger­ne. Frü­her Brief­mar­ken und bis heu­te neben ein­zel­nen merk­wür­di­gen Gegen­stän­den vor allem Bücher. Und als ich vor eini­ger Zeit mit einem Freund mal wie­der eine Fla­sche “Wei­ßes Rau­schen” genos­sen habe, da dach­ten wir bei­de: “Es ist scha­de, wenn der Wein getrun­ken und die Fla­sche im Alt­glas­con­tai­ner gelan­det ist. Wir ent­de­cken die Welt des Weins und kön­nen es nicht fest­hal­ten. Lass uns die Wein­eti­ket­ten sam­meln und mit Noti­zen zu dem Wein ver­se­hen!” Also habe ich mit ver­schie­de­nen Metho­den expe­ri­men­tiert und fas­se nun hier die Ergeb­nis­se zusammen.


Wei­net­ti­ket­ten Sammelablbum


Geleim­te Weinetiketten

Bei klas­si­schen, geleim­ten Eti­ket­ten auf Wein­fla­schen ist das Ablö­sen sehr ein­fach. Man legt die Fla­sche in ein war­mes Was­ser­bad und lässt das Eti­kett ein­wei­chen. Oft löst es sich schon vom Fla­schen­kör­per, ohne dass man von Hand nach­hel­fen muss. Bleibt das Eti­kett an dem Glas haf­ten, reicht es aus, mit einem schar­fen Küchen­mes­ser eine Ecke leicht anzu­he­ben und das Eti­kett dann lang­sam abzuziehen.
Dem Was­ser soll­te eine Por­ti­on Spül­mit­tel zuge­ge­ben wer­den. Das erleich­tert das sanf­te Abrei­ben der rest­li­chen Leim­men­ge von der Kle­be­sei­te. Ver­bleibt zu viel Leim auf dem Eti­kett, kann es im nächs­ten Schritt näm­lich wie­der auf der Unter­la­ge ankleben.
Denn das feuch­te Eti­kett muss nun getrock­net und gleich­zei­tig gepresst wer­den, damit es sich nicht wellt. Sehr gut hat bei mir immer fol­gen­de Vari­an­te funk­tio­niert: zuun­terst ein Stück fes­ter, mög­lichst glat­ter Kar­ton mit einem Lösch­pa­pier oben­drauf. Dann das Eti­kett und wie­der Lösch­pa­pier und Kar­ton. Das gan­ze ein­fach mit ein paar Büchern beschwert. Um die vor Feuch­tig­keit zu schüt­zen, soll­te man noch eine Plas­tik­tü­te, Alu­fo­lie o.ä. dazwi­schen­le­gen. An einen war­men Ort stel­len, z.B. auf einen Heiz­kör­per, eini­ge Zeit war­ten und fer­tig ist das Sammlerstück!

Selbst­kle­ben­de Etiketten

Selbst­kle­ben­de Eti­ket­ten abzu­lö­sen ist schwie­ri­ger, aber nicht unmög­lich, obgleich vie­le Samm­ler der Über­zeu­gung sind, dass es nicht funk­tio­niert. Bei mei­nem ers­ten Ver­such, einem selbst­kle­ben­den Eti­kett mit einem schar­fen Mes­ser – genau­er: einer Tep­pich­mes­ser­klin­ge – zu Lei­be zu rücken, habe ich es gleich zer­stört. Der Kle­ber ver­bin­det das Papier zu stark mit dem Glas und ich habe nur ein­zel­ne Fet­zen abgeschabt.
Wie erkennt man übri­gens, dass es sich um ein selbst­kle­ben­des Eti­kett han­delt? Das Papier ist meist ein wenig dicker und liegt – im Gegen­satz zu den meis­ten geleim­ten Eti­ket­ten – sehr sau­ber und gleich­mä­ßig an der Fla­sche an. Der Papier­rand schließt prä­zi­se und dicht ab. Manch­mal sind dort sogar Spu­ren von Kleb­stoff zu erkennen.

Ablö­sen im Heißwasserbad

Nach eini­gen Recher­chen im Inter­net über ver­geb­lich und geglück­te Ver­su­che ande­rer Samm­ler, habe ich mich für eine Metho­de mit hei­ßem Was­ser ent­schie­den. Die Idee dahin­ter ist fol­gen­de: den Kleb­stoff kann man ohne den Ein­satz gif­ti­ger Che­mie nicht auf-, bzw. ablö­sen, wie es bei geleim­ten Eti­ket­ten gut funk­tio­niert. Daher muss man ihn qua­si “weich­ma­chen”, also die Kle­be­kraft redu­zie­ren. Und das kann man im Regel­fall – bei allen von mir getes­te­ten Fla­schen hat es wun­der­bar funk­tio­niert – mit hohen Temperaturen.


Schritt 1: Erhitzen im Nudeltopf

Erhitzen der Weinflasche im Topf

Zuerst füllt man hei­ßes Was­ser aus dem Was­ser­hahn in die Fla­sche. Das ist wich­tig, weil es die Hit­ze spei­chert und die Fla­sche dadurch im ganz kon­kre­ten Sinn auf dem Boden bleibt. Näm­lich am Topfboden.

Ide­al ist ein hoher Spa­ghet­ti­topf, denn das Was­ser muss das Eti­kett voll­stän­dig bede­cken. Der wird auch mit hei­ßem Was­ser aus der Lei­tung gefüllt, bis der not­wen­di­ge Pegel erreicht ist.

Dann wird erhitzt und zwar so stark wie mög­lich, ohne das Was­ser zum Kochen zu brin­gen. 90° Was­ser­tem­pe­ra­tur soll­ten es im Ide­al­fall sein, damit der Kle­ber ordent­lich weich wird.

Ein paar Trop­fen Spül­mit­tel habe ich auch dazu­ge­ge­ben. Das hilft beim Ablö­sen, weil man nicht so schnell an dem Kle­ber hän­gen bleibt.

Wich­tig: Glas dehnt sich abhän­gig von der Tem­pe­ra­tur aus. Bringt man eine kal­te Glas­fla­sche plötz­lich mit sehr hei­ßem Was­ser in Kon­takt, kann sie zerspringen. 

Daher ist es wich­tig, mit dem Lei­tungs­was­ser vor­zu­wär­men und die Fla­schen nicht ein­fach in schon fast kochen­des Was­ser zu stellen.


Schritt 2: vorsichtiges Abziehen

teilweise abgelöstes Weinetikett

Das Abzie­hen erfor­dert etwas Fin­ger­spit­zen­ge­fühl. Um zu tes­ten, ob das Was­ser – und damit auch der Kle­ber – heiß genug ist, holt man die Fla­sche mit einem Topf­lap­pen aus dem Bad und ver­sucht mit einem schar­fen Mes­ser vor­sich­tig an einer Ecke das Eti­kett anzuheben.

Ein wenig Druck muss man auf jeden Fall anwenden.

teilweise abgelöstes Weinetikett

Funk­tio­niert das gut, kann’s los­ge­hen. Das hei­ße Was­ser in der Fla­sche hält den Kle­ber nun noch eine Wei­le weich.

Anstatt das Eti­kett von einer Ecke aus abzu­zie­hen, emp­fiehlt sich, zuerst eine kom­plet­te Längs­sei­te leicht mit dem Mes­ser anzu­he­ben und es dann lang­sam und gera­de von Hand abzu­lö­sen. So ver­mei­det man, dass es an einer Kan­te einreißt.

Wer es aus­pro­biert, wird mer­ken, dass das Papier zügig trock­net und eini­ger­ma­ßen reiß­fest ist. Zu viel Zeit soll­te man sich den­noch nicht las­sen, da der Kle­ber mit sin­ken­der Tem­pe­ra­tur schnell wie­der fes­ter wird.


Schritt 3: Aufkleben und fertig!

Aufkleben des Weinetiketts

Auch an dem abge­lös­ten Eti­kett haf­tet noch der Kleb­stoff. Das Trock­nen und Pres­sen zwi­schen Lösch­pa­pier funk­tio­niert nicht: das Papier wür­de an dem Eti­kett haf­ten blei­ben. Am bes­ten lässt man es kurz an der Luft trock­nen und klebt es dann sorg­fäl­tig auf die gewünsch­te Sammelunterlage.

Doch Vor­sicht: dabei gibt es nur einen Versuch!

Ein­fach an einer kur­zen Sei­te anfan­gen und ohne Fal­ten glatt fest­drü­cken. Das war’s! Auf dem Bild unten ist auch gut zu erken­nen, wie sich ein selbst­kle­ben­des Eti­kett wellt, bevor es auf einer Unter­la­ge ange­bracht wor­den ist.


Alternativen

selbstklebende Weinetiketten

Im Inter­net kur­sie­ren neben zahl­rei­chen Hiobs­bot­schaf­ten immer wie­der Tipps zum Ablö­sen selbst­kle­ben­der Eti­ket­ten. Ich wür­de vom Ein­satz star­ker Lösungs­mit­tel, Ben­zin oder wag­hal­si­gen Ver­su­chen mit Was­ser­dampf aus Espresso-Maschinen abra­ten. Neben dem Erfolg ste­hen auch die gesund­heit­li­chen Vor­tei­le in Frage.

Eine wei­te­re – wenn auch kost­spie­li­ge – Alter­na­ti­ve ist eine Spe­zi­al­fo­lie, die man für ca. 1-2 € pro Eti­kett erwer­ben kann. Die­se legt man über das Eti­kett, drückt sie fest an und zieht sie dann mit­samt der Eti­ket­ten­ober­flä­che wie­der ab. Bei die­ser Metho­de ver­blei­ben aller­dings gro­ße Tei­le des Eti­ket­ten­pa­piers auf der Fla­sche, ledig­lich das Motiv ist unversehrt.

Weinflasche ohne Etikett

Der auf­merk­sa­me Leser wird auf den Bil­dern wahr­schein­lich den 2010 Klos­ter Eber­bach Ries­ling Clas­sic aus dem EDEKA-Sortiment wie­der­erkannt haben, den weinkenner.de kürz­lich vor­ge­stellt hat. Jeder, der das Ablö­sen aus­pro­bie­ren möch­te, soll­te es ruhi­gen Gewis­sens mit die­sem Wein üben, bevor er sich an die eige­nen Ein­zel­stü­cke wagt.

Sehr zu emp­feh­len zu die­sem The­ma ist die Home­page des Deut­schen Freun­des­krei­ses Weinetiketten-Sammler und deren Etiketten-Schau. Von die­ser Sei­te stammt auch der Ansatz mit dem Erhitzen.

Und ein Auf­ruf zum Schluss: Es wür­de mich sehr inter­es­sie­ren, Erfah­rungs­be­rich­te und Hin­wei­se auf ande­re Metho­den, die jeder zu Hau­se nach­voll­zie­hen kann, hier im Kom­men­tar­be­reich zu finden!

8 Kommentare

  • Der Eti­ket­ten­leim ist wär­me­emp­find­lich. Er lässt sich auch tro­cken lösen, dabei bleibt das Eti­kett sta­bil und reißt nicht ein. Ein­fach das Brat­rohr am Herd auf 100 Grad vor­hei­zen und die lee­re Fla­sche für ein paar Minu­ten ins Rohr legen. Dann lässt sich das Eti­kett abzie­hen und in der Samm­lung aufkleben.

    • Es gibt auch abwasch­ba­re Eti­ket­ten, die ein­fach in einer han­dels­üb­li­chen Spül­ma­schi­ne abzu­lö­sen sind. Die Infor­ma­tio­nen habe ich online gefun­den bei Dru­cke­rei Flyerpilot.

  • Habe zuerst die Wein­fla­sche mit ganz hei­ßem Was­ser aus dem Was­ser­hahn gefühlt und das Wasch­be­cken zuge­korkt. Erst noch eini­ges an hei­ßem Was­ser ein­lau­fen las­sen, damit die Fla­sche warm bleibt. Dann Was­ser­ko­cher auf­ge­stellt und kurz vor dem Sie­de­punkt aus­ge­macht. Spü­li und das hei­ße Was­ser dazu und sie­he da es hat suuper geklappt. Die eine Fla­sche nen Ticken schwie­ri­ger als die ande­re aber trotz­dem pro­blem­los. Trock­nen las­se ich die Eti­ket­ten immer erst auf einer Doku­men­ten­fo­lie, da las­sen sie sich wie­der sehr ein­fach lösen um sie dann nach dem Trock­nen an die end­gül­ti­ge Stel­le aufzubringen 🙂

  • Lie­ber Herr Bühl,
    Ich löse nur ganz sel­ten Wein­eti­ket­ten zum Auf­be­wah­ren ab. Umso mehr hat es mich geär­gert, dass ich dabei regel­mäs­sig schei­ter­te (genau so, wie Sie beschrie­ben haben). Dann habe ich Ihren Trick aus­pro­biert – hat bes­tens geklappt! Vie­len Dank für’s Her­aus­fin­den und Tei­len die­ser ein­fa­chen und gut funk­tio­nie­ren­den Methode!

  • Hal­lo,
    der Trick hat wun­der­bar funk­tio­niert. Habe soeben das Eti­kett von einer Whis­key­fla­sche abge­zo­gen. Da ich aller­dings kei­nen Spa­ghet­ti­topf besit­ze, habe ich mei­nen Brä­ter benutzt und die Fla­sche rein­ge­legt. Geht auch so.
    Vie­len Dank für den Tipp.
    Gruß
    Wolfgang

  • Lei­der gehts das mit den Foli­en auch nicht mehr – im letz­ten Jahr ist es mir nur noch sel­ten geglückt – die Eti­ket­ten sind dün­ner und nur Tei­le der Ober­flä­che gehen ab – kei­ne guten Ergebnisse!

  • Im Web­shop von http://www.vinoresca.com gibt es eine Klar­sicht­fo­lie, mit der a l l e Eti­ket­ten inner­halb weni­ger Minu­ten abge­löst wer­den kön­nen. Es “zer­teilt” die Wein­eti­ket­ten in 2 Hälf­ten, eine, die auf der Folie haf­ten bleibt und dann in ein spe­zi­el­les Wein­no­tiz­buch ein­ge­klebt wer­den kann und eine, die an der Fla­sche kle­ben bleibt. Die Foli­en kön­nen auch ins Restau­rant oder zu Wein­pro­ben mit­ge­nom­men wer­den, ohne dass die lee­re Fla­sche mit nach­hau­se genom­men wer­den muss. Ein­fach mal ausprobieren!

    • Ich habe ein paar gute Ergeb­nis­se mit dem kris­tall­kla­ren Kle­be­band (dicke Rol­le) eines füh­ren­den Her­stel­lers (T…) gehabt. Die­ses Kle­be­band scheint ähn­lich wie die teu­re selbst­kle­ben­de Folie zu funk­tio­nie­ren, ist aber wesent­lich güns­ti­ger. Für klei­ne­re Eti­ket­ten kann also auch auf gutes trans­pa­ren­tes Kle­be­band umge­stie­gen werden.

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