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Rotkäppchen-Mumm kauft Prosecco Ruggeri

Der Verkauf italienischer Weingüter setzt sich auch in 2017 fort. Der Premium Prosecco-Erzeuger Ruggeri geht an die Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien in Freyburg/Unstrut. Das Motiv für den Verkauf seitens der Italiener dürften Nachfolge-Probleme sein. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Damit tritt erstmals ein grosses deutsches Unternehmen als Investor auf dem Weinsektor in Italien auf. Allerdings ist es eine Ehe unter Ungleichen: Rotkäppchen-Mumm (Rotkäppchen Sekt, MM Extra, Mumm, Jules Mumm) hat im abgelaufenen Jahr 253 Millionen Flaschen Sekt, Spirituosen und Wein absetzt. Ruggeri steht für gerade mal 2 Millionen Flaschen Prosecco. Mit über zehn Euro Endverkaufspreis gehören Ruggeris Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG aber zu den Premium-Marken im Prosecco-Markt. Die Schäumer sind in der gehobenen und in der Top-Gastronomie relativ stark vertreten und werden in Deutschland von besten Fachhändlern vertrieben. Ruggeris Premium Prosecco Giustino B. (von weinkenner.de schon 2011 hoch gelobt) wurde von Parker kürzlich mit 92 Punkten bewertet – der höchsten Bewertung, die ein Prosecco von ihm je erhalten hat. Der Gambero Rosso, der massgebliche italienische Weinführer, kürte ihn in seiner neuesten Ausgabe 2017 zum „Schaumwein des Jahres“.

Das Unternehmen, 1950 von Giustino Bisol gegründet, wird heute von dessen Sohn Paolo geführt. Von den 2 Millionen Flaschen gehen über 40 Prozent in den Export. Die Sachsen-Anhalter übernehmen neben der Marke Ruggeri die Kellereigebäude am Produktionsstandort in Valdobbiadene samt 30 Mitarbeitern. Die 14 Hektar Weinberge, die die Familie Bisol selbst in Valdobbiadene und in Cartizze besitzt, verbleiben im Familienbesitz. Der grösste Teil der Trauben für die Ruggeri-Prosecco wird von 150 Kleinwinzern zugeliefert.

Angesichts des stagnierenden Sektmarkts in Deutschland verspricht sich Rotkäppchen-Mumm von dem Engagement eine Stärkung seiner internationalen Ausrichtung. Ruggeri ist in 30 Ländern der Welt vertreten, während Rotkäppchen-Mumm gerade einmal 0,5 Prozent seiner Produktion ins Ausland verkauft. Ausserdem erhoffen sich die Deutschen, über Ruggeri ins gehobene Preissegment zu kommen.

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2 Kommentare

  1. Ich bin überrascht, dass Sie in diesem Zusammenhang nicht erwähnen,
    dass zu Rotkäppchen auch die ‚Edelmarke‘ Geldermann gehört. Zumindest der Rosé gehört zu den absoluten deutschen Spitzensekten und auch der Geldermann Brut, letzterer besteht übrigens ausschließlich aus Champagnertrauben!
    PS. Nachmane schreibt man in D Nachnahme. s. unten links bei Ihnen

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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